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Matthys Vandermeer ist tot – und die Diamantenminen sind ihr Erbe. Ab sofort müssen sie das Familienunternehmen gemeinsam leiten. Ausgerechnet sie beide!
"Wenn meine Liebe für Paps nicht so immens wäre – ich würde die einundfünfzig Prozent eines der bedeutendsten Unternehmen Südafrikas auf der Stelle verkaufen. Denn das Einzige, was ich in meinem zukünftigen Leben absolut nicht vorgesehen habe, ist ein Zusammentreffen mit Christien Vandermeer."
Als Mitglied der millionenschweren Vandermeer-Dynastie müsste Annalie nicht arbeiten. Doch sie liebt die Diamanten aus den südafrikanischen Minen ihrer Familie – und ihr Job lenkt sie ab. Sie will nie mehr an den schrecklichen Vorfall in ihrer Heimatstadt Johannesburg denken, den Grund, weshalb ihr Vater mit ihr überstürzt nach Antwerpen zog. Und schon gar nicht an den Mann, den sie für immer verloren hat.
"Ein Diamant macht noch keine Liebe" ist ein Roman, der vor der spektakulären Kulisse Südafrikas und seiner Diamantenminen spielt und mit einer Prise Abenteuer und einer Handvoll Geheimnis garniert ist. Für die Lektüre empfiehlt sich eine Packung Taschentücher in Reichweite. Wer Romantik nicht mag, legt das Buch besser weg. Wer denkt, dass prickelnde Szenen zu einer Liebesgeschichte einfach dazugehören, der liest hingegen rasch weiter und bereitet sich auf eine schlaflose Nacht vor.
"Ein Diamant macht noch keine Liebe": Der Roman von Lisa Torberg ist in sich abgeschlossen. Hier gibt es garantiert keinen Cliffhanger, der auf der letzten Seite eine Fortsetzung verspricht – dafür aber ein Happy End.
Das Guesthouse könnte eine noble Lodge im Kruger National Park sein. Stattdessen liegt das Haus, das bereits meine Großmutter Zonja Vandermeer errichten ließ, auf dem Abhang eines Hügels nur zwei Kilometer von der Glinster-Mine entfernt. Die für das Bushveld typische Landschaft aus Grasland und Bäumen umgibt es. Ein riesiger Baobab, der afrikanische Affenbrotbaum, dessen Stamm nicht einmal drei Männer im Kreis umgreifen können, spannt sein soeben sprießendes Blätterdach bis zur Terrasse, an deren Brüstung ich lehne. Die Geräusche der Mine sind hier nicht zu hören, aber man sieht sie mit freiem Auge.
Gleißendes Flutlicht lässt die Anlage wie eine Stadt aus einem Science-Fiction-Film erscheinen. Im Dämmerlicht, als wir beim Haus ankamen, konnte ich in der Ferne eine Gruppe von Giraffen beobachten, die ihre langen Hälse reckten, um Blätter von den Bäumen zu pflücken. Das tun sie sicher immer noch, wo sie doch rund um die Uhr fressen und nicht mehr als dreißig Minuten Schlaf pro Tag brauchen. Nur sehen kann ich sie nicht mehr, trotz des Mondes, der sich langsam höher in den Himmel schiebt und sein Licht verstärkt.
"Du solltest etwas essen, Annalie."
Ich fahre herum. "Schleichst du dich immer noch so an wie früher, Christien? Außerdem ... Was machst du hier vor meinem Zimmer?"
Ein trauriger Zug liegt um seinen wunderschönen Mund, als er die Hand mit dem Teller sinken lässt, der offenbar für mich gedacht ist.
"Die Terrasse führt rund ums Haus", erwidert er leise. "Erinnerst du dich nicht mehr?"
