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Im schönen Hartzer Land stehen jährlich Änderungen in die Häuser der Bedürftigen. Da wurde doch wieder – passgleich einige Wochen vor dem Fest der Nächstenliebe – lebhaft diskutiert. Nicht etwa darüber, wie man den Familien, die unter dem Existenzminimum liegen, etwas auf den Gabentisch legen könnte, sondern eher darüber, was man von diesem noch wegstreichen kann. Es wird also auf eine "schöne Bescherung" hingearbeitet.
Wie wir wissen – und müde sind zu hinterfragen – bekommen einkommensschwache Familien mit Kindern das Kindergeld angerechnet – was nichts anderes heißt, als dass es unterm Strich kein Kindergeld gibt. Wieso das ausgerechnet den Familien, die es am nötigsten brauchen, nicht zugestanden wird, ist ein Rätsel, das noch immer nicht geknackt worden ist. Vermutlich macht es mehr Spaß, sich darüber aufzuregen, dass Kinder aus sozial schwachen Familien so auffällig sind, als eine mögliche Ursache dafür zu beseitigen. Extra Kindergeld, unabhängig vom Einkommen, hilft schließlich immer ein wenig – auch wenn der Verdienst weit über dem Durchschnitt liegt.
Warum müssen Eltern immer nach Ausreden suchen, dass die Kinder mal wieder nicht mit auf Klassenfahrt gehen können? Hat es denn nicht mit sozialer Integration zu tun? Aber lassen wir dieses Thema – es ist nun einmal eines der täglichen Ungereimtheiten in der Hartzer Republik. Aber da dieses Rätsel die Menschen so verwirrte, dass sie ganz vergaßen, auf die Barrikaden zu gehen, hat man sich eine Art Aufstockung ausgedacht: Es geht um das Betreuungsgeld – die Summe nämlich, die fällig wird, wenn die Eltern sich selber um die Kleinen kümmern und sie nicht in einer Kita unterbringen können oder wollen (Kita-Plätze sind nach wie vor nicht allzu üppig gesät – und wenn Kinder, deren Eltern erwerbslos sind, keine Plätze besetzen, die von den Kindern berufstätiger dringend gebraucht werden, ist das durchaus logisch).
Wie auch immer, so mancher fragt sich natürlich, wieso man für etwas Geld bekommen soll, das absolut selbstverständlich ist. "Eltern sein" ist ein Job, der einiges an Verantwortung mit sich bringt – wer diese scheut, hätte wohl besser verhütet. Da es nun aber das Betreuungsgeld gibt, wurde flugs überlegt, wie man das Meiste davon einsparen kann. Schließlich sollte es ja nur gut aussehen und nicht etwa breitflächig realisiert werden. Die FDP hatte auch die beste Idee: die Hartz-IV-Bezieher kriegen das natürlich angerechnet – das heißt im Klartext: Betreuungsgeld gibt's für diese nicht.
Man könnte ja zum Beispiel so argumentieren: Einer bleibt zu Hause und geht nicht arbeiten, weil er die Kinder betreut. Das macht unterm Strich einen freien Arbeitsplatz, und den bezahlt der Staat dem entgegenkommenden Elternteil. Machen nun Hartz-IV-Empfänger den tollkühnen Plan, ihre Kinder selber zu erziehen und zu betreuen, kriegen sie den Mehraufwand (den gibt es tatsächlich) nicht bezahlt. Vielleicht klappt das ja genauso wie beim Kindergeld – keiner versteht es, aber keiner will es mehr genau wissen.
Der geistige Blitz der FDP wurde aufgegriffen, nun liegt ein weiterer Rätselwürfel der Regierung auf dem Gabentisch, gleich neben dem Stickbild mit den neuen Stromtarifen.
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© Text und Foto zu "Wer nix hat, dem wird auch nix gegeben": Winfried Brumma (Pressenet), 2011.
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