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Neuseeland ist eines der faszinierendsten Länder der Erde. Subtropisches Klima im Norden, kaltes bis eisiges Klima mit riesigen Gletschern im Süden.
Bespickt mit vielen Legenden der Ureinwohner erzählt die Autorin Ulla Schmid ihre dreiwöchige Rundreise in einem Stil, der Leserinnen und Leser alles miterleben lässt. "Mein Neuseeland-Tagebuch: So entdeckte ich Neuseeland" ist ein kurzweiliges Reisebuch, das Lust auf Neuseeland macht.
In ihrem 105-seitigen Tagebuch hat die Autorin Ulla Schmid unter anderem eindrucksvoll die Begrüßungszeremonie der Maori beschrieben. Sie hatte das große Glück, so eine Zeremonie "live" erleben zu dürfen. Dabei wird der Begrüßungsspruch "Kia Ora" wie "Ki ora" ausgesprochen.
Unser Buchtipp: Ulla Schmids Neuseeland-Tagebuch "So entdeckte ich Neuseeland" wurde als Taschenbuch Anfang April 2020 über den Verlag Seemann Publishing veröffentlicht (ISBN 979-8633401844). Das Neuseeland-Reisebuch steht selbstverständlich auch als E-Book in den Online-Stores zum Download bereit.
Bei einer Neuseeland-Rundreise durfte ich auf der Nordinsel in Rotorua eine Begrüßungszeremonie erleben.
Dazu trafen wir uns auf dem Versammlungsplatz, dem Marae. Diese Maraes existieren im ganzen Land, aber hauptsächlich auf der Nordinsel. Hier spielt sich das Leben der Maori von der Wiege bis zur Bahre ab. Babys werden hier der Gemeinde vorgestellt und Verstorbene werden hier verabschiedet und zum Begräbnis vorbereitet (tangihanga). Obwohl so ein Begräbnis ein trauriger Anlass ist, kann daraus eine fröhliche Veranstaltung werden, wenn sich Familienmitglieder, die sich lange nicht mehr gesehen haben, in ihrem heimatlichen Marae treffen.
Ebenso werden Geburtstage, Hochzeiten und Gemeindeversammlungen hier abgehalten. Das ganze öffentliche Leben spielt sich hier ab. Diese Vorgänge laufen nach den uralten Ritualen der Maori ab. Die Maraes sind heilige Bezirke und erfordern Respekt und Achtung, ja sogar eine gewisse demütige Haltung, auch von den Touristen.
Zur traditionellen Begrüßungszeremonie (weru), die am Abend stattgefunden hat, werden wir mit dem Bus abgeholt. Auf dem Weg in das dafür vorgesehene Marae wurden wir auf dem Weg dorthin mit der Begrüßungszeremonie vertraut gemacht: Einer der Touristen musste der Häuptling der Gäste werden. Es ist noch ein Bus mit Touristen hier.
Wir stellen uns zunächst in Reihen auf. Die Männer kommen in die erste Reihe, die Frauen stehen dahinter. Das hat mit Emanzipation gar nichts zu tun. In früheren Zeiten waren sich Maoristämme spinnefeind. Man wusste also nicht, wenn sie sich gegenüberstanden, ob sie sich freundlich gesinnt waren oder ob sie übereinander herfallen würden. Um die Frauen zu schützen, wurden dann die Männer in die erste Reihe gestellt.
Ein Krieger tauchte auf; der Gastgeber mit Kriegskleidung und Kriegsbemalung und legt eine Feder (in diesem Fall ein kleines Farnblatt einer Farnart, die es nur in Neuseeland gibt) vor den Häuptling der Gäste hin. Dieser nimmt dann die Feder auf, zum Zeichen, dass die Gäste in friedlicher Absicht gekommen sind. Trotzdem führt der Krieger der Gastgeber einen Kriegstanz (Haka) auf, bei dem er ein durchdringendes Geschrei vollführte, mit den Augen rollte, Grimassen schnitt und die Zunge herausstreckte. Ich hatte angenommen, dass Zunge herausstrecken zur Begrüßung gehört, es gehört zwar zu diesem Begrüßungs-Ritual, ist aber, wie bei uns, eine Frechheit. Es ist ein Zeichen, dass man den Gegner nicht fürchtet und keinen Respekt vor ihm hat.
Danach trat die Stammesälteste als Ruferin auf den Plan. Erst nach diesem Ruf durften wir ins Haus, ins Whare, treten. Die Besucher der ersten und der zweiten Reihe wurden mit zwei Mal Nasenreiben (Hongi), rechte Hand schütteln und dem Willkommensgruß begrüßt. Erst dazu durften wir fotografieren und filmen. Es wurden uns mehrere Lieder und Tänze aus dem täglichen Leben vorgeführt. Es ging aber auch um kriegerische Auseinandersetzungen. Wer ein Mal Maori singen gehört hat, vergisst das nicht so schnell. Die Lieder und Tänze sind, bis auf die Kriegsgesänge und -tänze, dezent, nicht schrill und nicht aufdringlich.
