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Die Autorin Ellen C. Flynn hat als Schauplatz für ihren ersten Roman England gewählt; ein Land mit einer großartigen Historie, das ihr während ihrer mehrjährigen Recherchen sehr ans Herz gewachsen ist.
England, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts: Als Aidan Towell aus dem Siebenjährigen Krieg nach Manchester heimkehrt, besitzt er nichts, was sich für einen Neubeginn in die Waagschale werfen ließe. Das ändert sich, als er auf den Tuchproduzenten Hugh Wilson trifft.
Ausgestattet mit Wilsons Glauben und einem Kredit von gerade einmal tausend Pfund wagt er den Einstieg in den Tuchhandel und beginnt eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Doch als der "Tuchfuchs" die Grenzen des Binnenhandels verlässt und nach der Krone des Exports greift, trifft er einen Entschluss, der sein Leben aus den Fugen reißt. Denn in der kühlen Kalkulation fehlt ein entscheidender Faktor: Gillian Pollett.
Unser Buchtipp: "Der Tuchfuchs", das gelungene Erstlingswerk der Autorin Ellen C. Flynn, wurde als 484-seitige Buchausgabe Mitte 2020 veröffentlicht (ISBN 978-3347081406). Dieser historische Roman ist auch als E-Book im Online-Buchhandel erhältlich.
"Doch, Rose! Er hasst mich. Ganz bestimmt", jammerte ich und wanderte aufgekratzt durch meine Kammer. Ich hatte mich bei Rose einquartiert. Sie saß auf der Bettkante und widersprach jedem meiner Einwände.
"Aber Gillian. Wieso sollte er?"
"Ich habe mich scheußlich benommen."
"Er ist sicher nicht nachtragend."
"Und wenn doch?"
Vor dem Spiegel blieb ich stehen und betrachtete skeptisch mein Kleid. Es fühlte sich seltsam an, etwas anderes als Schwarz zu tragen, und die zarten rosa Streifen entsprachen so deutlich der Mode des letzten Sommers, als hätte man es in bunten Initialen quer über die Brust gestickt.
"Hätte ich doch wenigstens ein passendes Kleid!"
"Wir können später noch zum Schneider gehen."
Mit beiden Händen griff ich in meine Locken und knüllte sie nach oben. Dann drehte ich mich in der Hüfte nach links und nach rechts.
"Ich könnte es zumindest umnähen..."
"Gillian, glaubst du, es interessiert ihn, was du trägst?"
"Mich interessiert es. Und das genügt völlig."
Ich wusste, wie ich in diesem Kleid aussah. Und es wäre mir umso bewusster, wenn ich erst vor ihm stand. Wenn seine Augen prüfend über meine Erscheinung glitten, in ihrem eisigen Blau, das jede Lüge mühelos zu durchdringen schien, würde ich dann nicht zusammenschrumpfen unter diesem Wissen? Am Ende geriet ich noch ins Stammeln!
Großer Gott, was wenn ich ins Stammeln geriet?
Rose stand auf. Sie stellte sich hinter mich und zog an den Schnüren meines Mieders.
"Oh, Rose. Ich kann da unmöglich hingehen!", sagte ich matt.
"Du kannst. Und du musst. Er ist der Einzige, der dir überhaupt zuhört."
"Da bin ich mir nicht so sicher."
"Warum entschuldigst du dich nicht einfach, hm? Sag ihm, es ging dir nicht gut. Wegen Eddie. Dann sei ein wenig charmant. So schlimm kann es doch schließlich nicht sein."
Es war sogar noch schlimmer.
Gehemmt durch meine Zweifel stand ich vor seinem Büro und starrte auf das goldene Türschild, auf dem sein Name in schwungvollen Lettern prangte. Ich wusste nicht, ob ich klopfen sollte oder nicht.
Wenn ich zu laut klopfte, wirkte das womöglich aufdringlich. Klopfte ich zu zaghaft, wirkte es demütig. Demut konnte er wiederum als Schwäche werten. Und Schwäche zu demonstrieren, konnte ich mir nicht leisten.
Und was machte ich, wenn ich klopfte, und er bat mich nicht herein?
Ach, zum Teufel damit!
Wütend über mich selbst streckte ich den Rücken durch und riss die Tür auf. Aidan Towell blickte vom Schreibtisch auf, zog die Stirn kraus und sah dann wieder auf sein Schriftstück.
Weder bat er mich herein, noch warf er mich hinaus. Also durchquerte ich den kleinen, quadratischen Raum mit festen Schritten und manifestierte mich als schweigende Tatsache vor seinem Schreibtisch. Towell tunkte die Feder in die Tinte und krakelte umständlich auf dem Papier herum. Er schrieb mit Links. Die Verbissenheit in seinem Gesicht bewies, dass er darin keine Übung hatte. Seine Rechte ruhte bandagiert auf dem Tisch.
"Sie hätte ich hier nicht erwartet", sagte er.
"Damit sind wir schon zwei."
Erneut tunkte er die Feder ein und schrieb, grimmig entschlossen, diesen Brief zu Ende zu bringen. Da er es versäumte, mir einen Platz anzubieten, lud ich mich selbst ein. Ich zog mir einen Stuhl heran, setzte mich und sah ihm beim Schreiben zu.
Es war eine gepflegte Hand, die über das Papier huschte. Frei von Schwielen und Narben, mit feingliedrigen Fingern und sauberen, manikürten Nägeln.
Towell selbst war ein Mann von schmaler, beinahe schmächtiger Statur und mit starrer Haltung. Eine arrogante Linie verlief zu beiden Seiten einer vollkommen geraden Nase und verlieh seinem Gesicht einen herrischen Zug.
Im Regal hinter ihm entdeckte ich ein kleines Fläschchen von der Art, wie sie Dr. Hollinworth für seine Mixturen verwendet hatte. An einem Haken an der Wand hing ein schwarzer Mantel aus Londoner Seide.
Als er die Feder zum dritten Mal ins Fass tunkte, platzte mir der Kragen.
"Ich hoffe, Sie genossen Ihr kleines Schauspiel."
"Sie machten einen recht wehrhaften Eindruck", konstatierte er nüchtern in sein Briefpapier.
"Sie haben mich angelogen."
"Das ist eine gewagte Behauptung."
"Sie hätten mir sagen können, wer Sie sind."
"Ich bin hier allgemein bekannt, Ma'am."
"Ich bin aber nicht aus Manchester."
"Das ist nun wirklich nicht mein Fehler."
Er sah auf und musterte mich. Etwa so, wie man einen Frosch in einem Glas betrachtet.
Ich schluckte die gehörnten Stimmchen hinunter. Ein paar von den Hartnäckigen blieben. Ich schluckte noch einmal. Dann faltete ich die Hände artig im Schoß.
"Vielleicht ist es besser, wir beerdigen dieses Thema", schlug ich vor.
"Warum auch nicht", meinte er trocken. "Beerdigungen sind derzeit im Trend." ...
Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie es in diesem unterhaltsamen und spannenden Roman weitergeht: Laden Sie das E-Book auf Ihren Kindle oder kaufen Sie das Taschenbuch.
© Herzlichen Dank an Ellen C. Flynn für die Leseprobe aus "Der Tuchfuchs", ihrem ersten historischen Roman, 05/2020.
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