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In den letzten zwei Jahrhunderten hat die Menschheit in Bezug auf Wissen und Naturwissenschaften einen Quantensprung nach vorne getan. Seit durch Aufklärung und Revolutionen deutlich wurde, dass der Mensch sein Schicksal aktiv beeinflussen kann und die Gründe für Krankheiten und Elend nicht gottgewollt und vorbestimmt sind, hat die Menschheit in der Forschung fast unermessliche Fortschritte gemacht. Immer mehr kann erklärt werden, in immer mehr biologische Vorgänge kann korrigierend eingegriffen werden.
Das führte aber auch dazu, dass die große Gefahr besteht, wieder einmal – was wir so gerne tun – einen Tunnelblick zu entwickeln und zu vergessen, dass noch längst nicht alles erklärt und erforscht ist.
Aber genau das würde uns so mancher, der "ganz oben" steht (und dort gerne unbedroht bleiben möchte – möglichst alleine), gerne so verkaufen. Es ist natürlich leichter, die Spitze zu halten, wenn sie auf einer breiten Basis steht, die möglichst stabil, also fixiert bleiben sollte.
Manchmal habe ich heute das Gefühl, dass die Vorgänge der Aufklärung sich wieder umkehren und die Zeiten, in denen jeder Einzelne sich bewusst wurde, dass er sein Schicksal selber beeinflussen und mitbestimmen kann, wieder vorbei sind. Früher wurde den Menschen mit dem Zorn Gottes gedroht, heute mit Terrorismus und gefährlicher "Gleichmacherei".
Was unverändert geblieben ist, ist der Mechanismus:
– Angst machen funktioniert und verhindert einen freien Blick.
– Feindbilder, die vorgegeben werden, verhindern, dass der eigentliche Feind von Freiheit und Gerechtigkeit ins Blickfeld rücken kann.
– Dummheit verhindert einen kritischen Geist, der zweifelt und hinterfragt, nicht einfach schluckt, was ihm gut vorgekaut und eingespeichelt serviert wird.
Der Menschheit, oder zumindest dem Teil, der heute die "Macht" darstellt (wie immer diese auch detailliert definiert werden mag), ist es gelungen, die meisten Krankheiten in den Griff zu bekommen.
Wir haben – zumindest theoretisch und in unserem Teil der Welt – die große Chance immer älter zu werden und dennoch aktiv und körperlich und geistig fit dabei zu sein.
"Wir" beklagen die demografische Situation in Deutschland, ein wieder anderes "Wir" sorgt sich gleichzeitig darum, dass die Bevölkerung so stark anwächst, dass die natürlichen Ressourcen nicht mehr für alle reichen.
"Wir" (oder hier doch eher "die"??) haben heute aber auch am entgegengesetzten Pol gefährliche Möglichkeiten.
Früher wurde Konflikte zwischen Individuen ausgetragen, irgendwann dann zwischen Stämmen, zwischen Nachbarn, zwischen Nationen. Schon immer haben Menschen Menschen getötet, um das eigene Überleben sicher zu stellen. Die Definition von Überleben aber hat sich radikal geändert. Überleben wird heute auf "den Markt" bezogen; auf Wirtschaft und Konkurrenzfähigkeit. Und nie zuvor hatten Lebewesen so wie heute die Möglichkeit, nicht "nur" ihren Nachbarn zu töten, sondern ganze Völker auszulöschen.
Noch einmal zusammengefasst:
– Die Menschen können immer mehr Krankheiten heilen oder sogar im Ansatz verhindern.
– Die Menschen werden immer älter, streben – wer hatte diesen Gedanken beim Stand der heutigen Genforschung nicht schon gehabt – Unsterblichkeit an.
– Die Menschen, die darauf Einfluss nehmen können, sind diejenigen, denen es heute gut geht. Sie sorgen sich darum, dass die natürlichen Ressourcen dieser "Entwicklung" nicht standhalten können. "Wir" können immer älter werden und "wir" können ganze Völker auslöschen – mit einem Knopfdruck und ohne selber auch nur dabei anwesend zu sein.
Sehen Sie einen Zusammenhang? Davor sollten wir Angst haben.
Und trotzdem lassen wir zu, dass Macht und Wohlstand sich weltweit immer stärker konzentrieren und immer mehr Menschen ganz gezielt davon abgehalten werden, sich ihrer Rechte und Möglichkeiten bewusst zu werden.
Doch glücklicherweise hat auch die Medaille Fortschritt zwei Seiten! Nicht nur die Möglichkeiten, Einfluss und Macht zu konzentrieren und durch Manipulation und künstliche Feindbilder einen Großteil der Menschheit davon auszugrenzen, sind größer geworden, sondern auch die Möglichkeiten, genau das zu verhindern.
– Nie zuvor war es so leicht, an Informationen aus aller Welt zu kommen.
– Nie zuvor gab es mehr Möglichkeiten, Informationen zu prüfen und zu hinterfragen.
– Nie zuvor konnten Menschen unterschiedlichster Herkunft, Nationalität und Bildung so leicht miteinander in Kontakt kommen.
– Nie zuvor war die Chance, eine gewaltlose und friedliche Revolution durchzuführen und damit einen neuen Quantensprung in der menschlichen (im wahrsten Sinne des Wortes) Entwicklung auszulösen, so groß wie heute!
© "Aufklärung Reloaded: Der Fortschritt hat zwei Seiten": Textbeitrag von Sabine Siemsen. Bildnachweis: Mathematik, CC0 (Public Domain Lizenz).
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