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Der König der Münzen
Was für einen Gesichtsausdruck er trägt, der König der Münzen. Zufrieden und geradezu genießerisch blickt er auf die Münze, die er in der Hand hält. Um ihn herum ist Überfluss, sein Gewand ist mit Beeren gemustert in verschwenderischer Fülle, alles um ihn herum wuchert und sprießt. Hier hat jemand erreicht, was er erreichen wollte und genießt nun die Früchte seiner Arbeit und seiner Kämpfe.
Unter dem luxuriösen Gewand lugt ein gepanzertes Bein hervor – dieser König ist kein verweichlichter Geck, sondern kennt den Kampf. Worüber er verfügt, ist ihm nicht nur einfach zugefallen – er musste sich bemühen. Mit anderen Worten: er hat sein Haus wohlbestellt.
Die Münze ist das Symbol der Erde, also des Wachstums und des Überflusses ebenso wie der Stärke. Zwar gibt die Erde alles, doch muss man es zu nehmen und zu schätzen wissen. Und vor die Ernte ist die Mühsal gesetzt – das steht hier für die Nähe zur Erde und das Verständnis für sie. Als Person zeigt sich hier ein Mensch, der dem Genuss zugetan ist, aber ebenso der Sicherheit. Er versteht zu teilen und zu schenken, ein sozialer Vorgesetzter, ein guter Vater oder Ehemann – ein hilfreicher Freund oder großzügiger Kavalier.
Doch versteht er es durchaus, zu rechnen. Ausnutzen lässt er sich nicht – bemerkt er so etwas, wird er mehr als nur verstimmt sein und lässt die Quellen versiegen. Kein anderer König des Tarot präsentiert sich in solch einer üppigen Umgebung wie der Münzkönig, keiner ist mit so viel Symbolen von Wachstum und Fülle umgeben. Er besitzt, ohne davon besessen zu sein, er kann sehr wohl zwischen Preis und Wert unterscheiden. Seinen Wert kennt er besonders gut – bei Missachtung spendet auch unsere Erde immer weniger, das gilt in erhöhtem Maße auch für den Münzkönig.
Wer von ihm profitieren will – teilhaben an dieser Fülle – der tut gut daran, sich die Regeln zu eigen zu machen. Denn auf denen besteht er nämlich, der maliziöse Herr. Da ihm vor allem der Genuss am Herzen liegt, möchte er nicht gelangweilt werden und schätzt Eintönigkeit überhaupt nicht. Wer ihn kennt, möchte ihn nicht missen, diese Wundertüte in Person.
Die Karte an sich weist darauf hin, dass man vielleicht ein wenig mehr mit seinen Pfunden wuchern sollte und seine Talente entfalten. Wer gibt, wird bekommen – eines der kosmischen Gesetze ist hier aufgezeigt. Wer weiß, was er wünscht, wird haben, und was da ist, zieht weiteres an. Wer das verstanden hat, wird sein Leben um einiges besser gestalten können.
Aber in das genaue Gegenteil verkehrt bezeichnet das Arkanum einen geizigen, genusssüchtigen Menschen, der nur sein eigenes Wohl im Auge hat – also nichts besitzt außer den Dingen, die er hat und dafür große Machtansprüche stellt. Und es geht um das "mehr scheinen als sein" und auch um Verschwendung. Das geht an diejenigen, die nur den Reichtum dieses Königs sehen, aber vergessen, dass auch er ihn erst erwerben musste.
Die Königin der Münzen
Sie, die Herrin der Münzen, ist ebenso wie der König in wunderschöner Umgebung gezeigt – auch sie ist prachtvoll gewandet, doch trägt sie kein Szepter, sondern hält sorgsam eine Münze in beiden Händen. Das bedeutet nicht, dass sie sich an Materiellem festklammert, sondern dass sie mit leichter Hand den Reichtum der Erde zu halten weiß.
Anders als beim Münzkönig ruhen ihre Füße auf dem lebendigen und fruchtbaren Erdboden, symbolisiert durch warme Farben und einen Hasen, der am unteren Bildrand der Rider-Waite-Tarotkarte sitzt. Der Hase steht für Fruchtbarkeit und Fülle.
Von Wappnung ist bei der Münzkönigin nichts zu erkennen, ihr Reichtum ist gewachsen – von innen nach außen sozusagen, denn er betrifft das Innere ebenso wie das Äußere. Es hat keinen Kampf gebraucht dafür, nur das Verständnis für das Leben und die Welt. Über ihrem Kopf spannt sich ein Rosenbogen durch den gelben Hintergrund – natürliches Wachstum und die Geheimnisse der Erde sind die Säulen ihrer Gedanken. Eine mütterliche und verständnisvolle Frau, die aus dem Vollen schöpft und mit vollen Händen geben kann. Als Symbol für die Erde selber ist sie eine bestimmte Frau – in sich selber reich und ebenso nach außen hin wohlhabend. Verlöre sie ihr Gut, würde sie sich Neues schaffen mit der Kraft ihrer Erdverbundenheit und Fähigkeit zum Gebären und zum Wachstum.
Was immer sie pflegt, wird gedeihen – ob es sich nun um Menschen handelt oder um die Künste, um Besitz oder Wissen. "Warum tust du nicht, was ich tue – siehst du nicht die Vielfalt?", scheint sie zu sagen. Und auch: "Du bist, was du sein willst und musst dich nicht festlegen lassen – lerne von mir, der Erde."
Es gibt so viele Dinge, so viele Wunder in der Welt – die Vielfalt ist nicht zu erfassen. Aber in uns selber, in den inneren Welten ist es ebenso – keiner muss mit einer aufgeklebten Artikelbeschreibung leben, denn jeder von uns ist mehr als das. Wer auf die Suche nach äußeren Reichtümern gehen will, tut gut daran, es vorher im Inneren zu tun. Diese sind es, die Wohlstand anziehen, nicht unbedingt die Münzen im Sparschwein.
Was Wohlstand eigentlich bedeutet, kommt auf den betreffenden Menschen an und seine Sicht der Dinge. Aber alles muss im Fluss gehalten werden, sonst kommt es zur Stagnation und zum seelenlosen Behüten des angehäuften Besitzes. Wer nimmt, ohne geben zu können, bleibt arm – aber das gilt genauso für den umgekehrten Fall. Wer keine Geschenke annehmen kann, wird auch nicht imstande sein, aus vollem Herzen zu geben.
Im negativem Fall zeigt die Karte eine Person an, die ihre Verbindung zur Erde verloren hat und dessen Reichtümer zu bloßen Staubfängern verkommen sind, die verbissen poliert werden – das gilt für Gegenstände wie für Gedanken und Haltungen. Nicht zu sehr an Dingen hängen, die ein Stück Vergangenheit symbolisieren – sie können wie große Steine sein, die den Fluss blockieren und dafür sorgen, dass der Fluss der Dinge im Lauf geschwächt wird und versiegt.
* * * Tarot-Hofkarten Münzkönig und Münzkönigin: Ende der Leseprobe aus unserem Buch * * *
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© "Die Hofkarten Münzkönig und Münzkönigin": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), Eleonore Radtberger, 2010.
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