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10 Jahre acabus Verlag
"Dieses Jubiläum begehen wir mit dem, was wir am besten können: Mit vielen guten Geschichten!" Unter dem Motto "acabus – Lies bunter!" präsentiert die Herausgeberin und Mit-Autorin Monika Loerchner in einer Jubiläums-Anthologie ausgesuchte Autoren und Autorinnen mit besonderen Erzählungen aus den verschiedensten Genres.
Wird Ali Hoca wie seine 9 Vorgänger verschwinden? Wieso müssen es jetzt 10 Geißlein sein? Was befindet sich in dem geheimnisvollen Koffer und zu welch drastischem Schritt entschließt sich der Todesengel am 10. Tag?
Tauchen Sie ein in vergangene und zukünftige Welten, reisen Sie mit fünfzehn Autorinnen und Autoren und dem acabus Verlag durch Deutschland, in die Schweiz, nach Irland, Island und Israel. Begleiten Sie tapfere Helden in die Schlacht, erschaudern Sie mit William Shakespeare im Angesicht des Teufels und ergründen Sie das Geheimnis der 10. Muse.
In "10 Jahre acabus Verlag. Die große acabus Jubiläums-Anthologie" sind auf 240 Seiten vertreten: Michaela Abresch, Sabine Adatepe, Gabriele Albers, Brigitte Bjarnason, Thomas Christen, Caroline DeClair, Esther Grau, Sven R. Kantelhardt, Monika Loerchner, Sibylle Narberhaus, Stefan Schickedanz, Heinz-Joachim Simon, Chriz Wagner, Markus Walther sowie Torsten Weitze.
Folgende Genres werden im Buch bedient: Historisches, Autobiografisches, Gegenwartsliteratur, Fantastisches und Science Fiction. Mitunter sind die Geschichten lustig, (gesellschafts)kritisch, spannend, aber auch anregend. Die Jubiläums-Anthologie ist seit Oktober 2018 unter der ISBN 978-3862826261 im Handel erhältlich.
Als ich zu ihnen geschickt wurde, wusste ich nichts über sie. So wie ich nie vorher etwas über diejenigen erfahre, deren Stirn ich mit meinen Lippen berühre, damit sich der Schwellennebel erheben kann. Wenn dieser besondere Glanz ihre Körper umgibt, der ihnen selbst verborgen bleibt. Die meisten weigern sich, mir einen Raum zu geben, nicht in ihren Gedanken und nicht in ihren Herzen. Sie tun so, als existiere ich nicht, aber stehe ich eines Tages vor ihren Türen, an ihren Betten, zu ihren Füßen oder neben ihren Häuptern, so fahren sie erschrocken zusammen, als hätten sie nicht einmal im Ansatz in Betracht gezogen, mir einst begegnen zu können. Dieses Mal waren es zwei zugleich. Auch das ist nicht ungewöhnlich, ich bin geübt darin, meine Lippen auf mehrere Stirnen zugleich zu drücken. Bisweilen sind es so viele in ein und demselben Augenblick, an den unterschiedlichsten Orten, dass mir schwindelig werden müsste. Aber ich habe mich im Griff und erledige meine Aufträge zuverlässig – einerlei, wie umfangreich sie sind. [...]
Ihre Namen waren Liv und Lou. Wie der Tintenmacher seine Töchter auseinanderhielt, blieb den Nachbarn und auch den Kunden seiner Werkstatt ein Rätsel, ähnelten die Schwestern einander doch wie ein Schluck Wasser dem anderen. [...]
Ich wusste, dass ich die üblichen zehn Tage Zeit hatte. Sie zu betrachten, zu beobachten, in ihrer Nähe zu verweilen. Beim Einschlafen. Beim Aufwachen. Beim Polieren ihrer Schuhe und dem Fegen der Stube. Ich folgte ihnen beim Gang zum Markt, den sie stets gemeinsam unternahmen, in ihren hübschen, karierten oder geblümten Kleidern, die mit weißer Spitze am Rocksaum versehen und immer langärmelig waren. Jeden Mittag bereiteten sie über dem Kochfeuer eine kräftige Suppe zu, die sie anschließend gemeinsam mit dem Tintenmacher an dem langen Eichentisch in der Werkstatt verspeisten. Während sie schweigend und mit gesenkten Köpfen ihre Suppe löffelten, besah ich mir das Sammelsurium um sie herum.
In einem Weidenkorb entdeckte ich Galläpfel, daneben zahlreiche, verschieden große, mit Deckeln versehene Gläser, die er beschriftet hatte: Eisensulfat, Pflanzengummi, Lampenöl, Leim, Ruß von verbrannter Nadelholzkohle, Rinden von Weißdorn, Eiche und Birke. Außerdem entdeckte ich eine Balkenwaage mit zwei an Ketten befestigten Zinnschalen, Häcksel, Mörser, Messer, ein Schneidbrett, Rührstäbe aus Holz, eine Reibe, einen Trichter und etliche Quirle. Gleich neben mir in der Zimmerecke gewahrte ich eine mit Stroh gefüllte Holzkiste. Darin lagerten faustgroße, fest mit Schraubdeckeln verschlossene Tintenfässer mit fertig gemischten Tinkturen in all den wundersamen Farben, die der Tintenmacher herzustellen wusste und die von Schreibern im ganzen Land begehrt wurden.
Dass dieser hutzelige Alte imstande war, Tinte zu fertigen, die der Farbe von Edelsteinen glich – saphirblau, malachitgrün, granatrot und schwarz wie Turmalin – und er ihr einen ebensolchen Schimmer zu verleihen vermochte, erstaunte mich und entflammte meine Neugierde. Ich wollte wissen, wie er es anstellte! Noch mehr aber als es die Behältnisse mit den Tinten vermochten, zog mich ein einzelnes, röhrenförmiges Glasgefäß in seinen Bann. Der Tintenmacher hatte es etwas abseits auf einem Wandbord untergebracht. Obgleich es nur eine geringe Menge enthielt, erkannte ich sogleich die mir wohlbekannte Substanz darin. Ein tiefdunkelrotes Serum. Ich nahm seinen Geruch wahr, wenngleich die Röhre mit einem Korken fest verschlossen war. Zu oft war er zu mir durchgedrungen, wenn meine unterkühlten Lippen eine Stirn berührten – in diesem einen bedeutungsvollen Augenblick, in dem sie mich sahen, bevor ich sie auf meine Arme hob und in den Schwellennebel trug. [...]
© Den beteiligten Autorinnen und Autoren sowie der Herausgeberin und dem acabus Verlag danken wir herzlich für die Leseprobe sowie die Abbildung des Buchcovers, 10/2018.
Beachten Sie auch unsere Rezension zum Fantasy-Buch "Hexenherz – Eisiger Zorn" von Monika Loerchner.
Von Esther Grau rezensierten wir 2018 den Roman "Die wundersame Erkundung der Farbe Moll".
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