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Man nennt das ultimative 3D-Kinoerlebnis auch "Stereoskopischer Film" oder auch "Raumfilm". Ganz neu ist dieser Trend nicht, denn man hatte schon Anfang der 1950er-Jahre mit dieser Technik experimentiert. In dieser Zeit nämlich hielt der schärfste Konkurrent des Kinos Einzug in die Wohnzimmer – das Fernsehen nämlich. Es war neu, es war bequem und sorgte erst einmal für flaue Kassen, was die Lichtspieltheater anging ... denn so nannte man die Popcorn-Tempel zuweilen in dieser Ära.
Es musste also mit etwas Neuem aufgewartet werden – mit etwas, das die kleinen Wunderkisten daheim nicht bieten konnten, schon allein weil es nicht möglich ist, das Verfahren für schwarz/weiß zu modifizieren. Als Idee war auch das nicht unbedingt neu, denn in den Science-Fiction-Büchern gab es so etwas schon viel länger. Dort gab es schon das überreale Filmvergnügen in 3D, das dem Betrachter quasi gestattete, mitten im Geschehen zu stehen. Mittendrin heißt in diesem Falle, dass sich das Geschehen in der Tat "um" den Zuschauer herum abspielt und so die Illusion perfekt macht.
Tatsächlich war die Technik damals – wie im Prinzip auch heute – sehr weit von dieser Vorstellung entfernt. Die ersten Filme dieser Art wurden in einer Technik projiziert, die mit Farben arbeitete, die jedem Auge ein bestimmtes Bild vermittelten. Die dazu notwendigen Brillen hatten zu diesem Zweck verschieden farbige Filter, die den Effekt ermöglichten.
Es gibt mehrere Verfahren, einen Film in 3D aufzunehmen und auch auf diese Weise "sehbar" zu machen – und diese Technik hat einen riesengroßen Schritt nach vorne gemacht. Die Polarisationsbrillen sind nicht mehr zweifarbig, und die Effekte weitaus ausgefeilter. So gibt es seit 2009 mehrere Produktionen, die durchaus als Meilensteine dieser Art des Films gelten können – man denke nur an "Avatar", dessen atemberaubende Bilder den Zuschauer auf eine Art Achterbahn mitnahmen.
Seit dem Erfolg dieses Streifens werden mehr 3D-Filme gedreht als vermutlich je zuvor – wenn auch nicht zum Vergnügen jedes Kinobesuchers. Der will nämlich nicht unbedingt immer realere Effekte, denn die hat er durchaus vor der Kinotür. Eine gute Geschichte wird nicht noch besser dadurch, eine schlechte eben auch nicht. Zudem sind Filmfans, die neben ihrer Leidenschaft fürs Kino auch Brillenträger sind, einigermaßen benachteiligt durch die notwendigen 3D-Brillen. Diese müssen nämlich vor oder hinter den Augengläsern platziert werden, was in keinem Fall wirklich einfach ist – es kommt wohl auf die Nasenlänge an.
Natürlich kann man auch auf die eigene Brille verzichten und nimmt in Kauf, das Spektakel zwar mit tollen 3D-Effekten, aber dafür verschwommen zu sehen. Dem kann entgegnet werden, indem der Sitzplatz in den ersten beiden Reihen gewählt wird, was aber vermutlich einige Tage lang eine unangenehme Steifheit des Genicks zur Folge hat. Hat man sich dann endgültig mit dieser Brille arrangiert, ist man erst einmal überrascht, wenn irgendetwas aus der Leinwand herauszuhüpfen scheint.
Bei einem 3D-Film wird den Effekten Rechnung getragen, was für uns Menschen gewöhnungsbedürftig ist. Tatsächlich arbeitet das Gehirn auf Hochtouren, um die gewohnte Sichtweise herzustellen, und je nach Effizienz verbrauchen sich die Effekte recht schnell. Das heißt, der Film verflacht mit der Zeit, und nur die gröbsten Effekte bringen noch das dreidimensionale Gefühl. Ob das nun die ganze Sache mit der Brille und der Platzwahl wert war, ist die Frage.
Auch gibt es Kinobesucher, die einen Film in 3D meiden und lieber warten, bis sie die DVD kaufen können, um sich den Film zu Hause anzusehen – kleiner als im Kino, aber dafür flach. Flach bedeutet hier, Freiheit für die Augen und das gewohnte Eintauchen in eine tolle Geschichte – eine, von der man weiß, dass es eine ist. Und sich in der Toilettenpause (sehr bequem, weil der Film nach Bedarf angehalten wird) fragen kann, wieso immer und immer wieder die Realitätsnähe als höchstes Ziel forciert wird. Das geht so weit, dass es bereits Kinos gibt, in denen Filme in 4D oder auch 5D gezeigt werden. Das kann entweder ein dreidimensionaler oder auch normaler Streifen sein, zu dessen Handlung Düfte in den Saal gesprüht werden, die Sitze vibrieren oder ein Gebläse Wind erzeugt.
Es gibt Nebel und sogar Regen, und vor der Leinwand versuchen Animateure in angeglichenen Kostümen den Film aufzupeppen. Unter den Sitzen rotieren verschiedene Fäden, die die Beine der Zuschauer berühren, um ein bestimmtes Erleben zu simulieren ... vielleicht einen vorbeilaufenden nassen Hund oder so etwas.
Wieso aber denkt nur keiner daran, dass es das ultimative 5D-Kino schon lange gibt ... mit Farbe, Geruch und Emotionsbeteiligung. Man muss nur eins machen: ein Buch aufschlagen und sich fallenlassen. Die Tricktechnik, die dann zum Einsatz kommt, ist unschlagbar – keine Technik wird das auch nur im Ansatz je toppen können. Ein interaktiver Film, in dem man kreativ mitwirkt und mitverantwortlich für Farbe und Ausstattung ist, ebenso für die Besetzung der Rollen. Was will man eigentlich mehr – Realität ist da überhaupt nicht gefragt. Das war sie eigentlich nie, wenn man ins Kino ging. Dort sucht man nämlich eher Träume.
Solange der Duft aus lufterfrischenden Raumsprays, feuersicher imprägniertem Teppichboden und warmem Popcorn echt ist und nicht aus der Dose kommt, ist noch nicht alles verloren und man kann sich noch in aller Gemütlichkeit einen Kinoabend mit einem guten zweidimensionalen Film gönnen und die Augen sehen lassen, was sie wollen. Ohne Filteraufsatz.
© "Schütteln Sie Tarzan die Hand": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Film Foto Kino, CC0 (Public Domain Lizenz).
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