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Der Retter der Mütter – so wurde der ungarische Arzt Ignaz Semmelweis (1818–1865) fast ehrfurchtsvoll genannt, da er als erster den Zusammenhang zwischen mangelnder Hygiene und dem gefürchteten Kindbettfieber erkannte. Seiner Zeit weit voraus war Semmelweis zu Lebzeiten stark angefeindet und lächerlich gemacht worden, bis hin zu seinem tragischen Tod im Alter von 47 Jahren. Die Umstände sind nie wirklich geklärt worden, denn der Arzt verstarb in einer Klinik für Geistesgestörte, in die er von seinen Kollegen eingewiesen worden war.
Als Semmelweis im Jahre 1846 Assistenzarzt in der 1. Abteilung für Geburtshilfe in Wien geworden war, beschäftigte ihn schnell die hohe Sterberate der Wöchnerinnen. Die nämlich stand im Gegensatz zur 2. geburtshilflichen Abteilung, in der allerdings nur Hebammen ausgebildet wurden. Er selber fing an, mit gezielten und häufigen Untersuchungen nach der Ursache für die hohe Mortalität zu forschen, was die überraschende Folge von noch mehr Sterbefällen unter den Wöchnerinnen hatte. Das ging soweit, dass viele Frauen die Aufnahme in Semmelweis' Abteilung verweigerten.
Semmelweis tappte weiter im Dunkeln, bis ein Freund und Kollege an einer kleinen Skalpellverletzung starb, weil er sich eine Blutvergiftung zugezogen hatte. Das brachte den Arzt auf die richtige Spur, denn die mit der Untersuchung der Wöchnerinnen beauftragten Assistenzärzte und Studenten sezierten vorher oft an Kindbettfieber verstorbene Frauen. Zwischen dem Seziersaal und der Geburtshilfeabteilung wuschen sich viele nur flüchtig oder gar nicht die Hände, und von Desinfektion konnte erst recht keine Rede sein. Das war bei den Hebammenschülerinnen anders, denn diese kamen nicht mit Leichen in Berührung.
Semmelweis führte die Desinfektion der Hände mit Chlorkalk ein, was sich als äußerst wirkungsvoll erwies, da die Sterberate von über 12 % auf unter 3 % sank. Diesen Zahlen zum Trotz wurden die Maßnahmen von Seiten der Kollegen misstrauisch beäugt und auch hohnlachend abgetan. Unter anderem wird der nicht sehr hohe Status der Geburtshilfe und die Tatsache, dass die meisten Wöchnerinnen einfache Frauen aus dem Volk waren, dafür verantwortlich sein, dass man einfach keine Notwendigkeit für Veränderungen sah. Die Stimmen der wenigen Mediziner, die Semmelweis Recht gaben sowie Ursache und Wirkung erkannten, wurden kaum beachtet. Als dem Arzt aufging, dass nicht nur der Kontakt mit Leichen, sondern auch der mit Patienten gefährlich war, sobald keine Reinigung folgte, verschärfte er seine Weisungen nochmals, was die Sterberate auf 1,3 % senkte.
Der sensible und fähige Mediziner konnte für sich selber keinen Erfolg verbuchen, denn die Studenten hielten Sauberkeit bei der Arbeit für durchaus vernachlässigbar und hielten seine Weisungen bestenfalls für einen Spleen. Semmelweis' Anordnungen wurden nur widerwillig durchgeführt, und die Ärzteschaft selbst wollte sich mit keinem Gedanken an eine wie auch immer geartete Mitschuld am Tode derer, denen sie eigentlich das Leben erhalten sollten, belasten und zog es vor, den Arzt zu diffamieren und zu bekämpfen. Der leidenschaftliche Kämpfer für die Patienten nannte das, was in den Kliniken geschah, bewussten Mord – denn wer wider besseres Wissen fortfährt mit schädlichen Behandlungsweisen konnte nur als Mörder bezeichnet werden.
In flammenden Schriften wandte sich Semmelweis gegen die Mauer der Ignoranz, was ihn letztendlich zerstörte, wie sein Schicksal zeigt. Der Retter der Mütter erlebte seine Rehabilitation nicht mehr, aber nach seinem Tode setzten sich seine Erkenntnisse durch. So führte der schottische Arzt Joseph Baron Lister das Besprühen der Operationstische und deren Umgebung mit Karbol ein, was einen geradezu drastischen Rückgang der Mortalität zur Folge hatte und sich unaufhaltsam zum heutigen Hygienestandard entwickelte. Als Begründer dessen aber gilt der "Retter der Mütter", Dr. Ignaz Semmelweis.
© "Ignaz Semmelweis – Der Retter der Mütter": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Mutter und Kind, CC0 (Public Domain Lizenz).
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