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Nach allem, was schmerzhafte Umbrüche, Opfer oder einfach ein Ende bestehender Dinge anzeigte, ist das schöne Bild der Karte XVII wie ein Ruhepunkt. Eine nackte Frau mit goldenem Haar kniet an einem kleinen Teich.
Ähnlich wie bei der "Mäßigung" ist ein Teil von ihr auf der Erde und einer im Wasser. Auch sie hat zwei Gefäße, die sie leert, eins in den Teich und eines auf die Erde. Das Wasser, das auf das Gras fließt, teilt sich in mehrere kleine Ströme, die auseinanderstreben und von denen einer den Teich schon erreicht hat. Nichts geht verloren, die Ströme vereinigen sich früher oder später wieder.
Die Krüge sind nicht wirklich Gefäße, sie sind Quellen, aus denen der Teich gefüllt wird und die Erde bewässert. Über ihr der herrlich blaue Himmel und die Sterne – vor allem ein großer goldener, der von sieben kleinen umgeben ist. Ein kleiner Vogel ist auf dem Bild zu sehen und ferne Berge. Ein Eindruck von Harmonie mit dem Kosmos und dem Sein – alle Ängste sind unbegründet, weil nichts verloren geht und die Sterne über uns wachen.
Die Frau trägt keine Flügel und auch keine Kleider, sie ist in ursprünglichem Zustand und frei von allen Zwängen. Sie hat nichts zu verbergen, sie ist die Kraft. "Folge deinem Stern!" heißt es so schön in unserer Sprache und auch: "Greife nach den Sternen!"
Einen geliebten Menschen nennt man "Augenstern" – und von manchen sagt man, dass sie unter einem Glücksstern geboren sind. In unseren Märchen und Sagen spielen Sterne eine wichtige Rolle, und sogar die biblische Geschichte misst einem besonderen Vertreter seiner Art große Wichtigkeit bei – führte der berühmte Stern doch direkt zum neugeborenen Erlöser.
In den alten Zeiten waren die Himmelslichter mangels genaueren Wissens immer etwas unbegreiflich Göttliches. Aber auch heute, da die Verliebten, die zusammen den Sternenhimmel bewundern, sehr genau wissen, worum es sich bei den Sternen handelt, haben sie nichts von ihrer Symbolik verloren. Sie stehen für das Universum, den Kosmos, für das Göttliche. Unter einem Sternenhimmel kommt nicht so leicht Verzweiflung auf, sondern eher ein Gefühl der Hoffnung. Eine leise Ahnung von der Unendlichkeit – der ganzen Größe des Alls, unter der man sich eher beschützt als verloren fühlt ... das ist der Stern.
Bei den Anforderungen des Alltags und der Hektik unserer Zeit flammt manchmal in ruhigen Momenten so etwas wie ein kleines Sternenlicht auf – die Gewissheit, dass es Größeres und Wichtigeres gibt als den täglichen Kampf. Das sind genau die Augenblicke, in denen man sich als einen Teil des Gesamten erkennt und sich in diesem Erkennen gut und beschützt fühlt. Das kann wirklich ein Blick zum abendlichen Himmel sein, eine Musik, die das eigentliche Ich anspricht, eine wunderschöne Erinnerung, die man von weither betrachtet oder eine Begegnung der besonderen Art, wie vielleicht ein wirklich wahrgenommenes Naturerlebnis.
Stellt man sich das Universum als Komposition vor, dann sind die Sterne so etwas wie die Saiten eines vollkommenen Instrumentes – manchmal antwortet etwas in uns auf ihre Schwingungen. Jemand hat einmal gesagt, dass es so etwas wie das "ganz große Glück" nicht gibt, sondern nur glückliche Momente, und dass die Kunst des Glücklichseins einfach darin besteht, diese wahrzunehmen und zu sammeln.
Die Karte XVII sagt uns, dass es Zeit ist, sich zu öffnen für eben solche Dinge, und dass der Blick vom Boden zum Himmel gerichtet werden sollte. Sie sagt, dass aus dem Vollen geschöpft werden kann, so wie die Frau auf dem Bild es tut – die wirklich wichtigen Dinge sind nicht begrenzt. Geben und nehmen im Bewusstsein, dass nichts verloren geht, ist eine wichtige Botschaft, und dass trotz aller Schwierigkeiten und allem Schmerz etwas weitaus Größeres über uns wacht. Der Stern ist die Hoffnung, die Gemeinsamkeit mit dem Göttlichen, das in jedem von uns ist – gleichgültig welche Definition das für den Einzelnen haben mag.
Schmerz loslassen, zu den Sternen sehen und fühlen, wie manche Bürde ihre Schwere verliert, weil das umgebende große Ganze einen guten Teil davon auf sich nimmt und somit negiert. Der Stern ist meist eine Botschaft für eine Verbesserung, ein glückliches Ende einer Angelegenheit, für erfüllte Wünsche.
Der Stern mahnt uns, die Kanäle offen zu halten und nicht zu sehr den materiellen Seiten des Lebens verhaftet zu sein, sondern auch der Seele Freiheit zum Atmen zu geben. Das kann sie nicht, wenn sie eingezwängt in das Bewusstsein Tausender von täglichen Pflichten und Sorgen ist und ihre Verbindung zum Göttlichen blockiert ist. Menschen sind nicht nur irdische Geschöpfe, sie sind ein Teil der gesamten gewaltigen Schöpfung.
Bei entsprechendem Kontext zeigt die Karte auch übertriebene und unerfüllte Hoffnungen auf. Aber niemals ohne die Zusicherung, dass wir – halten wir nur die Kanäle offen – gar nicht wirklich verlorengehen oder scheitern können.
* * * Tarotkarte XVII: Ende der Leseprobe aus "Tarotkarte Siebzehn: Der Stern" (Tarot-Serie zu unserem Buch) * * *
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© "Tarot – Tarotkarte Siebzehn: Der Stern": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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