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Das Nationalgericht der Deutschen? Wenn man so gefragt wird, kommen einem so einige Möglichkeiten in den Sinn. Sauerbraten kann es wohl nicht sein, da dieses Gericht eher als lokale Spezialität genossen wird, ebenso wie anderswo Kohl und Pinkel. Wir suchen hier aber nach einem Gericht, das nationale Verbreitung und Beliebtheit für sich beanspruchen kann.
Nach einigem Für und Wider kommt man zu dem Schluss, dass es eigentlich nur die Pizza sein kann. Dieser bunt belegte Teigfladen wird überall und von fast jedem geschätzt. Als dieser deftige Hefepfannkuchen im Überformat zum ersten Mal in Deutschland auftauchte, nahm er mühelos alle Hürden, die einem ausländischen Essen ohne Visa in den Weg gelegt wurden. Eigentlich in Italien beheimatet, wo er in vielen Variationen zubereitet wird, machten ihn vor allem die amerikanischen Soldaten hier bekannt. Die nämlich mochten Pizza, und irgendwie brachten sie die "Eingeborenen" dazu, sie auch zu mögen.
Pizza gab es entweder in Italien oder gar nicht. Diese Spezialität kannten nur Leute, die vor dem Krieg in Italien gewesen waren. Dann aber machten die ersten italienischen Restaurants auf und konnten sich über Gäste nicht beschweren. Es gab da herrliche Sachen, aber vor allem war es die Pizza, welche die Deutschen vom heimischen Herd mit den schweren und üppigen Gerichten weglockte – und so liebte man es nun einmal nach den harten Kriegsjahren. Von Nulldiät hatten alle die Nase voll und "fit und leicht" war noch nicht erfunden, ebenso wenig wie "Du darfst". Denn man durfte immer, schließlich konnte man ja wieder. Pizza gab es dann auch im Straßenverkauf, den fast alle Restaurants betrieben. Man rief an oder spurtete noch vor dem TV-Krimi zum Italiener um die Ecke, um zu bestellen und holte die Pizza dann ab.
Die belegten Köstlichkeiten stellten, anders als heute, noch nicht das Grundnahrungsmittel von Kindern und Jugendlichen dar, sondern waren etwas Besonderes. Viele Mütter lernten damals von italienischen Nachbarinnen, wie man eine "Pizza alla Mamma" backt, und wer diese genossen hat, kann die heutigen Vertreter der Gattung nur als Fälschungen betrachten. Aber als die Tiefkühlpizza erfunden wurde, konnte nichts mehr den nationalen und natürlich auch internationalen Siegeszug aufhalten. Kinder, die eine angeborene Affinität zu Fertiggerichten haben, sowie gestresste Singles, lieben das Geräusch der Backofenklappe, wenn sie sich hinter einer Gefrierpizza schließt.
Die Pizza gehört eigentlich zu den Fladenteiggerichten, die es in der ganzen Welt schon immer gab – außer in Deutschland, da gab's Pfannkuchen – und die je nach landesüblicher Tradition belegt waren. Man kennt solche Gerichte in Indien ebenso wie in der Türkei oder Spanien – und sie fehlten auch in der Antike nicht auf dem Speiseplan. Etymologen streiten sich wohl immer noch ein wenig über den Ursprung des Wortes Pizza, aber es hat wahrscheinlich etwas mit "pita" zu tun. Dieses und ähnliche Wörter beziehen sich immer auf Teig- oder Brotfladen oder auf Taschen, die mit irgendetwas gefüllt oder belegt sind.
Wieso aber gerade die italienische Variante diesen durchschlagenden Erfolg hatte, ist nicht wirklich klar. Allerdings ist Pizza etwas, das die Kreativität geradezu herausfordert – es gibt mittlerweile unzählige Variationen davon. Eigentlich wird sie mit Tomaten und nicht mit Tomatensauce gemacht, aber die letztere Variante hat sich durchgesetzt – wahrscheinlich, weil sie in der Herstellung günstiger ist. Von der einfachen "Margherita", die der Legende nach für das Willkommen einer Königin kreiert wurde, bis hin zu exotischen Spielarten gibt es nichts, was man nicht bestellen könnte.
Eine Margherita sollte die italienischen Farben haben: Grün/Paprika – Weiß/Mozzarella – Rot/Tomate. Diese Zusammenstellung schmeckt ebenso köstlich wie eine der phantastischen Neuerfindungen, die sogar mit exotischen Früchten eine schmackhafte Verbindung eingegangen sind. Von Muscheln bis Ananas, von Thunfisch bis Sardellen – ihrer Majestät, der Pizza, steht alles gut zu Gaumen. Wenn dann das Aroma der mediterranen Kräuter hinzukommt, wer wird da Kalorien zählen wollen? Die sind recht beträchtlich – aber was soll's, hier muss man sich eben entscheiden.
© "Pizza Pizza: Von Nulldiät die Nase voll". Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Illustration Pizzaofen, CC0 (Public Domain Lizenz).
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