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Beim Stöbern in den Nachrichten – vor allem in den dazu gehörigen Kommentaren – fällt ein gewisser Trend auf. Die Verbraucher scheinen eine Art "Öko-Diktatur" zu befürchten und stellen sich deshalb entschieden gegen Bio- oder sonstige Produkte, die eine "schadstoffreduzierte" Herkunft belegen können.
Das hat nicht unbedingt etwas mit Intoleranz oder Nichtwissen zu tun – vielmehr geht es darum, dass diese Lebensmittel oder Kleidungsstücke teurer sind. Ein Kommentarschreiber argwöhnt sogar, dass Greenpeace-Aktivisten oder "Die Grünen" über höhere Einkünfte verfügen, da sie sich das leisten können. Auch wenn man das erst einmal lustig findet, sollte man sich darüber Gedanken machen. Für eine Familie, die Hartz IV bezieht – oder viele Rentner – kommen Eier aus garantierter Freilandhaltung wahrscheinlich nicht in Betracht. Die aus dem Bio-Supermarkt natürlich auch nicht. So mancher könnte da einwenden, dass der Unterschied nicht mehr als ca. fünfzig Cent beträgt – aber für jemanden, der mit jedem Cent rechnen muss, ist das ausschlaggebend.
An der Fleischtheke kommt der Unterschied so richtig zum Tragen, denn die abgepackten Portionen beim Discounter lassen nicht ansatzweise eine Recherche in Sachen Herkunft usw. zu. Der Metzger Ihres Vertrauens kann da sehr beruhigend wirken, und die Qualität der Ware ist vermutlich auch weitaus besser – aber traurige Tatsache ist, dass viele Bürger schon seit Jahren keinen Fleischerei-Fachbetrieb mehr von innen gesehen haben. Sie können es sich einfach nicht leisten.
Das Gleiche gilt für die Billigtextilien aus den unzähligen Läden, die zu Ketten gehören und die es in jeder Stadt gibt. Die Stoffe sind oft mit Mitteln behandelt, die allergieauslösend sind oder zu Hautirritationen führen können, vor allem aber weiß jeder, wer die billigen Shirts und Jeans herstellt. Wären es nicht unterbezahlte Menschen in der Dritten Welt, die praktisch Tag und Nacht arbeiten, um ihre Familien knapp durchzubringen und würden nicht vor allem Kinder als Billigstkräfte herangezogen – dann wäre eine Jeans für 12 Euro nicht drin. Und genau auf diese Kleidungsstücke sind viele Menschen in Deutschland angewiesen.
Was die Eier und das Fleisch betrifft, so kann man eine Art "Hängebrücke" über die Kluft des Preisunterschieds schlagen, indem man von allem etwas weniger kauft, dafür aber die besseren Produkte. Weniger Eier essen und dafür Freilandeier kaufen kann tatsächlich eine akzeptable Lösung sein. Bei Fleischprodukten greift diese Maßnahme sogar mehr, denn hier ist weniger tatsächlich mehr. Der Schwundfaktor bei der Discounterware ist sehr hoch – einigt man sich also auf weniger Fleisch und dafür auf etwas teureres, hat man Stücke, die in der Pfanne nicht fast die Hälfte ihrer Präsenz verlieren.
Bei Obst und Gemüse ist klar, worum es geht. Mittlerweile kennt jeder die Tricks, mit denen man die Ware länger gut aussehen lassen kann. Und nicht jedem ist wohl dabei – also wäre ein Gang über den Wochenmarkt vielleicht hier und da wieder angesagt. Ob man nun sehr billige Kartoffeln kauft und viel davon wegwirft, oder etwas drauflegt und dafür alles nutzen kann, bleibt sich wohl unterm Strich gleich.
Was die Kleidung betrifft, ist es sehr viel schwerer, eine Lösung zu finden. So leicht ist das Diktat des Geldbeutels nicht zu brechen, und teurere Sachen gehen einfach nicht bei den meisten. Wir haben also keine Öko-Diktatur, sondern vielmehr eine Art Gewissensnot.
© Textbeitrag "Der hilflose Verbraucher" von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Frischer Salat, CC0 (Public Domain Lizenz).
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