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Wer hortet zur rechten Zeit, der hat die Scherben des Sparschweinchens in der Not. So ungefähr lautet ein deutsches Sprichwort, das wir alle kennen. Und vom Sparen haben wir auch alle schon einmal etwas gehört oder es auch getan, zumindest aber versucht.
Meist lernt man schon in der Kindheit das Sparen, wenn auch nicht unbedingt freiwillig. Da gibt es die wohlmeinenden Erwachsenen, die hier und da einige Münzen springen lassen, allerdings mit der Auflage, das Sparschwein damit zu füttern. Man hat nichts gegen das Tier mit dem Schlitz auf dem Rücken, gegen das Kleingeld auf der Patschhand hätte man aber auch nichts gehabt. Die etwas fiesere Variante ist die zwar meist größere, aber eben auch für den Moment nutzlose: die Einzahlung auf das Sparbuch des lieben Kleinen. Der hat nämlich beim nächsten Jahrmarkt nichts davon und muss für jede Fahrt mit dem Raketenexpress in neuerliche Verhandlungen mit den Eltern treten.
Nach einigen Jahren, wenn man dann etwas über Zinssätze und dergleichen weiß, bedenkt man die edlen Spender auch nicht gerade mit liebevollen Gedanken. Vor allem dann nicht, wenn das "Schlachten" des Wutzerls nur dazu diente, den Inhalt ebenso zur Bank zu tragen wie die Geburtstagszuwendungen von Tante, Onkel, Opi oder Omi. Das Sparen begleitet den Menschen somit durch das ganze Leben, ob er nun darauf angewiesen ist oder nicht. Was früher das Fahrrad war als Sparziel, wird um die achtzehn herum zum Auto. Hat man das, lernt man auf allereffizienteste Weise das Sparen von Benzin. Und so langsam entwickelt man sich zu dem Spartyp, der man bleibt bis ins hohe Alter.
Es gibt den "Zwecksparer", der normalerweise ein lebenslustiger Mensch ist, aber Mittel anhäuft, weil er etwas ganz Bestimmtes haben will. Ist dieses Ziel erreicht, befasst er sich vorerst nicht mehr mit der Sparsamkeit, jedenfalls nicht, bis er wieder etwas braucht. Der "Notsparer" ist zeitweise oder auch für längere Zeit eingeschränkt und muss überall Kürzungen vornehmen, um über die Runden zu kommen. Er tut das meist nur so lange, wie es nicht anders geht und atmet auf, wenn er wieder den Bus nehmen kann, anstatt zu laufen.
Der "Angstsparer" hofft, mit gehortetem Geld Schicksalsschläge abzuwehren, was im Falle einer unvorhergesehenen Ausgabe auch durchaus hilfreich ist – allerdings auch nur dann, denn Katastrophen nichtmaterieller Art sind resistent gegen Sparschweine. Trotzdem gerät es im Kopf dieses Spartyps etwas durcheinander und kann zur Obsession werden. Der "Spaßsparer" ist ein äußerst angenehmer Zeitgenosse, den man daran erkennt, dass er neben dem obligatorischen Rüsseltierchen auch Vasen, Töpfe, Obstschalen – und alles, was konkav gewölbt ist – als Kleingelddeponie gebraucht und sofort darauf zurückgreift, wenn er damit helfen kann. Ob man nun die Geldbörse vergessen oder kein Kleingeld für einen Automaten hat – er lächelt liebenswürdig und greift auf seine immer nachgefüllten Reserven zurück, um aus der Verlegenheit zu helfen. Sparer dieses Typs machen meist sehr großzügige Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenke.
Am entgegengesetzten Ende der Skala hält sich der "Prinzipsparer" auf, der nur durch einen Teilstrich vom "Geizhals" getrennt ist. Er wird auch "Jammersparer" genannt und ist wegen seiner tyrannischen Manier nicht sehr beliebt. Er besitzt kein Sparschwein – er lebt in einem solchen. Er kontrolliert die Lichter im Haushalt mehrere Male täglich, notiert den Stromverbrauch und setzt diesen auch fest. Bitten um neue Kleidungsstücke oder ähnliches der Familienmitglieder werden ignoriert.
Aber anders als der echte "Geizhals" (ein Homo rafficus, der sein Erspartes niemals ausgibt), legt der Jammersparer vor allem bei seinen Mitmenschen auf das Sparen viel Wert, nicht aber bei sich selber. Er verweigert der Familie die meisten Annehmlichkeiten, die etwas kosten, lebt aber selber fast völlig ohne Einschränkungen. Fällt das auf, ist klar, dass er ein Meister im Horten von Ausreden ist.
Als interessanter Vertreter der Sparschweinerei fällt noch der so genannte "Fehlsparer" auf. Dieser fährt volle zwanzig Kilometer mit seinem Kleinwagen, um ein Sonderangebot in Anspruch zu nehmen, das zwanzig Cent weniger kostet als im Laden um die Ecke. Er bucht grundsätzlich nur den allerbilligsten Urlaub und hängt dann eine Menge Geld an einen Anwalt, der dann die Schadensersatzansprüche durchsetzen soll. Er kauft sich den billigsten Hustensaft und muss dann für den Klinikaufenthalt zuzahlen, wenn er die aus dem Reizhusten entstandene schwere Bronchitis stationär behandeln lassen muss.
Die Moral der Typenlehre wäre: Auch Sparschweine haben eine Saison, nicht nur die Trüffelschweine. Denn das Sprichwort beinhaltet ja auch das Wort von der "rechten Zeit". Und die ist nicht immer.
© "Welcher Spartyp sind Sie?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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