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"Die Sache an dem Haken" ist der bezeichnende Titel dieser Sammlung von zwanzig Kurzgeschichten. Zumeist wird der Leser ohne Umschweife direkt mit einer Lebenssituation der Hauptfigur(en) konfrontiert. Egal, ob es sich dabei um alltägliche oder ungewöhnliche Szenen handelt: Es entspinnen sich zumeist surreal-skurrile, und manchmal auch rätselhafte Handlungen.
Mit Liebe zum Detail und Einfühlungsvermögen vermittelt der Autor Thomas Lang Stimmungen, dabei werden oftmals mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Die erzählten Geschichten regen zum Nachdenken an, können Inspiration bieten und auch Neugierde wecken: Könnte es sein, dass es gar keinen Haken an der Sache gibt?
Die 148-seitige Taschenbuch-Ausgabe wurde im Sommer 2018 vom Morawa Lesezirkel aufgelegt (ISBN 978-3990707098). Hier kann das Taschenbuch oder die "gebundene" Buchausgabe von "Die Sache an dem Haken" erworben werden. Und hier geht es zum gleichnamigen E-Book (Kindle-Version) des Autors Thomas Lang.
Es lag nun schon seit mehr als achtundvierzig Stunden auf Ellys Küchentisch. In etwa würfelförmig, in einer Dimension waren die Kanten etwas länger. Fein säuberlich in Packpapier gehüllt und mit transparenten Klebestreifen von exakt gleicher Länge versiegelt. Elly bekam selten Post. Alle paar Monate schrieb ihr Bruder aus Iowa und wiederholte in den Briefen ohnehin nur das, was er ihr zuvor schon am Telefon erzählt hatte. Manchmal legte sie seine Briefe halb gelesen zum Altpapier.
Vor zwei Tagen in der Früh läutete der Briefträger, und Elly erschrak beim Zähneputzen. Es läutete so selten an Ellys Tür, dass sie immer überrascht war, wie laut ihre Türglocke eigentlich war. Den Mann in der Postuniform kannte sie nicht. Er hatte es eilig und forderte sie recht forsch auf zu unterschreiben. Das Paket lag leicht in der Hand und auf dem Unterarm. Kein Absender ... oh doch, auf der Unterseite des Pakets. Name? Nicht zu entziffern. Adresse: Buchenallee 125, aus Ellys Dorf. Die Buchenallee führte vom Meer bis zum Rathaus, und das Haus mit der höchsten Nummer war das vom Bäcker, Nr. 83 oder so in dieser Größenordnung. Elly war verärgert, dass ihr der Absender unbekannt war, und sie deponierte das Paket eben in der Küche auf dem kleinen Tisch.
Da sie schon spät dran war an diesem Morgen, beschloss sie, sich erst am Abend dem Paket zu widmen. Es ins Büro mitnehmen wollte sie nicht. An diesem Tag ging Elly spontan mit zwei Kollegen direkt nach dem Büro ins Kino. Als sie nach Hause kam, war sie zu müde, um sich mit dem Paket und dessen Inhalt zu beschäftigen.
Am Morgen danach, Elly hatte an dem Tag frei, wachte sie schon sehr früh auf. Sie hatte keine Ahnung, warum. Der Morgenkurier vom Montag lag noch am Fußende ihres Bettes. Mit den Zehen ihres linken Fußes krallte sie sich die Zeitung. Unter der Decke noch übernahm die rechte Hand die Zeitung und drehte sie so, dass Elly gleich die obere Hälfte der Titelseite sehen konnte. Da war dieser kurze Artikel am rechten Rand, in dem es um die ominösen Paketzusendungen ging. Sie hatte ihn schon am Montag überflogen, war aber zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich daran interessiert.
Heute war es das Erste, was sie las, noch im Bett liegend. Eine Person, die aufgrund eines gefälschten Absenders bisher anonym geblieben war, hatte in den letzten Wochen Bücher an scheinbar willkürlich ausgewählte Adressaten geschickt. Jedem Empfänger eines. Die Zusendungen erfolgten bisher immer mit dem Paketdienst der Bundespost.
Hinsichtlich des Aussehens der Pakete enthielt der Artikel keinerlei Informationen, was Elly für einen Moment zweifeln ließ. Jene Bücher, die der Polizei gemeldet worden waren, sahen von außen völlig ident aus. Ein Foto war am Ende des Artikels zu sehen. Rötlich brauner Einband, einfarbig und keinerlei Aufschrift. Die Bücher enthielten Geschichten, jeweils zehn an der Zahl, und in jedem Buch waren es unterschiedliche Geschichten.
Die Empfänger, die die Geschichten gelesen hatten, berichteten, dass sie spannend und durchaus gefällig geschrieben waren. Es gab weder im Paket noch in den Büchern selbst weitere Notizen oder andere Hinweise des Autors oder der Autorin. Jedes Buch schien ein Unikat zu sein, scheinbar händisch angefertigt, das Papier gelblich cremefarben. Das Druckbild der Schrift das eines Computer-Laserdruckers und das Format der Seiten beinahe quadratisch. Am Ende des Artikels war noch eine Telefonnummer angegeben, für den Fall, dass man eine Zusendung dieser Art erhalten hatte und das melden wollte.
Unter den Kollegen in Ellys Büro waren die anonymen Geschichten in den letzten Tagen Gesprächsthema Nummer eins. Im Internet kursierten angeblich schon einige von ihnen, offensichtlich gepostet von Buchempfängern. Elly hatte sich noch keine Mühe gemacht, nach den Geschichten online zu suchen. Angeblich gab es auch schon so etwas wie Trittbrettfahrer, die ihrerseits eigene Geschichten ins Netz stellten, um vielleicht den aufkommenden Hype für ihre Zwecke nutzen zu können.
Elly legte die Zeitung beiseite und schloss nochmals die Augen. War es ein Vergehen, jemandem anonym ein Paket mit einem Buch zu schicken? Was, wenn die Polizei den Autor oder die Autorin ausfindig macht? Welches Delikt würde vorliegen? Würde die Polizei Untersuchungen einleiten? Elly fand die Idee mit dem Verschicken der Bücher eigentlich genial und aufregend. Sollte es sich bei ihrem Paket auch um so eine Buchzusendung handeln, sähe sie keinen Anlass zu einer Anzeige. ...
Was es mit dem kuriosen Paket auf sich hat, lest ihr im Buch "Die Sache an dem Haken", eine surreal-skurrile Kurzgeschichten-Sammlung von Thomas Lang. © Herzlichen Dank an den Autor für diese Leseprobe und die Abbildung des Buchcovers, 04/2019.
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