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Vor Monaten war das Bild ein sehr trübsinniges – hier im Seniorenheim. Das Haus ist zwar sehr gepflegt und die Betreuung eine optimale, doch das bedeutet vielen Menschen, die hier leben, nicht mehr viel. Wer hier lebt, ist nicht immer freiwillig hier, sondern einfach rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen und hat niemanden, der die nötige Betreuung gewährleisten kann. Wer den Alltag nicht mehr bewältigen kann, ist hier gut aufgehoben. In den hellen und luftigen Räumen sitzen die Leute vor dem Fernseher oder starren stundenlang durch die blitzblanken Fensterscheiben nach draußen. Es ist still hier, denn viele der Menschen, die hier wohnen, haben sich zurückgezogen in ihre eigene Welt.
Seit einiger Zeit hat sich das Bild geändert, denn einmal in der Woche freuen sich die Alten auf einen ganz besonderen Besuch. Dann kommt nämlich eine freundliche Dame, die ganz besondere Persönlichkeiten mitbringt: Hunde aus dem Tierheim der Stadt. Das Experiment wurde mit der Leitung des Heimes abgesprochen und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Tierschutzvereines kommt mit ausgewählten Tieren. Schon beim ersten "Hundetag" war die Wirkung enorm – die meisten der alten Menschen sind begeistert von den Hundchen, sie sprechen mit ihnen, verteilen Streicheleinheiten und verwöhnen sie mit Leckerli und Zuneigung.
Tatsächlich haben die Vierbeiner auch auf solche Senioren, die soziale Interaktion weitgehend vermeiden, eine überraschend positive Wirkung. Menschen, die sich abgekapselt, zurückgezogen und regelrecht verweigert hatten, spielen mit den Hunden und sprechen mit anderen darüber. Viele hatten selbst viele Jahre lang einen Hund, manche mussten sich schweren Herzens von ihrem treuen Begleiter trennen, da die meisten Heime Tierhaltung nicht erlauben. Es ist, als ob die Tiere zwischen den Menschen Brücken schlagen können. Solche Tage gibt es tatsächlich in immer mehr Altenheimen, wenn auch noch in zu wenigen.
Warum es nur selten Heime gibt, in denen Haustiere in vernünftigem Maß erlaubt sind, ist nicht so leicht zu beantworten. Meist wird die Hygiene als Hauptgrund genannt, aber das ist nicht wirklich nachvollziehbar. Wo sich Hunde und Katzen bewegen, ist mit geeigneten Reinigungsmitteln der gewünschte Standard durchaus zu halten – das verträgt sich auch mit ärztlicher Behandlung. Es liegt wohl in erster Linie am Arbeitsaufwand, denn die Senioren sind nicht immer in der Lage, sich in allen Bereichen um ein Tier zu kümmern, was dessen physische Bedürfnisse angeht. Wohl aber um die psychischen, denn einem Vierbeiner ist es völlig gleichgültig, wie alt der Mensch ist, von dem er geliebt wird. Das gilt natürlich ebenso für Vögel und Nager.
Die bedingungslose Freundschaft, die weder vom Mensch noch vom Tier an irgendeinem Umstand festgemacht wird, ist in ihrer Wirkung schon allein therapeutisch. Auf den Punkt gebracht kann man sagen, das Gefühl des Angenommenwerdens, selbst wenn man Ausgrenzungen im täglichen Leben erfährt, ist äußerst wertvoll und oft der Grund für das Leben mit einem tierischen Freund. Kann nun die Institution den Mehraufwand nicht leisten, dann sind die "Hundetage" eine hervorragende Alternative. In vielen Städten gibt es sie schon, da sich die positive Auswirkung auf die Menschen auch bei den Allerkonservativsten herumgesprochen hat.
In Altersheimen leben viele einsame Menschen, ebenso wie es in Tierheimen einsame Hunde gibt, die verlassen wurden oder deren Halter verstorben sind, und die sich nach Freundlichkeit und Nähe ebenso sehnen wie die Senioren. Warum ist es noch nicht selbstverständlich, dies zusammenzubringen, so oft es nur geht? Das kann neben Besuchen auch ein Treffen außerhalb des Hauses sein – wie etwa im Park oder im Wald.
Alte Hunde, die auch im besten Heim die meiste Zeit ohne die vorher gewohnten Streicheleinheiten leben müssen, sind in ihrer hingebungsvollen Art, ihre Freude zu zeigen, ebenso unwiderstehlich wie knuffige Welpen. So gesehen profitiert jeder von einer solchen Maßnahme – letztendlich auch das Heimpersonal. Kosten entstehen dadurch kaum – selbst wenn man die Reinigung der betreffenden Räume als Faktor ansieht. Es braucht nur ein wenig Initiative – sonst nichts. Die positiven Auswirkungen sollten ein klein wenig Arbeit mehr aufwiegen.
© "Hundetag im Seniorenheim": Text und Foto von Winfried Brumma (Pressenet), 2011.
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