|
Wer Appetit auf abgefahrenen Lesestoff verspürt (so beschrieb es ein Rezensent an anderer Stelle), darf den Münchener Autor Peter Scheerer nicht außer Acht lassen. Mit "Megaheaven" wird den Lesern ein 348-seitiger futuristischer Thriller im Gewand eines düsteren Cop-Dramas geboten, der zugleich kompromisslos in der Handlung, in vielerlei Hinsicht visionär, mit einem satirischen Unterton sowie praller Action ausgestattet ist.
Der Undercover-Ermittler Tom Schaefer buchtet reihenweise Drogendealer ein, hat eine nette Freundin und einen lukrativen Nebenerwerb: er verkauft an traumatisierte Ex-Soldaten psycho-sensuelle Aufzeichnungen seiner Kriegserlebnisse. Als eine heimtückische neue Droge Chaos und Tod in den Straßen von Alpha City verbreitet, führt ihn sein Spürsinn auf die Fährte einer Verschwörung, deren Drahtzieher scheinbar von kosmischen Mächten gelenkt werden.
Die Handlung spielt in einer fiktiven westlichen Großstadt des 21. Jahrhunderts. Die hochtechnisierte Metropole, in der Schaefer seinen Undercover-Job versieht, verschmilzt mit dem tropischen Dschungel seiner Soldatenzeit. Nach und nach begreift er, dass die Ursachen des Albtraums, der sich unaufhörlich um ihn herum verdichtet, in ihm selbst angelegt sind. Und dass er seine wahre Natur akzeptieren muss, wenn er die Katastrophe überleben oder zumindest seine Seele retten will.
Die Erstveröffentlichung von "Megaheaven", die in den Genres Thriller, Science Fiction und Dystopie zuhause ist, war bereits Ende 2011. Der Autor Peter Scheerer hat nun eine neue, überarbeitete Version herausgegeben. "Megaheaven" liegt als Taschenbuch vor (ISBN 978-1982946586) und kann als E-Book über die Online-Bookstores erworben werden.
Vorgeschichte zur Szene: Die beiden Undercover-Ermittler Schaefer und Liebling haben soeben eine Drogenküche ausgehoben.
Schaefer half Liebling, die beiden demoralisierten Chemiepantscher ins Auto zu verfrachten. Um das Warten auf die Transportmannschaft abzukürzen, sah er sich das Labor an. Ein paar Kolben, Destillatoren, Bunsenbrenner, ein Kühlschrank, Keksdosen und Limonadenflaschen, an der Rückwand aufgetürmte IT-Hardware, hoffnungslos veraltet und reif für die Recyclingmühle.
Er betrachtete eine geblümte Müslischale, die mit hellblauen Pillen gefüllt war. Ein schöner kleiner Sauladen war das, aber verglichen mit vielen Destillen, die er gesehen hatte, fast schon ein gepflegtes mittelständisches Unternehmen. Wer nicht über die nötigen Beziehungen verfügte, konnte das Budget für die Grundausstattung dank irgendwelcher Förderungsmaßnahmen für agile Jungunternehmer mühelos über einen kleinen Bankkredit aufbringen. War erst einmal der Anschluss an einen der Clans geschafft, hatten sich die Investitionen binnen kürzester Zeit amortisiert.
Am Ende des Raums lag eine kleine Teeküche. Schaefer warf einen Blick hinein und betrachtete die Pinnwand über dem verkleckerten Herd. Da hingen ein paar Dutzend Partyfotos, mit den beiden vorzeitig gescheiterten Drogenkönigen im Mittelpunkt. Eines der Bilder zeigte sie mit dicken Havannas zwischen den Zähnen und einem glatzköpfigen, väterlich schmunzelnden Fiffy Armbruster in ihrer Mitte.
Schaefer trat näher, um die Fotos genauer unter die Lupe zu nehmen. Es wimmelte geradezu von bekannten Gesichtern. Die Jungs hatten ihre Karriere mit großem Elan in Angriff genommen.
Er wandte sich ab, um ins Freie zurückzukehren, stutzte und fuhr zu der Pinnwand herum, von deren linkem Rand ihm das Mädchen aus dem Megaheaven mit einem irritierten, vielleicht auch gereizten Gesichtsausdruck anblickte. Ein spontaner Schnappschuss, unscharf und überbelichtet, auf dem sonst nur eine madonnenhafte Frau zu erkennen war, zu einem Teil von dem Mädchen verdeckt. Ob die beiden in irgendeiner Beziehung zueinander standen, war dem Bild nicht zu entnehmen.
Schaefer zog die Reißzwecke heraus, mit der das Foto befestigt war, und nahm es an sich. Sein Puls wurde schneller, er bekam Kopfschmerzen. Scheiß-Expander. Aber da war noch etwas: dieselbe unerklärliche Hochstimmung, die ihn ergriffen hatte, als er dem Mädchen zum ersten Mal begegnet war.
Er unterzog die anderen Bilder einer kurzen, ergebnislosen Prüfung, steckte das Foto ein und ging nach draußen. Liebling lümmelte hinterm Lenkrad, ein gestiefeltes Bein in den Asphalt gestemmt, während auf der Rückbank der schöne Albi mit den beiden Grünschnäbeln derbe Beschimpfungen austauschte.
