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Das Wort "Channeln" liest und hört man sehr häufig, ob nun in Fernsehsendungen oder auch in einschlägigen Portalen. Wie auch immer, es liegt voll im Trend und gehört zur Esoterik-Branche. Was ist das nun, das Channeln? Das Wort kommt von "Channel", was nichts anderes als Kanal bedeutet, im Sinne von "empfangen" oder "senden". Also hat es mit "kanalisieren" zu tun. Jemand öffnet also "Leitungen" und bedient sich ihrer, um etwas zu empfangen – manchmal auch, um etwas zu senden.
Viele Wahrsager legen in ihren Beschreibungen großen Wert auf dieses Wort oder nutzen es als Berufsbezeichnung: Channel-Medium. Damit sollen vor allem die Fähigkeiten, Botschaften empfangen und lesen zu können in den Vordergrund gebracht werden. Das kann sich nun auf Engel beziehen, auf bereits Verstorbene und in einigen Fällen auch auf Tiere. Das Medium "channelt" das Haustier eines Klienten und übersetzt dessen Gefühle oder Empfinden – das des Tieres, nicht das des Menschen.
Lässt man diese eher speziellen Fälle erst einmal beiseite und betrachtet die Angelegenheit ohne personifizierenden Hintergrund, dann wird schnell klar, dass das "Channeln" etwas ist, das jeder von uns tut – und das wahrscheinlich täglich. Wenn Eltern genau wissen, was ihrem Kleinkind fehlt, das der Sprache noch nicht oder kaum mächtig ist, dann tun sie nämlich nichts anderes. Sie treten in Rapport mit dem Kind, öffnen unbewusst einen Kanal, um auf besondere Weise zu kommunizieren. Wenn ein erfahrener Lehrer Zugang zu einem Schüler findet, indem er sich intensiv auf ihn einlassen will, um etwaige Lernblockaden zu erkunden, dann channelt er. Er schließt sich in gewisser Weise intuitiv mit dem Kind kurz, und zwar zusätzlich zur sprachlichen Kommunikation.
Es gibt kaum Bereiche, in denen das Channeln nicht stattfindet und nützlich wäre. Wenn Menschen sich sehr gut und ohne viele Worte verstehen, dann spricht man davon, dass sie "einen guten Draht" zueinander haben, so als wären sie vermittlungstechnisch miteinander verbunden. Jede Mutter kennt das: sie erwacht mitten in der Nacht – kurz bevor das Baby anfängt zu schreien. Das ist keine Telepathie, sondern einfach ein stehender Kanal, der wahrscheinlich schon vor der Geburt eingerichtet wurde. Zwillinge können sich oft auf diese Weise verständigen, aber auch Liebende und gute Freunde.
Wieso weiß Waldi zum Beispiel genau, dass wir daran denken, in den nächsten Minuten mit ihm nach draußen zu gehen? Wir haben nicht einmal andeutungsweise nach der Leine geschielt oder die Haltung verändert. Natürlich ist der Hund ein sehr guter Beobachter und nimmt Veränderungen an unserer Haltung und unseren Bewegungen wahr, die uns nicht bewusst sind. Aber manchmal ist es verblüffend, wie der Hund plötzlich wedelnd und begeistert vor uns steht, obwohl er doch auf der Veranda geschlafen hatte, während wir an ein Gassi außer der Reihe dachten. Im umgekehrten Fall weiß man auch, auch wenn es nur ein unbestimmtes Gefühl ist, dass irgendetwas mit dem Vierbeiner nicht stimmt. Menschen, die ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Tieren haben, spüren das durchaus. Und oft, bevor der notwendige Tierarztbesuch wirklich ansteht.
Zwischen Mensch und Tier ist das Channeln eigentlich gang und gäbe – außer der Körpersprache gibt es nun einmal nicht allzu viele Verständigungsmöglichkeiten zwischen Mensch und Hund. Wann immer ein Wesen sich intensiv auf ein anderes einlassen möchte und auch tut, findet ein Channeling statt. Die Frage wäre hier nur, wieso jemand es nötig haben sollte, für den Kontakt mit der Perserkatze ein Channel-Medium zu bemühen. Was nun den esoterischen Bereich betrifft, ist diese Art des Kontaktes unerlässlich. Ein wirklicher Fachmann mit Tarot, Pendel, Kugel oder auch anderen Hilfsmedien wird immer eine Verbindung herstellen – ohne diese würde es nicht funktionieren. Das ist eine feststehende Tatsache und müsste eigentlich gar nicht in den Vordergrund gestellt werden.
Was aber oftmals angeboten wird, sind Botschaften von "Dritten", also bereits Verstorbenen, Engeln oder sonstigen Wesen. Skepsis ist hier mehr als angebracht, denn wie schon an anderer Stelle gesagt: würde das Kommunizieren mit Toten Sinn machen, dann wären wir dazu fähig. Der von vielen Wahrsagern versprochene Kontakt mit Geistwesen ist etwas, das wir ebenso mit einigem Misstrauen betrachten sollten – obwohl diese "Kommunikation der dritten Art" so alt ist wie die Menschheit und in fast allen spirituellen Sichtweisen einen Stellenwert hat.
Vielleicht könnte man es so sehen: Wir verfügen über die Sprache, weil sie unerlässlich ist. Wir können träumen, weil auch das notwendig für uns ist. Wir können uns auch gefühlsmäßig auf jemanden einlassen, den wir sehr gern haben oder dem wir nur sehr wohlwollend und freundlich gegenüberstehen. Wir können auch die Gefühle dieser Betreffenden wahrnehmen, auch wenn diese nicht geäußert werden. Wir channeln eben und finden dabei den richtigen Kanal – und das ist auch gut so.
© "Channeln: Den richtigen Kanal finden": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Die Abbildung zeigt ein Fragment des Gemäldes "Der Flug zum Himmel" von Hieronymus Bosch, nach 1490 entstanden (Quelle: Wikipedia, Lizenz: Public domain).
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