Mein Brustkorb zieht sich zusammen. Er tut mir leid. Der große, selbstsichere Mann, der aus ihm geworden ist, wird vor meinen Augen wieder zu dem Jungen, den seine Adoptivmutter wie einen Affen abrichtete. Um Marieke Vandermeers Ansprüchen zu genügen, hat er sich ihrem Willen gebeugt und alles getan, was sie von ihm verlangte – so absurd manche ihrer Befehle, die sie im Kasernenton erteilte, waren. Christien, der gerade erst zwölf war, als sie ihn in sein Haus holte, versteckte die meiste Zeit des Tages sein wahres Naturell, um ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Nur Zandre und ich wussten, wie er wirklich war.
Damals sagte er, dass er keine andere Wahl hätte, wenn er nicht in das Waisenhaus zurückkehren wollte, aus dem sie ihn geholt hatte. Und jetzt steht er vor mir, und das Grün seiner Augen hat jeden Glanz verloren, so wie früher, sobald Tante Marieke ihn abkanzelte. Ja, er tut mir unendlich leid, weil ich sehen kann, was in ihm vorgeht – aber ich darf mich nicht erweichen lassen, wenn ich mich nicht selbst verletzen will. Denn diesmal wäre es noch viel schlimmer als vor elf Jahren.
Mein zersplittertes Herz hat seit letzter Nacht damit begonnen, die einzelnen Teile in mühsamer Kleinarbeit wieder zusammenzusetzen. Ich weiß nicht, was mehr schmerzt: dieser von mir nicht gewünschte Prozess oder die ungeheure Kraft, die es mich kostet, nicht zuzulassen, auf Christien zuzugehen.
Ich tue es trotzdem – allerdings nur im Sinn des Wortes. Zuerst binde ich den Gürtel des Hausmantels, den ich nach der Dusche über den leichten Pyjama aus dem gleichen Material gezogen habe, fester. Dann mache ich zwei Schritte auf ihn zu, strecke die Hand aus und ergreife den Teller. Das Club-Sandwich erinnert mich schon wieder an die Jahre, die wir miteinander in der Vandermeer-Villa aufwuchsen: Thandi, unsere Köchin, hielt sich bei der Zubereitung immer an das Originalrezept. Aber wenn Christien es für mich zubereitete, tat er alles hinein: Bacon, Truthahn, Tomaten, Ei und Mayonnaise, nur nicht das obligatorische Salatblatt, das ich absolut nicht mag. Jetzt schaue ich auf das mehrschichtige Sandwich und schaffe es wahrhaftig, bei dem Anblick feuchte Augen zu bekommen. Er hat den Salat weggelassen.
Ich blinzele mehrmals und flüstere "Danke", ohne ihn direkt anzusehen.
Christien sagt kein Wort. Das sollte mich beruhigen, ist es doch genau das, was ich will. Aber ... Ich schaue auf – und sein Blick löst einen Gefühlsschwall in mir aus, der wie eine meterhohe Welle über mich hinweg schwappt und in meinem Magen flügelschlagende Schmetterlinge zurücklässt.
"Bitte, Annalie, lass uns reden."
Ich greife nach dem Brot und beiße davon ab, kaue langsam, schlucke und wische mir mit der Serviette, die auf dem Teller liegt, den Mund ab. Erst dann gehe ich auf den Tisch zu, der genau zwischen meiner und der nächsten Terrassentür steht, ziehe mir den Sessel zurecht und setze mich. Christien lässt sich auf den anderen Sessel fallen, streckt seine langen Beine aus und legt die Hände in seinem Schoß zusammen.
"Ist es okay für dich, wenn wir um halb acht frühstücken und dann hinüberfahren in die Mine?"
"Darüber willst du reden, Annalie? Bist du sicher?" ...
Die im April 2018 erschienene Taschenbuch-Ausgabe ist 240 Seiten stark; der Südafrika-Roman ist auch als E-Book erhältlich.
© "Ein Diamant macht noch keine Liebe": Buchvorstellung mit Texten von Lisa Torberg, 04/2018. Vielen Dank an die Autorin!
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