Schaefer blieb vor dem Eingang der Containerbaracke stehen, weil er fürchtete, Liebling könnte ihm seinen inneren Aufruhr anmerken. Er beobachtete die hellen Ovale neugieriger Gesichter, die auf der anderen Seite der Staubstraße durch die Fenster glotzten. Anscheinend war doch noch die eine oder andere Firma in dem verfallenden Idyll erhalten geblieben. Oder es waren die Betreiber eines konkurrierenden Drogenlabors, die sich gerade ins Fäustchen lachten.
Ein Kopter mit den Emblemen von CityPol schwebte über die Flachdächer heran, baumelte wie an unsichtbaren Seilen in der Luft und entfachte einen fahlen Staubsturm, während der Pilot einen geeigneten Landeplatz ausspähte. Früher oder später würde man auch das Megaheaven-Mädchen mit so einer Maschine abtransportieren. Und es war nicht gesagt, dass sie dann noch am Leben war. Falls Mr. Frost tatsächlich mit der SensVid-Mafia kooperierte, bewegte sich die Kleine auf dünnem Eis, denn die Snuff-Macher waren immer auf der Suche nach neuem Material. Und das bestand, von speziellen Ausnahmen einmal abgesehen, vor allem aus attraktiven jungen Weibern.
Schaefer schüttelte die beklemmenden Gedanken ab und ging zum Wagen zurück. Liebling hatte die Formalitäten mit den Bullen abgewickelt, die nun damit anfingen, das Labor auseinanderzunehmen.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte Liebling. "Du machst auf einmal so einen niedergeschlagenen Eindruck."
"Kopfschmerzen", brummte er. "Das vergeht wieder. Morgen hab ich meinen freien Tag, da werd ich so richtig ausspannen."
Sie musterte ihn skeptisch und startete den Motor. Während der Rückfahrt sprachen sie nur wenig. Das Foto schien ein Loch in seine Jacke brennen zu wollen.
Zurück im Büro rief er die Personenbeschreibung des Mädchens auf und erweiterte den Suchmodus um die Option tot aufgefunden. Die Suche verlief negativ, aber die Auskunft beruhigte ihn nicht wirklich.
Sein Blick fiel auf Balsams Papierkorb, aus dem die Styroporverpackung eines chinesischen Takeaway-Mittagessens ragte. Die Beschriftung brachte ihn auf eine Idee und er kritzelte das Schriftzeichen, das er auf der Weste des Mädchens gesehen hatte, auf seinen Notizblock. Seltsam, dass er sich so genau daran erinnerte. Aber es war auch kein kompliziertes Zeichen: ein senkrechter Strich, gekreuzt von zwei kürzeren waagrechten Strichen, von denen der untere auf einer Art Pfeilspitze balancierte. Er legte die Skizze in den Scanner und fügte das Detail dem Suchprofil hinzu.
Dass er erst jetzt an dieses Schriftzeichen dachte, wurmte ihn. Vielleicht steckte da mehr dahinter – ein Hinweis auf eine bestimmte Clique, eine Sekte oder so. Er machte einen Abstecher ins Web und schickte eine Bilderkennungssoftware auf die Suche. Ergebnis: Bei dem Schriftzeichen handelte es sich nicht um ein rein dekoratives Fantasieprodukt, sondern es hatte eine konkrete Bedeutung – Mori. Was soviel hieß wie: Das Ende, der Jüngste Tag, Untergang.
Fast noch deprimierender als der linguistische Aspekt war die Flut von Shopping-Angeboten, die seine Anfrage erbrachte. Klamotten mit kryptischen Aufnähern waren gerade der große Renner und wurden wahlweise mit chinesischer Kalligrafie, isländischen Runen, alchimistischen Symbolen und ägyptischen Hieroglyphen lieferbar. Ausgeschlossen, auf diesem Weg an das Mädchen ranzukommen.
Er schaltete die Kiste aus, zündete eine Syndope an und starrte an die Decke mit ihren toten Ventilatoren.
Das Ende also, dachte er. ...
In Peter Scheerers zweitem SciFi-Thriller "Sunset Square" gerät eine neue Droge in Umlauf: Quantit, das die Anwender in einen Zustand versetzt, in dem sie die Wahl zwischen verschiedenen Möglichkeiten ihrer Existenz haben. "Sunset Square" ist ein SciFi-Drama, das unabhängig von "Megaheaven" gelesen werden kann. Wir hatten uns ein Rezensionsexemplar besorgt und hier darüber berichtet.
Schaut euch gerne auf dem Autorenprofil von Peter Scheerer um: Wir sind sicher, dass für euch der eine oder andere Buchtitel dabei ist!
© "Ein SciFi-Thriller im Gewand eines düsteren Cop-Dramas". Wir danken dem Münchener Autor Peter Scheerer herzlich für die Leseprobe aus "Megaheaven" sowie für die Abbildung des Buchcovers, 02/2020.
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Autoren gesucht |
Buch-Rezensionen |
Ratgeber |
Sagen & Legenden |
Fantasy Mythologie |
IT & Technik |
Krimi Thriller |
Fachartikel & Essays |
Jugend- & Kinderbücher |
Bedeutung der Tarotkarten |
Bedeutung der Krafttiere
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed