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Der geradezu magische Zeitpunkt ist der 11.11. jedes beliebigen Jahres – dann nämlich, wenn in fast jedem Nachrichtenprogramm per TV oder Radio der Satz von den Narren fällt, die das Szepter übernommen haben. Wer diesen Satz fürchtet, hat seine Gründe.
Tatsächlich soll es ja Zeitgenossen geben, die diesen Jahresabschnitt – kühn auch die fünfte Jahreszeit genannt – nicht mögen. Tatsächlich haben sie auch Gründe, die sie anführen könnten, wenn sie denn wollten ... die Anti-Fassenachter.
Diese hassen den Karneval nämlich, weil:
1. ... es sowieso meist viel zu kalt ist, um in dünnen Kostümen am Straßenrand zu stehen und die Kinder davon abzuhalten, alles mögliche in den Mund zu stecken, weil sie denken, es sind Bonbons, die von den Themenwägen der Umzüge heruntergeworfen werden und von denen jeder immer genug fangen kann, nur man selber nicht. Außerdem sehen die ziemlich teuren Kostüme dämlich aus, weil sie der Temperatur wegen über den Wintersachen getragen werden müssen.
2. ... man weitab von den Faschingshochburgen wohnt und in der Kindheit immer dazu gezwungen wurde, die stundenlangen Live-Übertragungen von den Umzügen in Mainz, Köln oder Düsseldorf anzusehen und dabei nicht einschlafen konnte, weil sich die Erwachsenen in regelmäßigen Abständen laut lachend auf die Schenkel schlugen.
3. ... die Standardfastnachtslieder seit vielen vielen Jahren die gleichen sind und man sich ständig dabei erwischt wie man "La Bamba" oder "Rucki Zucki" und in Härtefällen auch "Ich bin der Anton aus Tirol" vor sich hin summt, obwohl man nichts so hasst wie diese Schunkel-Arien.
4. ... die im Fernsehen übertragenen Veranstaltungen mit den Jahren immer seichter und immer bissloser werden, die Büttenreden immer anzüglicher und dafür inhaltsloser. Und man zugeben muss, dass im Vergleich zu dem heute gebotenen die geschmähten Reden und Sketche von damals regelrecht satirische Klasse erreichten.
5. ... fast alle Bekannten und auch Freunde wochenlang kaum zu erreichen sind, weil sie entweder gerade unterwegs sind, um Fasching zu feiern, oder aber ihren Kater pflegen.
6. ... der beste Freund oder die beste Freundin einen wochenlang nervt weil er/sie sich bei einer Riesenfete verliebt hat und sich nicht sicher ist, ob er/sie es dem Ehegespons beichten soll.
7. ... der beste Freund oder die beste Freundin wochenlang nervt, weil die betreffende bessere Hälfte gebeichtet hat.
8. ... man einen Bekannten hat, der aus dem Nähkästchen des örtlichen Karnevalsvereins erzählt und den Eindruck vermittelt, dass es kaum etwas Verbisseneres und Ernsteres gibt als das organisierte Faschingstreiben.
9. ... man in einer schwachen Stunde versucht hochzurechnen, wie viel Bäume für die Ladungen der Konfettikanonen und die vielen Doppelzentner Luftschlangen sterben mussten, da man auf keiner dieser Packungen bis jetzt das "recycelt-Logo" gesehen hat.
10. ... man sich fragt, wieso die ansonsten so bierernsten und unzugänglichen Leute im Büro oder dem Wohnblock während dieser Wochen so unglaublich lustig und gruppenorientiert sind – und am Aschermittwochmorgen schlagartig genau so miesepetrig und unfreundlich sind wie sonst auch.
11. ... man auch dann nicht um dieses Thema herumkommt, wenn man es unbedingt möchte, denn ein Entkommen ist fast unmöglich – es sei denn, man lässt sich beurlauben, schließt alle Fensterläden und schaltet kein Gerät ein, das der Nachrichtenübermittlung dient. Kein TV, kein Radio, kein Internet (um die Helau-Rufe der Nachbarn im Hausflur ignorieren zu können, empfiehlt es sich rechtzeitig, einen kleinen Vorrat an Watte für die Ohren anzulegen).
12. ... man sich – wie jedes Jahr – dann doch zum Feiern überreden lässt und sich dann einige Zeit lang überlegt, wie sehr man sich zum Narren gemacht hat, weil man zu lange in Protesthaltung an der Sektbar verweilt und dementsprechend einige Erinnerungslücken hat.
In diesem Sinne ein frohes "Helau", "Alaaf " und was sonst noch so dazugehört.
© Textbeitrag "Die Narren verweigern den Dienst": Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Luftballons, CC0 (Public Domain Lizenz).
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