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Der Junge Adam ist ein Außenseiter: Sein ungewöhnliches Aussehen macht ihn zu einem beliebten Ziel für die Schikane von Rowdies, wobei ihm seine freche Klappe nicht gerade aus der Patsche hilft. Seine Mutter weiß nicht, wie sie mit ihm umgehen soll, und seinen Vater hatte er nie kennengelernt. Nur mit einer alten Adresse zur Hand begibt Adam sich heimlich auf eine gefahrvolle Reise, um den verschwundenen Vater zu finden.
Als schließlich noch Ethan, ein Junge aus der Nachbarschaft, auftaucht, wird nicht nur sein Alltag, sondern auch seine Gefühlswelt vollkommen auf den Kopf gestellt. Adam wagt sich diesmal an etwas, das er bisher noch nie gemacht hat.
"Adam Ethan – Leben auf großem Fuß" ist ein abenteuerlicher Jugendroman, dabei witzig und vorlaut, zugleich ein positiver Roman über LGBT-Charaktere. Für den Autoren Robert Hammer ist es das zweite Jugendbuch (nach "Ben Ken: Farben des Lebens", das kurz zuvor erschienen war, aber nicht mehr im Handel ist). Die Covergestaltung übernahm, wie auch bei anderen Büchern des schöpferischen Autoren-Duos, der Illustrator Patrick Simon.
Unser Lesetipp: Das Jugendbuch "Adam Ethan – Leben auf großem Fuß" wurde 2018 im Other Norms Verlag veröffentlicht (ISBN 978-3964910042) und umfasst als Taschenbuch 205 Seiten.
Seit drei Uhr saß er hier fest. Zwei Stunden. Die Nachmittagssonne war hier draußen sogar noch unerträglicher als in der Stadt. Er hatte nichts mehr zu trinken. Wie konnte er überhaupt noch Schweiß produzieren? Und wann kam endlich wieder ein Fahrzeug vorbei? Diese Gegend schien vollkommen verlassen. Den Motelbesitzer wollte er nicht ansprechen. Er hätte ihm weder Geld bieten können, noch traute er diesem Kerl. Natürlich durfte er nicht von Donny auf ihn schließen, aber so vertrauenerweckend sah dieser Mann auch nicht aus. Und was wäre die Folge gewesen? Man hätte ihn nach Hause gebracht. Wohl auf Kosten seiner Mutter.
Ein dumpfes Dröhnen holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Ein lautes Horn erklang. Ein Truck!
War das seine Rettung? Im Grunde würde er nun dasselbe Risiko erneut eingehen, aber was für eine andere Option, außer aufzugeben, hatte er? Und sein Ziel lag doch gar nicht mehr so weit entfernt.
Noch beinahe die Hälfte der Strecke. Die Erkenntnis brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Egal. Er konnte sich immer noch umentscheiden, wenn der Truck nichts taugte.
Das Fahrzeug fuhr die Tankstelle an und hielt an der Zapfsäule für Großtransporter.
[Dicke Hilda]
Die Lettern standen gut leserlich an der Frontscheibe.
Wider seiner Erwartung stieg statt eines schmierigen Truckers eine dunkelblonde, muskulöse Frau aus der Fahrerkanzel und sprang die letzte Stufe herab. In einer recht männlichen Geste rückte sie ihre Hose am Gürtel zurecht und machte sich daran vollzutanken.
Jetzt oder nie! Unsicheren Schrittes tappte Adam in Richtung der Frau. Diese lehnte nun an der Zapfsäule und schien ihn gar nicht zu bemerken.
"Entschuldigen sie, Mam ..."
Die Frau drehte sich in seine Richtung und starrte ihn verwundert an. Adam ließ sich nicht beirren.
"Sie fahren Richtung Norden, richtig." Er holte wieder seinen Notizblock hervor. "Ich müßte dorthin. Sehen sie? Könnten sie mich vielleicht ein Stück mitnehmen?"
