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Man schreibt das Jahr 1848: Richard hat sich unsterblich in die hübsche Anna, die Tochter eines wohlhabenden Fabrikanten, verliebt. Und obwohl aufgrund seiner Armut wenig Aussicht besteht, Annas Hand jemals gewinnen zu können, dringt diese Liebe wie ein warmer Lichtstrahl in sein tristes Leben und erhellt es beim bloßen Gedanken an die Angebetete.
So von Liebe beseelt, zögert der junge Mann keinen Augenblick, als das Schicksal ihm eines Tages die Möglichkeit gewährt, der Frau seines Herzens ganz im Verborgenen einen wahren Heldendienst zu erweisen. Richard kann nicht wissen, dass der Weg zu Annas Rettung von bösen Intrigen und dunklen Geheimnissen gesäumt ist, deren Offenbarung zugleich ein völlig neues Licht auf den erschütternden Niedergang seiner eigenen Familie werfen wird. Und es ist völlig ungewiss, ob ihn am Ende seines Weges das Glück oder der Tod erwarten wird.
Den Leser erwartet in "Schicksalspirouetten" eine emotionale Berg- und Talfahrt voller Spannung, Verzweiflung, Hoffnung und Liebe! Nach 170 Jahren erstmals wieder veröffentlicht, liegt der Roman von August Schrader nun in einer von "Quality Books" sprachlich modernisierten Neufassung vor.
Hinweis: Von 2019 bis Anfang 2021 wurde dieses Buch unter dem Titel "Das Staatsgefängnis" angeboten.
Lesen Sie mehr in der neu überarbeiteten Gesamtausgabe von "Schicksalspirouetten: Die unglaubliche Geschichte eines jungen Mannes von edlem Mut", die von "Quality Books" Anfang 2021 als E-Book herausgegeben wurde. Die sprachlich modernisierte Neufassung wurde von Marcus Galle aufbereitet, den Buchumschlag entwarf Maisa Galle.
Annas Schmerz über den Tod des biederen Greises machte sich durch lautes Weinen Luft; ihr war, als ob ein Wesen aus der Welt geschieden sei, das früher oder später einen wohltätigen Einfluss auf ihr Leben ausgeübt haben würde. Sie fühlte sich von der Nachricht so getroffen, als ob sie ein teures Glied ihrer Familie in dem blinden Dichter verloren hätte, aber auch den Schutzgeist ihrer Liebe, denn eine ahnende Stimme hatte ihr stets zugeflüstert, sooft sie des Greises gedachte, er müsse um die Neigung ihres Herzens wissen.
Annas Liebe zu dem jungen Dichter war so geistiger Natur, dass sie an eine Verbindung mit ihm noch gar nicht gedacht hatte; seine Armut erschien ihr nicht als ein Hindernis, sondern als ein Zauber, der sie mit mächtigen Fesseln an ihn band. Franz stand vor dem Herzen der Jungfrau als ein profaner Mensch da, der mit seinen Absichten auf ihre Hand das Heiligtum ihrer Liebe entweihte, und wenn sie daran dachte, dass er gewissermaßen auf die Spekulation des Vaters, die nur ihr materielles Wohl bezweckte, mit einging, so fühlte sie sich jetzt, da Wilibald gestorben war, so allein in der Welt, als ob sie mit dem Greis alles verloren hätte.
Ihre Verbindung mit Franz, die man wie einen Handelskontrakt abgeschlossen hatte, ohne ihr Herz danach zu fragen, hielt sie für eine Tyrannei, und der Gedanke, sich dieser zu widersetzen, stieg zum ersten Mal in ihr auf. Doch bald erwachte auch die Stimme des Gewissens wieder; sie mahnte die Tochter an ihre Pflicht und gebot dem Herzen Schweigen. Ein Kampf der widerstrebendsten Gefühle entspann sich jetzt in ihrer Brust, und schon drohte die Liebe der Pflicht zu unterliegen, als Anna den Entschluss fasste, Madame Derby, die Vorsteherin des Pensionats, zur Schiedsrichterin zu erwählen.
