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Die deutsche Autorin Yves Holland schreibt Geschichten voller Phantasie und legt mit "Federträger" einen beeindruckenden Fantasy-Roman vor, in dem es um das Findelkind Fandor Ellson geht: Fandor trägt eine geheimnisvolle silberne Flöte in Form einer Feder um den Hals, deren Bedeutung er jedoch nicht kennt.
Aufgewachsen beim Stamm der Freien Reiter, seinem Ziehvater Prakh und dessen Familie, hat der junge Fandor von klein auf immer wieder Tagträume von einer Elfenkönigin, die ihn eines Tages sogar um Hilfe bittet.
Der Federträger Fandor muss eine gefahrvolle Reise unternehmen, von der das Wohl der gesamten nördlichen Welten abhängt. Zusammen mit seinen Gefährten macht sich das Bündnis um Fandor auf, einen fast aussichtslosen Kampf zu bestehen.
Unser Lesetipp: Der Fantasy-Roman "Federträger" wurde als Taschenbuch (ca. 400 Seiten) und E-Book Mitte 2020 veröffentlicht.
Leicht angesäuert machte sich Fandor mit einem Ruck frei, rollte sich unter Thorn hervor und stand hastig auf. Gesicht und Nacken, eben noch rot vor Luftmangel und Anstrengung, änderten die Farbe eine Nuance ins Dunklere – nunmehr allerdings vor Zorn und Scham. Er ärgerte sich. Niemals würde er es lernen, so wie die anderen Jungen zu kämpfen. Er konnte es einfach nicht. Er war ein Versager. Er würde sich wahrscheinlich eher selbst in einem Kampf töten, als anderen auch nur den Hauch eines Kratzers zuzufügen, und das wussten alle. Voller Unmut zog er die Stirn in tiefe Querfalten.
"Komm schon, Findel, schmoll nicht. Wir üben es eben so lange, bis du es kannst." Thorn von Wolff beobachtete seinen Bruder aufmerksam und legte ihm beschwichtigend und aufmunternd die Hand auf die Schulter, doch Fandor schüttelte sie ab. "Nenn mich nicht so, ja?", brauste er auf.
"Ist ja schon gut. Lass uns den Ausfallschritt nochmal üben, in Ordnung? Dieses Mal hast Du es schon viel besser gemacht als vorhin", schwindelte Thorn, der weiterkämpfen wollte. Flink sprang er auf und schwang das Holzschwert, dass es nur so durch die Luft sirrte. Eine träge dahinsummende Hummel konnte dem ungezielten Hieb gerade noch ausweichen und brummte verärgert, während sie auf der Suche nach dem nächsten Blütenkelch in Schräglage durch die Luft schlingerte.
Thorn, dem dies natürlich völlig entgangen war, mähte ungestüm mit seinem Schwert ein Feld von Margeriten ab, und biss sich dabei leicht auf die Unterlippe – ein Zeichen höchster Konzentration und Präzision in der Führungsarbeit an seiner selbst geschnitzten Waffe, das er seinem älteren Bruder Mjörk abgeschaut hatte. Seine schwarzen halblangen Haare hingen ihm dabei wild in die Stirn. Die Köpfe der Blumen regneten auf die beiden Freunde nieder.
"Vater sagt, wenn wir fleißig mit den Holzschwertern üben, bekommen wir richtige zum Sonnwendfeuer." Er ließ sich breit grinsend und leicht außer Atem wieder ins Gras fallen und piekste Fandor in die Rippen. "Willst Du das nicht auch?"
"Doch, schon", kam es halbherzig von Fandor, der erst vorsichtig den Boden beäugte, ehe er sich neben Thorn setzte. Er schaute griesgrämig vor sich hin. "Ich werde nie gut genug sein, um ein Schwert zu führen. Pope Prakh hat bestimmt nicht vor, mir eins zu geben." Fandor schien voller Interesse einen Punkt neben seinem linken Fuß zu betrachten, an dem Thorn nichts Bemerkenswertes fand außer Gras. Und das gab es hier überall.
