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Wie immer Weihnachten gefeiert wird, ob in christlicher Tradition oder in heidnischer – es ist stets ein Fest des Übergangs. Um den 21. Dezember herum ist die längste Nacht des Jahres, das heißt: der Tiefpunkt wird überschritten. Ab jetzt geht es wieder aufwärts, langsam aber stetig.
Für unsere Ahnen war der Winter eine sehr lebensfeindliche Zeit, nicht nur wegen der Kälte, sondern oft auch des Hungers wegen. Schwache Ernten führten zu Nahrungsengpässen, da kaum oder gar kein Wintervorrat angelegt werden konnte und manches Mal der blanke Hunger Saison hatte.
Nichts wuchs, alles war in Starre verfallen und auch das Wild starb in der kalten Zeit. Romantische Vorstellungen von krachkalten Wintertagen, die man von einer gut beheizten Wohnung aus genießen konnte, gehören in das Reich der Fantasie. Für die Jäger und Sammler der Vorzeit traf das gewiss nicht zu, und für die Ackerbauer auch nicht – zu abhängig war man von den Launen der Natur.
Die Arbeit und auch die Jagd in den angenehmeren Monaten waren wohl zum großen Teil eine Vorbereitung auf den Winter. Da kam es darauf an durchzuhalten, bis der Frost gebrochen war und das Leben sich wieder regte. Das war wichtig für alle – für die Jäger, die Bauern und auch die Hirten. Ob sesshaft oder ziehend – wer keine Vorräte anlegen konnte, hatte schlechte Chancen.
Vermutlich müssen wir uns die damaligen Winter anders vorstellen als die heutigen. Sie dauerten länger und waren kälter, das Land war für Monate unter Eis und Schnee verschwunden. Lange Nächte und kurze Tage schlagen aufs Gemüt – nicht zuletzt, wenn man zur Untätigkeit verdammt ist. Wenn man sich das vorstellt, wird verständlich, warum dieser Zeitpunkt, der den dunkelsten Punkt bezeichnet, so wichtig war. Nach dieser längsten Nacht konnte es nur noch aufwärts gehen. Jeden Tag ein klein wenig länger Licht – kaum merklich, aber doch spürbar – war ein Geschenk des Himmels. Und je länger es hell blieb, desto mehr konnte man das Frühjahr erahnen, wo dann der Schnee schmelzen und das Leben wieder erwachen würde.
Ein Fest in diesen Tagen war ein Symbol für die Hoffnung – man könnte sagen, es wurde eine Art Durchhalteparole ausgegeben. Für viele war dies die Geburt des jungen Königs, des Jahres, der sein Leben begann und zum nächsten Winteranfang wieder sterben würde. Viele Geschichten und Bräuche erzählen von dieser Vorstellung, die sich sogar im christlichen Weihnachtsfest wiederfindet. Auch hier wird ein Kind der Hoffnung geboren, es bringt Leben und Licht.
Nicht nur Nikolaus und Schokolade
Die Erwartung, die diese Tage so magisch macht, ist im Grunde geblieben. Für Kinder war und ist Weihnachten eine märchenhafte Zeit – vorausgesetzt, sie dürfen sie so erleben. Auch wenn weniger der Rentierschlitten als der große Weihnachts-Truck einer amerikanischen Getränkefirma vorm Haus vorbeifährt, es ist eigentlich gleichgültig. Viele beschweren sich darüber, dass das Fest der Feste zu einem Konsumrausch verkommt und haben nicht unrecht damit. Aber das kann eigentlich nur dann passieren, wenn wir es zulassen.
Es scheint, als ob die Kinder sich immer früher von der Magie der Kindheit verabschieden und in eine Art Pseudo-Erwachsenheit überwechseln, die ihnen die kindliche Freude an dem ganzen Drumherum verbietet. Schade eigentlich, denn in späteren Jahren sollten sie sich an die Weihnachtsfeste mit der Familie erinnern und wehmütig eine Träne zerdrücken, so wie das die Alten heute tun. Auch wenn der Stress zum Fest einiges an Streit verursacht hat. Das Rausrennen am Heiligen Abend, und mit der Clique die sündhaft teuren neuen Handys vergleichen, ist vielleicht nicht ganz so romantisch. Aber womöglich ziehen viele die Freunde der Familie vor, die sich traditionell zu Weihnachten im Dauerstreit befindet. Das kommt oft vor und liegt an den sehr hochgeschraubten Erwartungen, die sich vermutlich an den falschen Dingen festmachen.
Auch wenn man vom Umherrennen in den Einkaufsmeilen kürzere Beine und vor lauter Weihnachtsbäckerei eine Mehlallergie entwickelt hat, wenn man ganz bestimmt niemanden vergessen hat und den allertollsten Baumschmuck besitzt, ist das keine Garantie für ein friedliches Fest. Eher das Gegenteil, denn wenn man stressgebeutelt und müde versucht, ein Fest der Liebe und des Friedens zu erzwingen, kann das nur danebengehen. Und enttäuschte Erwartungen verbittern.
Es ist nicht der Heilige Abend an sich, und auch nicht die beiden darauf folgenden Tage, die alles besser werden lassen. Die Feiertage sind es auch nicht, die die Hoffnung auf eine bessere Zeit ausmachen – sie sind nur die Symbole dafür. Die Hoffnung muss innen entstehen, und das müssen wir schon selber irgendwie hinkriegen – und das hat nichts mit teuren Geschenkgutscheinen zu tun.
Das eigentliche Geschenk ist – neben dem spirituellen Sinn – die Ruhezeit, die man haben kann. Zwischen den Jahren geht immer noch alles ein wenig langsamer als sonst, täglicher Stress fällt im Großen und Ganzen weg. Außer man treibt sich genauso an wie sonst, auch wenn es keinen Grund gibt.
Beschenken wir uns gegenseitig vielleicht damit, dass wir weniger Erwartungen aneinander stellen und gewähren den anderen, wie uns selber, so etwas wie eine Auszeit. Loslassen und an etwas wirklich Gutes denken, während wir uns Zeit nehmen für uns selbst.
Verpflichtungen sollte es zum Fest nicht wirklich geben – Besuche sollten nur dann stattfinden, wenn das wirklich von allen Betroffenen gewünscht wird. Wahrscheinlich verringert allein dies jedes Stressaufkommen.
© "Weihnachtsgedanken: Nikolaus und Schokolade": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Selbstgebastelter Schneemann, CC0 (Public Domain Lizenz).
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