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Drei der Kelche
Schon beim Betrachten dieser Karte kann kaum ein ungutes Gefühl aufkommen – denn was man sieht, ist einfach ein hübsches Bild. Drei schön gewandete Frauen halten ihre Kelche hoch, sie "prosten" sich tatsächlich zu, könnte man sagen.
Sie stehen vor einem strahlend blauen Himmel inmitten von Früchten und Gebinden, die in üppigen Ranken auf der Erde verstreut liegen. Überfluss und Frohsinn, Unbeschwertheit und Lebensfreude – das sind alles Überschriften, die zu dieser Karte des Rider-Waite-Tarot passen könnten.
Anders als bei der "Zwei der Kelche", die vor allem die Dualität eines Paares zeigte, geht es hier um die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Das Leben genießen, in einer guten Gemeinschaft feiern und die gern gespendeten Gaben der Erde annehmen – das ist das Thema.
Die Drei der Kelche verweist somit auf Interaktion mit anderen Menschen: Partnerschaften in jeder Hinsicht – Freundschaften – Gesellschaft. Wer eine Liebesbeziehung sucht, wird wohl nur da fündig, wo er Menschen trifft.
Wo viele Menschen in fröhlicher Stimmung zusammen sind, wird immer etwas geteilt, oder anders gesagt: alle "haben Teil". Wenn diese Karte erscheint, bei der der Fragende gerade einen großen Kummer zu bewältigen hat, ist das durchaus kein schlechter Scherz. Es soll einfach darauf hingewiesen werden, dass es eine Zeit der Trauer gibt, aber auch eine Zeit danach.
Wer viel verlor, kann auch wieder viel empfangen, denn alles ist ein Geben und Nehmen, ein Kommen und Gehen. Nur muss man sich wieder aus dem Schneckenhaus herausbegeben, sonst wird leicht eine Festung daraus, die weder Ein- noch Auslass erlaubt. Die Fülle des Lebens hält für jeden, wirklich für jeden etwas bereit. Menschen, die von vornherein alles negieren, indem sie glauben, dass ihnen zu wenig zuteilwird, oder dass sie zur Einsamkeit verdammt sind, haben eben dieser Fülle eigentlich schon den Rücken gedreht. Sie sehen die hingehaltenen Kränze und Becher einfach nicht mehr, weil sie sich selber an den Rand gestellt haben.
Nun hat auch diese Karte eine "Warnungsfunktion" – und da kommt das genaue Gegenteil zum Tragen. Denn natürlich gibt es auch ein zu viel des Guten. Je nach Frage und den umgebenden Karten wird vor mangelnder Ernsthaftigkeit gewarnt. Es kann vorkommen, dass man seine eigenen drängenden Probleme verdrängt, indem man sich, sobald man kann, ins Getümmel stürzt, oder sich weigert, die prekäre Situation als solche zu sehen.
Es ist nichts Schlechtes, wenn man in der Lage ist, positiv zu denken und sich selber so vor Hoffnungslosigkeit und Depressionen zu schützen. Logisch betrachtet, hat alles auch eine gute Seite, und Lösungen gibt es immer. Wer allerdings lachend stehen bleibt, wenn ein wütender Elefantenbulle auf ihn zustürmt und locker sagt: "Der will doch nur spielen", der ist nicht in der Lage, eine bedrohliche Situation einzuschätzen.
Das überzogene Beispiel soll dazu dienen, dass es bei allem ein richtiges Maß gibt. Aber bei vielen Schatten, die auf der Seele liegen, oder Problemen des täglichen Lebens, ist es oft wichtig, dass man einfach einmal loslässt und in Spaß und Frohsinn eintaucht. Niemand kann vierundzwanzig Stunden täglich nur an seine Probleme oder Pflichten denken, denn dadurch zieht man nur weitere Lasten an.
Ein so gebildeter Teufelskreis kann unterbrochen werden, besinnt man sich auf das, was das Leben wirklich ausmacht – denn die Welt ist nicht dazu geschaffen, dass wir in all ihrer Schönheit und Freigiebigkeit nur Trübsal blasen.
Drei der Münzen
Diese Karte zeigt sich sehr geheimnisvoll – der Zugang dazu ist nicht gleich ersichtlich. Und genau das ist schon ein Teil der Bedeutung. Unter einem steinernen Torbogen, der mit schöner Steinarbeit verziert ist, die auch drei Pentakel zeigt, sieht man drei Personen vor dunklem Hintergrund. Die drei sind völlig unterschiedlich, denn es sind ein Narr, ein Mönch und ein Handwerker. Doch hält der Narr einen Plan in der Hand, über den wohl gesprochen wird.