Die Augenbrauen unter dem welligen kinnlangen Haar hoben sich. Die Augen darunter waren graublau mit einem Stich ins grüne, und saßen in einem wenig femininen, kantigen Gesicht.
Mit rauer Stimme antwortete die Frau. "Wie bistn hierhergekommen? Zu Fuß? Verarsch mich. Bist du von daheim abgehauen?"
Die Vermutung traf gewissermaßen, deckte aber nicht völlig Adams Geschichte ab.
"N... nein, ich bin auf dem Weg zu meinem Vater. Ein Überraschungsbesuch. Meine bisherige Mitfahrgelegenheit wollte nicht weiter als bis hierher."
Die Wahrheit war hier sicherlich nicht verkehrt. Details unnötig.
"Deinen Vater, ja?" kaute die Blonde im schmutzig grauen Schlabbershirt und Flickenjeans, "Überraschungsbesuch. Naja. Wo wollte der andere, mit dem du hergekommen bist, hin? Hier gibt's doch nur zwei Richtungen. Vor und Zurück."
Eigentlich Süden und Norden, aber Adam wußte worauf sein Gesprächspartner hinaus wollte.
Bevor er sich eine Antwort zurechtlegen konnte, erklang ein Geräusch. Der Tank war voll.
"Naja, scheinst mir nur ein bissl jung zu sein, um allein durch die Ödnis zu spazieren."
"Ich bin kein Kind mehr!" rief Adam trotzig, und kam sich dabei äußerst kindisch vor.
"Willst du nun mitfahren, oder dich mit mir anlegen?"
Das Gesicht des Jungen nahm erschrockene Züge an.
"Schon gut, Mann. Heute ist wohl vieles anners. Wie alt biste? Finfzeh? Früher hätte man jemanden in dem Alter nicht alleine weggelassen. War alles irgendwie einfacher und besser."
Vom starken Schwanken des Auftretens vom Slang der burschikosen Frau verwirrt, entgegnete Adam, was ihm in den Sinn kam.
"Meinen sie die Zeit, in welcher Frauen nichts zu melden hatten, und jeder, der kein weißer, heterosexueller Mann gewesen war, froh sein konnte, wenn man ihn nicht beachtete, geschweige denn, daß er gehört wurde?"
Der Mund klappte ihr auf. So etwas hatte die Frau wohl nicht erwartet. Adam bereute sofort seine große, hier so unangebrachte Klappe. Er schob es auf die Hitze und Dehydration.
Doch nun lachte sein Gegenüber.
"Du bist in Ordnung, Junge. Du sagst, was dir in den Sinn kommt. Gefällt mir." Sie zwinkerte. "Du hast Glück. Ich muß sogar über die Grenze. Eigentlich nicht ganz in deine Richtung, aber der Umweg wird niemandem auffallen, wenn ich dich dort absetze." Dann runzelte sie die Stirn. "Wie schaust du eigentlich aus? Hast du nicht genug getrunken? Los, steig ein, in der Kühlbox ist genug, um dich darin zu baden. Ich bin Hilda. Das Mädchen hier ist die Dicke Hilda. Nich verwechseln, ne?"
Adam schüttelte den Kopf.
"Adam."
Er hatte es geschafft. Der Junge konnte sein Glück noch gar nicht fassen. Am liebsten hätte er einen Freudensprung gemacht und Hilda umarmt, aber er fühlte sich vollkommen kraftlos. Gehorsam stieg er in den Truck und kramte sich ein Getränk aus der Kühleinheit heraus. So gut hatte ihm ein Softdrink noch nie geschmeckt. ...
Mehr Lesestoff von Robert Hammer und Patrick Simon findet ihr auf diesem Autorenprofil.
© "Adam Ethan – Leben auf großem Fuß": Herzlichen Dank an das Autoren-Duo und den "Other Norms Verlag" für die Leseprobe und die Abbildung des Buchcovers, 03/2019.
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