Vor der Vorführung des Kriegstanzes (Haka), wobei aber Haka das Wort für jede Art des Tanzes ist, erklärte uns zunächst ein Krieger die Handhabung eines Speeres: Dieser Speer stammt aus der Unterwelt, also aus der spirituellen Welt. Diese Waffe stellt einen menschlichen Körper dar, dabei hielt der Vorführende den Speer etwa in der Mitte seines Körpers zwischen seinen beiden Händen, etwa 20 cm von seinem Körper weg. Der obere Teil der Waffe ist der Oberkörper, im unteren Teil ist das Blatt der Waffe. Dieses untere Blatt repräsentiert eine Hand, mit der man zuschlagen kann. Noch etwas weiter unten sind Federn an der Waffe, sie stellen die Haare dar. Wenn man mit diesen Federn herumfuchtelt, bewegen sich die Haare und durch diese Bewegung ist der Gegner für einen kurzen Moment abgelenkt, so dass man zuschlagen kann.
Unter den Federn ist der Kopf des Körpers und dieser Kopf hat vier Augen, zwei vorne und zwei hinten, so dass der Krieger nach allen Seiten sehen konnte. Der unterste Teil des Speeres stellt die Zunge dar. Durch das Herausstrecken der Zunge wird es dem Geist des Kriegers ermöglicht, nach außen zu treten, und dadurch wird dem Gegner gezeigt, dass man keine Angst vor ihm hat (wie schon oben erwähnt). So nach und nach kamen noch drei weitere Krieger zu dem Vorführenden.
Hier ist auch das berühmteste Liebespaar der Maori "zu Hause": Hinemoa und Tutenekai. Die Legende sagt, dass der junge Mann Hinemoa auf der Insel Mokoia im See Rotorua lebte, während das Mädchen Tutenekai auf dem Land gegenüber der Insel lebte. Da sowohl die Familien, als auch die Stämme verfeindet waren, konnten sich die Liebenden nur heimlich und nicht oft treffen. Eines Tages hat es Tutenekai nicht mehr ausgehalten ohne ihren Liebsten, ist zur Insel hinübergeschwommen und hat sich dort in der Nähe des Dorfbrunnens versteckt. Als dann die Dorffrauen Wasser aus dem Brunnen holen kommen, hat sich Tutenekai aus ihrem Versteck gewagt und hat sich den Dorffrauen zu erkennen gegeben, die daraufhin furchtbar erschrocken sind. Sie haben dann aber Tutenekai zu ihrem Liebsten geführt und es gab wider Erwarten ein Happy End. Auf dieser Insel Mokoia im Lake Rotorua gibt es einen natürlichen Hot-Pool, auch mit mineralhaltigem Wasser, benannt nach Hinemoa.
Bei allen Vorführungen war das ganze Dorf in Maoritracht vertreten. Bei den ersten Tänzen wurde viel mit den Händen gearbeitet, jede Handbewegung hatte eine bestimmte Bedeutung. Verschiedene Darbietungen wurden uns geboten. Bei einer dieser Darstellungen wurde mit kleinen, weißen Bällen, ähnlich den Golfbällen, die mit etwa 10 cm langen Schnüren am Anfang und am Ende der Schnüre verbunden sind, hantiert; auch hier hatte jede Bewegung eine Bedeutung. Bei den letzten Vorführungen wurden Stabspiele mit etwa 50 cm langen Stäben, die mit Schnüren verbunden sind, dargeboten. Alle Vorführgeräte wurden etwa 20 cm vom Körper weggehalten.
Kurz vor Ende der Begrüßungszeremonie sangen Gäste und Gastgeber gemeinsam "Amazing Grace", sofern uns Gästen der Text bekannt war. In meiner Kehle begann es zu arbeiten. Irgendetwas rührte mich dermaßen an, dass ich ständig mit den Tränen zu kämpfen hatte; diese Begrüßungszeremonie war zu hinreißend gemacht und dauerte ein paar Stunden; die Maori waren mit ganzem Herzen dabei.
Die ganze Begrüßungszeremonie, die Lieder und Tänze, die Essenszubereitung, das Essen aus dem Erdofen zu holen, das Essen selbst, sowie die "Verabschiedung" war kein Touristenspektakel (im Gegensatz zu den Hulatänzen, die man auf Hawaii in den Hotels geboten bekommt). Das alles war Realität im alten Neuseeland. Was einfach aussah ist harte, jahrelange Arbeit. Heute besinnen sich die Maori wieder verstärkt an ihr altes Brauchtum und ihr Kulturgut.
Es war ein Erlebnis, das ich nicht missen wollte. ...
© "Kia ora: So grüßen die Maori": Herzlichen Dank an die Autorin Ulla Schmid für die Leseprobe aus ihrem Neuseeland-Tagebuch "So entdeckte ich Neuseeland", 04/2020. Bildnachweis: Drei tanzende Maori, CC0 (Public Domain Lizenz).
Weitere Bücher von Ulla Schmid auf ihrer Autorenseite.
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