Thorn schob nachlässig die Haare aus den Augen und schaute seinen Freund an. Fandor war so ziemlich der seltsamste Mensch, den Thorn überhaupt kannte. Sicher, es kamen alle paar Wochen befreundete Reiter der Nachbarstämme vorbei, und Thorn kannte bereits eine Menge Leute. Aber keiner war wie Fandor.
Schon äußerlich unterschied er sich vollkommen von den Freien Reitern, zu denen Thorn gehörte. In Thorns Familie hatten alle olivgrüne Haut, wirre schwarze Haare, breite Wangenknochen und schmale dunkle Mandelaugen. Seine älteren Brüder Larsso, Mjörk und er selbst waren ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Frauen der Freien Reiter, auch Mome Ira, hatten ähnlich dunkle Haut wie die Männer, und eigentlich sahen alle Familien im Lager mehr oder weniger so aus wie seine eigene, wenn er darüber nachdachte.
Nur Fandor nicht. Fandor war in jeder Hinsicht anders. Nicht nur, dass er es nicht verstand, das Schwert zu führen, nicht einmal nach Jahren des Schwertspiels mit Thorn und den anderen Kindern. Fandor sah auch vollkommen anders aus. Seine hellgrünen Augen und seine haferblonden lockigen Haare, das lange Kinn, seine schmächtige Gestalt und sein sanftes Wesen standen in krassem Gegensatz zu den Eigenheiten der Freien Reiter.
Und immer hatte er diesen entrückten Blick, als ob er ständig mit seinen Gedanken woanders wäre. Da war es wieder! Fandor schaute in die Ferne, und Thorn, der das schon kannte, fiel nicht mehr darauf herein. Fandor tat nur so, als ob er in die Ferne blickte. Wenn er, Thorn, seinem Blick folgen würde, wäre da nichts Interessantes zu sehen. Fandor schaute einfach Dinge, die sonst niemand sah. ...
Alte chinesische Märchen entfalten ihren ganz eigenen Charme. Da spielt die Fremdartigkeit der Kulisse natürlich eine große Rolle. Shogune, Drachen, Schwertkämpfer, Kriegsgötter, Geister, kluge oder sprechende Tiere. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Die Autorin Yves Holland hatte daher die Idee, ein kleines Projekt daraus zu machen, das sie stetig fortführen würde, solange ihr die Ideen nicht ausgehen und ihr die Umsetzung Freude bereitet.
In dieser kleinen Sammlung hat Yves Holland drei alte chinesische Märchen modern und frei nacherzählt und dabei mit verschiedenen Erzählformen gespielt, was zu erstaunlichen Ergebnissen geführt hat: Mal löst der Meisterdetektiv Sherlock Holmes den Fall, mal hat sich aus einer starken Frauenfigur eine moderne Emanzipationsstory entwickelt, mal aus einer kurzen Bergelf-Anekdote ein kleines augenzwinkerndes Textabenteuer.
Die Geschichten erfahren durch ihre Modernisierung auch ein neues Ende – um in die neue Gussform zu passen oder um zu überraschen – aber auch, weil sie sich während des Schreibens einfach verselbstständigt haben.
Folgende drei Kurzgeschichten sind nun im ersten Band der neuen Reihe "Chinesische Märchen: modern und frei erzählt" enthalten:
– "Der Geist aus dem Sarg" ist eine moderne Adaption des alten chinesischen Märchens "Bestrafte Habgier". Eine Geschichte aus dem Sherlock-Holmes-Universum frei nach Arthur Conan Doyle.
– "Das Mädchen mit dem Pferdekopf" ist eine moderne freie Adaption des gleichnamigen alten chinesischen Märchens.
– "Der Bergelf" ist eine Neuinterpretation des gleichnamigen alten chinesischen Märchens.
Dieses kleine Büchlein gibt es nur in E-Book-Form, weil eine Print-Ausgabe nur ca. 30 Seiten umfassen würde. "Chinesische Märchen: modern und frei erzählt" wurde via neobooks im Sommer 2020 veröffentlicht.
© Wir danken der Autorin Yves Holland sehr herzlich für die Texte und Coverabbildungen zu den Buchvorstellungen ihrer E-Books "Federträger" und "Chinesische Märchen", 06/2020.
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