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Das Meer, unendlich großer Lebensraum für unglaublich viele Spezies, selbst heute noch. Die Weltmeere sind, wenn man es so sehen will, bewohnte Kontinente für sich. Lebendige Wesen, die Pflanzen ähneln, filigrane Quallen, grundbewohnende Fische und Schalentiere, nicht zu vergessen die unglaublichen Geschöpfe der Tiefsee – das Meer ist ein Wunderland des Phantastischen und Schönen. Fast täglich werden neue Arten entdeckt, von denen man vorher nichts wusste, die See hat noch längst nicht alle ihre Geheimnisse preisgegeben.
Mythen und Legenden haben sich seit Anbeginn der Zeit um das Meer gebildet. Jeder kennt die von Seefahrern überlieferten Geschichten: Riesige Kraken und andere Seeungeheuer verschlangen da ganze Schiffe, und von Meerjungfrauen oder den Sirenen werden seit Jahrhunderten Märchen und Sagen erzählt.
Schon seit jeher sind die Menschen, die mit dem Meer in Verbindung stehen, von den Walen fasziniert und den walartigen Säugern, die in den Ozeanen leben. In den Mythen der Griechen haben die Delphine einen festen Platz, ebenso wie die Wale bei den Nordmännern oder den Inuit. Und seit die Menschen es wagen konnten, jagten sie die Wale und verfolgten sie. Tran, Fleisch, Walbein und Ambra waren begehrte Güter und sind es heute noch. Es steht bei der Jagd nicht mehr fast gleich zu gleich, denn die Walfänger der alten Zeiten verloren zuweilen die halbe Mannschaft oder gar ihr Schiff. Zwar wurde der Wal meist doch beigeholt nach einem harten Kampf, aber doch nicht immer. Heute ist die Chance auf ein Entkommen für den Meeresgiganten sehr gering.
Warum Wale aber überhaupt noch gejagt werden, da niemand davon abhängig ist, wird wohl ein Rätsel bleiben, außer man hat schon einmal das Schlachtfest auf den Färöer-Inseln gesehen, wo Menschen sich lachend an den vor Qualen und Angst schreienden Grindwalen ergötzen und ein jährliches Volksfest daraus machen. Wer das einmal betrachtet hat, will es nicht noch einmal sehen und hat einige Zeit damit zu tun, sich für die Spezies Mensch zu schämen.
Er stirbt nicht schnell, der Grindwal vor den Färöern, aber wenn die Sonne sinkt, hat alles ein Ende. Delphine, die sich in Schleppnetzen verfangen, ertrinken langsam, und viele Wale stranden an den Küsten und werden faktisch von ihrem eigenen Gewicht langsam erdrückt.
Für nicht alles sind Menschen verantwortlich, aber für sehr vieles. Diese Dinge rücken entweder nur für kurze Zeit oder gar nicht in das Blickfeld der Öffentlichkeit, aber die grausamsten und langwierigsten Morde an intelligenten Wesen werden täglich von tausenden Menschen genossen und beklatscht. Die Rede ist von der Folter, der Delphine und Orcas in den Delphinarien ausgesetzt sind.
Was wissen wir über diese Säuger? Wir wissen, dass sie wandern, dass sie in sehr sozial strukturierten Verbänden leben, dass sie hochintelligent und lernfähig sind, und sehr kommunikativ. Delphine sind sehr beliebt bei Menschen, unter anderem wohl auch ihres Aussehens wegen, das für unser Verständnis ein freundliches Grinsen zeigt. Sie sind richtige Spaßmacher der Meere und es gibt glaubhafte Berichte, dass sie an Menschen zuweilen sehr interessiert sind und den Kontakt manchmal suchen.
Schwertwale, also Orcas, sind von ihrem Äußeren her markant und sehr schöne Vertreter der Meeressäugetiere. Ihre gefällige Art und Klugheit wurde ihnen zum Verhängnis, denn neben anderen Zirkus- und Menagerietieren sind sie der Liebling der Touristen und Sonntagsausflügler. Alle sind begeistert, wenn solche Kunststücke vorgeführt werden: Reifen springen, die Trainer reiten lassen, Dinge vom Grund holen, und was der Kurzweil so alles noch geboten ist.
Jeder hält begeistert den Atem an, wenn ein Mensch einem richtigen Killerwal die Zunge krault am Beckenrand. Es ist alles so spaßig, das Ambiente stimmt, die Tiere sind verspielt und die Trainer sehen sehr gut aus in ihren Gummianzügen. Und schon vor der Vorführung wird versichert, dass die Tiere gut versorgt und glücklich sind, sich wohlfühlen und überhaupt die Freiheit durchaus nicht vermissen.
An dieser Stelle stellen wir den Wahrnehmungsschalter am besten auf "Realität" und stellen uns folgendes vor: Zunächst grenzenlose Freiheit im Meer, Leben in einem familiären Verband, in dem ausgezeichnete Kommunikation herrscht, und vor sich ein langes Leben (Orcas können, was Weibchen betrifft, in Freiheit an die achtzig Jahre alt werden und Männchen immerhin fünfzig). Dann passiert etwas Schreckliches ... eine Jagd, Unbegreifliches geschieht und ein Geschöpf der weiten See findet sich wieder in ... einer Badewanne, was den Vergleich mit dem vorherigen Lebensraum betrifft. Und in dieser Wanne verbringt das Tier den ganzen langen Rest seines Todes, während es den Hofnarren macht für ignorante Menschen. Das kann Jahre dauern.
Niemand kann so naiv sein, dass er wirklich glaubt, diese Kunststückchen seien ein Ersatz für das Leben mit der Familie draußen im Meer. Und so klug wie ein Wal sein mag – hinter den Kulissen ist das Training nicht sehr freundlich, das sollte allen Besuchern bewusst sein. Am besten stellt man sich das am eigenen Leib vor, dass man für immer in einem Käfig eingesperrt ist, der gerade eben einen Quadratmeter misst. Und dass man irgendetwas tun muss, damit man etwas zu essen bekommt.
Nach dieser hoffentlich geglückten Imagination fragt sich hoffentlich keiner mehr, wieso es zu einem Unfall in einem Delphinarium kam, der den Tod einer Trainerin zur Folge hatte. Der Orca "Tilicum", ein Wildfang, tötete die Frau. Im Nachruf hieß es, die Wale seien ihr Leben gewesen, sie hätte sie über alles geliebt.
Es sei erlaubt, daran Zweifel zu hegen – denn wenn sie tatsächlich ein Gefühl für diese großartigen Lebewesen gehabt hätte, wäre sie wohl kaum in der Lage gewesen, das zu tun, was sie getan hat.
Schließt diese Vergnügungsmaschinen, die Geld scheffeln auf Kosten der Wale! Es geht auch anders ... viele Fahrten zu Gründen werden angeboten, wo man ganze Verbände beobachten kann – in Freiheit. Wer einwendet, dass sich dies nicht jeder leisten kann, sollte sich vor Augen halten, dass auch nicht jeder zum Mond fliegen kann und dass der trotzdem jede Nacht am Himmel steht. Es gibt Filmmaterial in riesigen Mengen, keiner muss auf den Anblick der Tiere verzichten, ohne dass sie dafür gequält werden.
Es ist hoch an der Zeit, dass unsere Spezies ihre Ehre wieder herstellt.
© "Vergnügungsmaschinen aus dem Meer": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Mehrere Quallen, CC0 (Public Domain Lizenz).
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