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Vor einem gelben Hintergrund steht eine Frau in weißem Gewand, sie trägt Blumen auf dem Kopf und am Körper. Mit sanftem Griff hält sie das furchterregende Maul eines Löwen in ihren Händen, der ruhig zu ihr aufsieht. Die Karte trägt den Namen "Kraft", aber solche muss die Frau scheinbar gar nicht aufwenden. Unter ihrer Hand wird die Bestie zum Schmusetier.
Die Hauptfarbe des Bildes gelb weist auf das Element Luft, das unter anderem für die Kommunikation steht und für die geistige Kraft. Der Löwe ist im Rot des Feuers gehalten, also ein Symbol für Kraft und Wildheit. So zeigt sich die Karte beim Rider-Waite-Tarot, doch ist das Bild bei den meisten Decks ähnlich, ebenso wie die Bezeichnung.
Die körperliche Kraft ist hier gar nicht gemeint, die Frau auf dem Bild macht sich die Bestie nicht mit Muskelkraft untertan, sondern durch die Präsenz ihres Geistes. Die sanfte Seelenstärke kommt zum Tragen, sie weist dem Untier die Richtung. Wenn man sich den roten Löwen mit Trieb übersetzt, mit dem Feuer des Zorns und der Unberechenbarkeit, mit der ungezügelten Sexualität, dann wird das Bild klar.
Eine weitere Sichtweise ist die weibliche Kraft, die die männliche sanft im Zaum hält und integriert, sie freundlich an- bzw. aufnimmt, so dass beide im Einklang miteinander sind. Es ist das Idealbild einer Verschmelzung dieser Gegensätze, eine Versöhnung, Körper und Seele in Harmonie.
Es mahnt, die vermeintlichen Schattenanteile nicht zu unterdrücken oder auszugrenzen, denn ohne die Führung der Frau wäre die Bestie wirklich unberechenbar und gefährlich. Vielmehr muss dieser Teil des Ichs integriert, der Schatten angenommen und nicht verleugnet werden, damit er nicht die Oberhand gewinnt. Die Karte steht auch für Sexualität und sinnliche Freude, denn diese gehört zum Leben.
Wie bei allen Karten kann auch bei dieser nur ein Bruchteil des Inhaltes erklärt werden, denn wenn der Fragende oder Interessierte sich auf das Arkanum einlässt, wird er unglaublich vieles erfahren, das ihn persönlich betrifft. Die "Kraft" weist darauf hin, dass man annehmen soll, die vermeintlichen oder tatsächlichen Schwächen und Schatten als etwas zu sehen, das zum Ich gehört. Das bedeutet nun nicht, dass man sämtlichen schlechten Angewohnheiten die Zügel schießen lassen soll – im Gegenteil: sie sollen gebändigt werden. Doch bändigen heißt weder niederzwingen noch ableugnen, denn das könnte das genaue Gegenteil bewirken.
Je nach der Frage des Suchenden könnte die "Kraft" sagen: "Was ist es, das dich daran hindert, dich selber völlig anzunehmen? Was ist es, wofür du zu viel Kraft aufwendest, um es auf die falsche Weise zu bekämpfen? Was ist für dich das rote Tier, das du doch so einfach zähmen könntest?" Viele Menschen leben mit halber Kraft, weil sie nicht "ganz" sein können, vielleicht weil sie sich für dumm oder hässlich halten oder für minderwertig – nicht weil sie das wirklich wären, sondern weil man es sie glauben machte oder weil sie einfach ihr inneres Kraftpotenzial nicht entfalten können.
Die Karte kann auch Mut machen in verfahrenen Situationen, die Botschaft lautet hier: "Du hast die Kraft dazu – in dir steckt die innere Stärke, um das Problem zu lösen. Verzweifle also nicht, sondern besinne dich darauf und alles wird gut." Es geht darum, die Angst zu überwinden – denn Angst lähmt. Sie macht schwach und nimmt die Fähigkeit zur Entscheidung. Es ist wie bei der sprichwörtlichen Schlange und dem Kaninchen. Die Sorge oder das Problem türmt sich wie eine unüberwindliche Mauer auf – oder um beim Bild zu bleiben: es fletscht die Zähne und lässt uns erstarren. "Finde deinen Quell der Kraft!" sagt die Nummer XI. "Nichts ist unüberwindlich außer deiner Stärke."
Die Karte kann, wenn sie als Warnung erscheint, einen Menschen bezeichnen, dem zu sehr an Macht gelegen ist. Jemand, der Kraft seines Charmes mit verborgener Härte seine Ziele verfolgt und dabei keine Rücksichten nimmt. Sie kann auch den Verlust einer Position bedeuten oder darauf hinweisen, dass jemand einer kräftezehrenden Situation ausgesetzt ist, bzw. von solchen Menschen zu sehr beansprucht wird. Wie immer ist das dem Kontext der umgebenen Karten und dem Anliegen zu entnehmen.
Niemals hat die XI mit Gewalt zu tun – sie entspricht dem Gegenteil: Aussöhnung der Gegensätze und seelische Kraftentfaltung.
* * * Tarotkarte XI: Ende der Leseprobe aus "Tarotkarte Elf: Die Kraft" (Tarot-Serie zu unserem Buch) * * *
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© "Tarot – Tarotkarte Elf: Die Kraft": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010. Bildnachweis: Krone auf Spielkarte, CC0 (Public Domain Lizenz).
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