Anfänglich wollte sie am nächsten Tag zu ihr gehen und der würdigen Frau unumwunden den Zustand ihres Herzens schildern – von der Antwort derselben sollte ihre Zukunft abhängig sein –, als sie aber bedachte, dass sie zum ersten Mal laut ihre Liebe bekennen und jede Falte ihres Herzens öffnen müsste, um ein wichtiges, entscheidendes Urteil erlangen zu können, zog sie es vor, sich brieflich an Madame Derby zu wenden.
"Es liegt ja dann immer noch bei mir", sagte Anna leise zu sich selbst, "ob ich den Brief absende oder nicht."
Rasch setzte sie sich an ihren Sekretär, nahm Papier und Feder, und begann zu schreiben:
"Meine geliebte mütterliche Freundin! In der wichtigsten Angelegenheit meines Lebens wende ich mich an Sie, um mir Ihren Rat und vielleicht auch Ihren Trost zu erbitten. Wem anders könnte ich mich wohl so offen mitteilen wie Ihnen, die Sie mir alles ersetzten, was mir durch den Tod meiner teuren Mutter geraubt wurde. Doch bevor ich Ihnen schildere, worüber ich eine Beurteilung von Ihnen erbitte, nehme ich Ihre Verzeihung und Nachsicht in Anspruch, wenn ich im Begriff stand, einen sträflichen Weg einzuschlagen, wenn ich es wagen konnte, die Pflicht dem Gefühl des Herzens unterzuordnen. Wie soll ich mich entschuldigen? Soll ich es Wahnsinn nennen, was alle meine Sinne umstrickt hält, und Heilung von der wohltätigen Hand der Zeit erwarten? Oder soll ich es eine Schwäche nennen, welche die Tugend besiegen wird? O gewiss haben Sie es aus diesen Zeilen schon erraten, dass ich liebe; aber nicht den, den mir des Vaters Wille bezeichnet – diesen liebe ich wie eine Schwester; ich empfinde für ihn die reinste Freundschaft ..."
In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft. Mit einem unterdrückten Schrei, als ob sie bei einer Sünde ertappt würde, ließ Anna die Feder sinken, nahm zitternd das beschriebene Blatt zur Hand und verbarg es rasch in der Tasche ihrer Schürze, die sie im Haus zu tragen pflegte. Dann stand sie auf und öffnete unter lautem Herzklopfen die Tür. ...
Der große deutsche Romanschriftsteller August Schrader wurde am 01. Oktober 1815 zu Wegeleben bei Halberstadt geboren; er verstarb am 16. Juni 1878 in Leipzig. Der talentvolle Autor, Übersetzer und Privatlehrer hinterließ viele Dutzend Werke, die er ab 1846 veröffentlichte. "Das Staatsgefängniß" (so der Originaltitel) erschien erstmals 1849 beim Verlag Christian Ernst Kollmann in Leipzig.
Der Verlag Quality Books hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Bücher von in Vergessenheit geratenen Schriftstellern sprachlich zu modernisieren, um sie für eine breitere Leserschaft gefälliger lesbar zu machen. Oft wird vergessen, dass schon in der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts wundervolle und fesselnde Unterhaltungsliteratur geschrieben wurde.
Welche klassischen Buchausgaben der Verlag "Quality Books" insgesamt anbietet, sehen Sie auf der Plattform von "www.reinlesen.de". Alle Werke bieten ein außergewöhnliches Lesevergnügen der besonderen Art!
© "Klassische Literatur neu entdeckt: Schicksalspirouetten": Wiedergabe der Online-Leseprobe von August Schrader mit freundlicher Genehmigung von "Quality Books", 05/2019, mit einem Nachtrag 03/2021.
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