Hier wird gezeigt, dass etwas verwirklicht werden soll, das vorerst nur ein Gedanke ist. Aber tatsächlich wird alles in die Wege geleitet, damit dieser Gedanke Realität wird. Der kindliche Geist eines Narren erschuf ein Bild, eine Idee. Der kunstfertige Handwerker steuert das Können und der Mönch die Spiritualität bei – der Plan ist also in den besten Händen und wird verwirklicht werden.
Der schwarze Hintergrund weist darauf hin, dass noch alles im Dunkel liegt, was kommen mag – aber die Arbeit wird angegangen. Wenn Freude am Tun herrscht, wenn sich etwas zusammenfügt, ist es tatsächlich jedes Mal eine Initiation – eine Einweihung in das Geheimnis des Lebens, in dem alles ineinander greift. Die Drei der Münzen ist somit auch ein Bild der Einweihung und des Wachstums.
Die Botschaft dieser Karte ist eine sehr Hoffnungsvolle und Positive – sie zeigt, dass etwas am Werden, am Wachsen ist, und dass es etwas Gutes ist. Freude, Begeisterung, Können, Fleiß, Hingabe ... das alles gehört dazu, wenn man seine Arbeit gut machen will oder etwas schaffen möchte. Ganz gleich, ob es sich um den Bau eines Modellschiffes oder um die tägliche Arbeit am Fließband handelt.
Wenn Menschen in ihrem Beruf unglücklich sind und nicht erfüllt, sollten sie das ändern, denn wir verbringen sehr viel Zeit unseres Lebens mit Arbeit. Ist eine direkte Änderung nicht machbar, sollte etwas gefunden werden, das zum Ausgleich dienen kann. Hobbys, Vereine – irgendetwas, das der Seele entspricht und somit dieses Erlebnis möglich macht. Denn Menschen brauchen unbedingt dieses Gefühl, dass sie etwas tun oder schaffen, das ihnen entspricht. Ohne diese Seelennahrung wird das tägliche Leben zu einer inhaltslosen Abfolge von Tätigkeiten und Handlungen, die zu nichts führen – außer, dass das Gehalt überwiesen wird.
Viele finden eine spirituelle Gemeinschaft, die ihnen das gibt, was sie brauchen, andere treten einem Verein bei, wo sie unter Gleichen ihrem Hobby frönen und sich herrlich austauschen können, manche entdecken etwas für sich, an das sie vorher nie gedacht hätten. Erfüllung steht jedem Menschen zu, und wenn jemandes Liebe der Malerei gehört, seit jeher aber man nie Zeit dafür hätte (wegen dem Büro oder den Ansprüchen der Familie), dann ist es wirklich höchste Eisenbahn, dass dieser Freiraum geschaffen wird.
Keiner kann nur geben, denn das Kreative, Verspielte oder Spirituelle in uns muss sich verwirklichen können. Im Gegensatz zu denen, die zwar "können", aber aus vielerlei Gründen ihr Können und Wissen nicht anwenden, weil sie sich noch nicht den nötigen Raum für ihr Talent geschaffen haben, gibt es natürlich auch diejenigen die "tun", ohne wirklich zu können.
So manche Persönlichkeit, deren Nimbus sich aus Phrasendrescherei, vielleicht einem Stück Papier mit Stempel und einem Schuss Geheimniskrämerei zusammensetzt, verliert sich in Mittelmäßigkeit oder Stagnation. Bei genauer Prüfung halten diese Menschen nicht stand – das rührt daher, dass das Prestige und die Stellung wichtiger sind als die Aufgaben selbst. Wer sich so entwickelt, verlor längst den kreativen und spirituellen Sinn seines Tuns. So etwas findet man in Betrieben ebenso wie in Vereinen.
Um die Position zu halten, wird oft zu Mitteln gegriffen, die in vielem gründen – aber gewiss nicht im Können und Wissen. Weist der Kontext auf solch eine Problemstellung hin, dann ist es auch hier hoch an der Zeit, dass die Schleusen geöffnet werden, um den eigentlichen Fluss wieder in Bewegung zu bringen. Man muss sich in diesem Fall wirklich ernsthaft fragen, was die bloße Stellung wirklich bringt, und ob es der eigenen Seele wirklich zuträglich ist.
Wie sehr man auch verdrängen mag – das Unterbewusste weiß immer genau, was tatsächlich in uns vorgeht, und mit der Zeit reagiert der Körper auf hartnäckiges Leugnen mit Krankheiten. Das gilt ebenso für den, der sich die Selbstverwirklichung ständig versagt, wie für denjenigen, der in einer starren Position verharrt.
* * * Tarotkarten III Kelche und Münzen: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
Drei der Münzen – Lesen Sie unser Tarotbuch:
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© "Die Tarot-Karte Drei: Kelche und Münzen": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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