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Ein komplettes Tarotdeck besteht aus 78 Karten, wovon 22 als große Arkanen angesehen werden. Alle anderen Karten werden "kleine Arkanen" genannt. Sie sind, ebenso wie normale Spielkarten, in vier "Farben" eingeteilt. Stäbe oder Lanzen, Kelche bzw. Schalen, Münzen oder Schilde, sowie Schwerter – dies sind die vier Elemente, in die sich die Karten teilen.
Es wird angenommen, dass die heute gebräuchlichen Spielkarten auf diese Einteilung zurückgehen. So entsprechen die Kelche dem Herz, Stäbe dem Kreuz, Münzen dem Karo und das Schwert dem Pik.
Beim Tarot sind die vier Farben den Elementen zugeordnet, welche wiederum für bestimmte Bereiche des Lebens stehen. So ist Wasser (Kelche) für die Gefühlswelt zuständig; Feuer (Stäbe) für Begeisterung, Tatendrang, Kampf, Sexualität; Luft (Schwerter) für Kommunikation, Geist, Verstand, und schließlich Erde (Münzen) für Geld, Beruf, Wachstum, materielle Güter und Fruchtbarkeit.
Bei vielen Decks sind die kleinen Arkanen, ebenfalls wie die Großen, mit Bildern illustriert, die es einfacher machen, auf Anhieb die Bedeutung zu verstehen. Man könnte zwar einwenden, dass es außer den 22 großen Karten keine weiteren braucht, da sie alles enthalten, was mitgeteilt werden kann. Das ist durchaus richtig, denn mit diesen kann man ohne weiteres auskommen, was umgekehrt nicht der Fall ist.
Betrachtet man aber die unglaubliche Fülle an Wissen, das in symbolischer und archetypischer Form die Kraft des Tarot ausmacht, dann ist verständlich, dass ein Kontext durchaus willkommen ist. Die Aufgabe der "restlichen" Karten ist nämlich genau das. Sie deuten gewissermaßen auf den Punkt, sind Wegweiser oder ganz einfach eine nähere Erklärung. Sie beziehen sich viel mehr auf den Alltag als die Großen, beleuchten das Alltägliche und gehen, wenn man so will, mehr ins Detail.
Ist zum Beispiel auf Anhieb nicht zu erkennen, auf welchen Lebensbereich die Botschaft einer Karte wie der Turm (XVI) oder der Herrscher (IV) hinweist, dann ist der Hinweis der umgebenden kleinen Arkanen sehr hilfreich. Ein spezielles Kapitel sind die Personenkarten, die sich meist in König, Königin, Ritter und Page unterteilen, wobei es allerdings einige Variationen gibt. So werden sie beim "Tarot der Ursprünge" Mann, Frau, Tier und Kind genannt, und beim berühmten Crowley-Tarot heißen die Hofkarten Ritter, Königin, Prinz und Prinzessin.
Bei den traditionellen Auslegungen wurden die Hofkarten als Darstellung tatsächlicher Personen gedeutet, die bestimmten Altersgruppen zugeordnet wurden und denen man Attribute wie bestimmte Haarfarben oder soziale Stellungen "verlieh". Bei der Praxis der Zukunftsdeutung machte das einen gewissen Sinn, wenngleich man nicht wirklich davon ausgehen konnte, dass ein solches Schema in jedem Falle passte.
Bei der heute eher gebräuchlichen Nutzung stehen die Hofkarten eher für Verkörperungen gewisser Kräfte, Strömungen oder auch Ideen, vielleicht zuweilen für eine gewisse Station unserer archetypischen Reise oder eine Selbstinszenierung. Dabei spielt das dargestellte Geschlecht keine Rolle. Unter Umständen zeigt die Karte ganz einfach an, wie unsere Umwelt uns sieht oder wir gesehen werden wollen – obwohl es sich durchaus durch den Kontext der Umgebungskarten oder das Anliegen des Fragenden um Hinweise auf Menschen handeln kann.
Die vier Asse, die als Karte mit dem Zahlenwert 1 gelten können, sind als das reine Element zu sehen. "Darum geht es, das ist die wirksame Kraft, in diesem Zeichen steht das Hier und Jetzt." Die Asse stehen jeweils für die Bedeutung des Elementes, das durch sie angezeigt wird. Das zeigt sich in der dargestellten Symbolik unmissverständlich.
Beim Rider-Waite-Deck erscheint jeweils eine große Hand am Himmel, die das jeweilige Attribut des Elementes hält. Über einer blühenden Landschaft die Münze, über scharfen Gipfeln das gekrönte Schwert, über einer Burg den blühenden Stab und einen überfließenden Kelch über einem See. Wachstum – Verstand – Tat – Liebe. Das wären mögliche Überschriften für die Asse des Tarot. Aber natürlich könnten genauso gut die jeweiligen Bedeutungen der Elemente auf der Karte geschrieben stehen.
Viele Menschen, die mit dem Tarot arbeiten, stellen einen Bezug zur Numerologie her, was die Deutungsmöglichkeiten vergrößert. Das numerologische System ist zwar auch durchaus anwendbar auf die Arbeit mit dem Medium Tarot, wie auch auf andere divinatorische Techniken, allerdings nicht notwendig für das Verständnis oder die Auslegung.
Es sind auch astrologische Entsprechungen erstellt worden im Umgang mit den Arkana, wobei allerdings eine gewisse Skepsis angebracht ist. Anders als bei der fast universell anwendbaren Numerologie handelt es sich bei der Astrologie um ein völlig anderes in sich geschlossenes System. Das Für und Wider einer solchen Verbindung muss jeder für sich entscheiden. Manche glauben, dass man zwar durchaus mit verschiedenen Orakeln oder esoterischen Systemen arbeiten kann, aber dass man sie nicht vermischen sollte. Es würde keinen Sinn machen, den Tarot mit den Runen oder dem I Ging erklären zu wollen oder umgekehrt, denn der Tarot enthält ja mit den kleinen Arkanen alles, was zum Verständnis hilfreich sein kann. Wer sich wirklich darauf einlässt, braucht keine Gebrauchsanweisung für die Gebrauchsanweisung, sozusagen.
Die kleinen Arkana sind weitere Seiten im großen Buch des Wissens und der Erkenntnis, das uns mit den 22 großen Karten des Tarot in die Hand gegeben wurde.
* * * Ende der Leseprobe aus "Die kleinen Arkana" (Tarot-Serie zu unserem Buch) * * *
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© "Der Tarot – Die kleinen Arkana": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010. Bildnachweis: Orakelkarten, CC0 (Public Domain Lizenz)
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