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Der Spielplan ist schön bunt und ziemlich groß, es gibt sehr viele rote Felder. Das sind Problem- bzw. Ereignisfelder, wie bei einem ähnlichen Spiel, bei dem es um den Ankauf von Grundstücken und den Bau kleiner Häuser und Hotels geht, und bei dem jeder Mitspieler ein kleines Bündel Spielgeldscheine bekommt. Den Großteil behält die "öffentliche Hand", die hier der Bank entspricht.
Ziehen Sie Ihre Farbe! Grün? Grün ist die Hoffnung, ein gutes Ergebnis ... also los. Die Ereigniskarten schön gestapelt, die Würfel sind neu und das Spiel kommt recht schnell in Gang.
Sie haben eine Situationskarte gezogen, der Text lautet auf "Arbeiter in einem großen Werk", das Radioteile herstellt und gerade den Standort nach Asien verlegt hat. Ihr Spieleinstieg beginnt mit der Arbeitslosigkeit im Alter von 40 Jahren.
Sobald eine sechs gewürfelt wird, dürfen Sie Ihre grüne Figur auf den Spielplan setzen und ein weiteres Mal würfeln. Jetzt kommen Sie auf das erste Ereignisfeld und ziehen eine entsprechende Karte, nach deren Text Sie verfahren. Hier eine Auflistung der Ereignisfelder:
Ihre Bewerbungen sind nicht beantwortet worden, gehen Sie zurück auf Los.
Die Miete wird fällig. Nehmen Sie die Summe von Ihrem Stapel.
Ihre Bewerbungen sind nicht angenommen worden (Wir bedauern etc.. und wünschen Ihnen alles Gute). Gehen Sie zurück auf Los.
Die Miete wird fällig. Nehmen Sie die Summe von Ihrem Stapel.
Sie beantragen Hilfeleistungen von der öffentlichen Hand. Sie bekommen einen Termin. Sie haben nicht alle Unterlagen dabei, und bekommen einen neuen Termin. Gehen Sie zurück auf Los.
Die Miete und die Stromrechnung sind fällig, nehmen Sie die Summe von Ihrem Stapel.
Die Kinder müssen für eine zweitägige Klassenfahrt zahlen. Sie können die Summe nicht von Ihrem Stapel nehmen, weil in der nächsten Runde die Miete fällig wird.
Sie möchten einen Termin bei Ihrem Sachbearbeiter vereinbaren. Der Mann ist nicht im Haus und der Vertreter vertröstet Sie auf die nächste Woche.
Die Klassenfahrt ist in drei Tagen. Sie schreiben eine Entschuldigung für die Schule und behalten die Kinder für zwei Tage zu Hause. Ihr Antrag auf Unterstützung ist bewilligt worden. Sie gehen über Los und erhalten 1000 Euro. Die Miete und der Strom sind fällig.
Die Kinder brauchen neue Kleidung (Stapel). Die GEZ-Gebühren werden fällig (Stapel). Sie lassen sich befreien, wofür Sie zuerst die Job-Börse aufsuchen müssen, um einen entsprechenden Antrag zu ersuchen.
Die Kinder möchten ins Kino. Sie vertrösten Sie auf den Billigtag in der nächsten Woche. Der Stapel ist zu dünn geworden. Es geht keine Zahlung ein, Sie rufen Ihren Sachbearbeiter an, der keine Ahnung hat und Sie auf die Arge bestellt. Miete und Strom sind fällig – aber es gibt momentan keinen Stapel. Der Vermieter macht Ärger.
Ihr Sachbearbeiter entschuldigt sich nicht für den Computerfehler und bietet Ihnen eine Barauszahlung an. Der Vermieter ist beruhigt. Die Kinder möchten dieselben Spiele haben wie ihre Freunde. Sie nehmen das Geld nicht vom Stapel, weil in der nächsten Runde Miete und Strom fällig werden.
Sie konnten Ihren Verbindlichkeiten nicht entsprechen und bekommen mehrere Mahnungen, die mit hohem Versäumniszuschlag belegt sind. Sie nehmen das Geld vom Stapel.
Die Abschlussrechnung für den Strom ist angekommen. Sie müssen 300 Euro nachzahlen, sonst droht eine Energiesperre. Sie vereinbaren Ratenzahlungen zusätzlich zu den laufenden Kosten. Sie nehmen das Geld vom Stapel.
Es geht keine Zahlung von der Arge ein, Ihr Sachbearbeiter bestellt Sie zu sich. Man hat Sie anonym der Schwarzarbeit beschuldigt, was Sie der Wahrheit gemäß bestreiten und was geprüft wird, bevor fünf Tage später eine Barauszahlung erfolgt.
Der Vermieter droht mit Kündigung. Eins der Kinder hat mit dem Ball ein parkendes Auto beschädigt. Der Besitzer ist mit 50 Euro zufrieden. Ihre Versicherung haben Sie längst gekündigt und nehmen den Fuffi vom Stapel.
Der Vermieter will Sie loswerden und erhöht die Miete. Die Arge legt Ihnen dringend nahe, eine günstigere Wohnung zu suchen, weil Sie die Differenz selber zahlen müssten – vom Stapel. Sie finden eine Wohnung, allerdings werden jetzt Busfahrkarten für die Kinder nötig. Sie beantragen Kostenerstattung. Das zieht sich hin, weil dafür neu berechnet werden muss – und Sie nehmen das Geld erst einmal vom Stapel.
Miete und Strom werden fällig ... Stapel. Sie haben einen 1-Euro-Job ergattert. Jetzt haben Sie fünf Stunden täglich etwas zu tun. Der Stapel ist jetzt um ein Geringes höher. Die Ausgaben auch. Es rechnet sich direkt auf.
Die Kinder kommen in der neuen Schule nicht klar, ihr Notendurchschnitt sinkt und sie stören den Familienfrieden, bis das behoben ist. Nachhilfeunterricht ist zu viel für den Stapel und Sie machen das selber. Der Familienfrieden leidet. Miete und Strom werden fällig.
Sie haben die letzte Stundungsrate bezahlt und die neue Abrechnung ist gekommen. Sie müssen 400 Euro nachzahlen – der Winter war hart. Sie vereinbaren eine neue Stundung und zahlen die Raten zusätzlich ... Sie kennen das Procedere. Die Maßnahme der Job-Börse ist beendet und das zusätzliche Geld fällt weg.
Sie denken 24 Stunden täglich an den Stapel, Sie schlafen kaum noch und versäumen einen Termin bei der Arge. Als Sie die dadurch erhebliche Verzögerung der Barauszahlung, die mit einer Strafungskürzung erfolgt, endlich in Händen haben, wird der Vermieter trotz eiligster Überweisung beleidigend und droht mit Kündigung.
Eins Ihrer Kinder wird beim Klauen eines PC-Spieles erwischt und eine Strafe fällt an (Stapel). Ihr Kind hat keinen PC, aber es handelte sich um eine cliquenbedingte Mutprobe. Sie haben einen PC, aber Sie können kaum noch Bewerbungen schreiben, weil der Stapel zu dünn ist, um Druckerpatronen zu verkraften.
Miete und Strom werden fällig. Sie sind im Rückstand, weil Sie ein Problem mit Ihrer Weitsichtigkeit haben und die Krankenkasse genau so wenig wie die Job-Börse etwas zu Sehhilfen zuzahlt. Den Job als Paketdienstfahrer, der Ihnen kurzfristig angeboten wurde, konnten Sie deshalb vergessen, weil Sie den Zusatz im Führerschein haben – Sie hätten die Brille früher gebraucht, aber Miete und Strom waren fällig.
Jetzt fragt sich der Leser vielleicht, über wie viele Runden dieses Spiel eigentlich gehen kann. Nun, es ist so konzipiert, dass es endlos ist. Denn das Spielziel – unabhängig von der öffentlichen Hand zu werden – ist praktisch nicht erreichbar. So hält der Spielspaß lange an.
Die vielen verschiedenen Situationskarten wie zum Beispiel "Alkoholkranke Eltern" oder "Kein Schulabschluss wegen Lernbehinderung", ebenso wie "Frau mit Kleinkind nach der Scheidung" und viele andere, sorgen für abwechslungsreiche Spielabende.
Argopoly – spannend wie das richtige Leben.
© "Argopoly: Das Leben ist ein Spiel": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Schachfigur, CC0 (Public Domain Lizenz).
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