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Sie gehören nicht zum Alltag, aber trotzdem sind sie nicht wegzudenken aus dem Leben – die Trachten. Dieses alte Wort bezeichnet alles, was "getragen", also angezogen wird und heißt nichts anderes als Kleidung. Wer "Tracht" hört, der denkt vor allem an das ebenso geliebte wie gehasste Dirndl. Das sieht man heutzutage wieder überall, und nicht nur da, wo es seinen Ursprung hat. Denn "Dirndl" kommt von "Dirn", was eine Magd bezeichnet und somit die alltägliche Kleidung der arbeitenden Bevölkerung ist. Die Bezeichnung ist in Bayern und Österreich gebräuchlich und bedeutet meist eine Bluse, ein Mieder, einen langen und weiten Rock plus die obligatorische Schürze.
Die Dienstboten vergangener Zeiten trugen Tracht, die Herrschaften kleideten sich eher "a la mode" nach einem Journal Pariser Vorbilds. Es war die Kluft der einfachen Leute, einfach und einigermaßen praktisch. Aus diesen Kleidungsstücken haben sich nun die modernen und oft auch sehr teuren Trachtenkleider wie Dirndls entwickelt – sie werden heute aus sehr feinen Stoffen hergestellt und sogar Modedesigner haben mittlerweile ein Augenmerk auf die Oktoberfesttauglichen Dreiteiler geworfen.
Doch "Tracht tragen" bedeutet nicht nur das bayerische Miederkleid, sondern wird in jeder Region zelebriert. An Festtagen tragen die älteren und zunehmend auch die jungen Leute gerne wieder Tracht, ob nun in Schleswig-Holstein oder im Sauerland. Jede Ausführung hat ihre Besonderheiten, denen oft eine komplizierte Symbolik zugrunde liegt. So können Abweichungen in Farbe oder der Art, wie ein Teil der Tracht getragen wird, Auskunft über den Status des Trägers oder der Trägerin geben. Ein Beispiel ist die Art, wie man die Schürzenschleife des bayerischen Dirndls setzt – dadurch wird nämlich ersichtlich, ob die Dame noch zu haben, in festen Händen oder verwitwet ist.
Fast jeder kennt die berühmten Bollenhüte der Schwarzwaldtracht, neben Kirschwasser und Torte ist sie das bekannteste Exportgut, meist in Form gewandeter kleiner Püppchen, die man in die Vitrine setzen kann. Und natürlich gibt es auch diesen alten Film dazu ... Schwarzwaldmädel, in dem einer jungen Frau in diesem Kostüm das Herz gebrochen wurde. Doch das Tragen einer Tracht gibt es natürlich auch in bestimmten Berufsgruppen – der schwarze Anzug des selten gewordenen Kaminfegers ist ebenso eine Tracht wie die des Richters, dessen langer Mantel zwar eigentlich Talar heißt, aber trotzdem eine Berufstracht ist.
Früher waren auch die Zimmermannsgesellen ein weit verbreiteter Anblick, die schmucke kurze Weste mit den großen Zierknöpfen und die Schlaghose nebst dem breitrandigen Hut nahmen die Mode der "wilden Sechziger" voraus. Das "auf die Walz gehen" der Zimmerleute erfährt im Übrigen eine Renaissance, und die Gesellen beiderlei Geschlechts stehen an den Landstraßen und hoffen auf Mitreisegelegenheiten wie in den alten Zeiten. Gute Köche tragen auch heute noch die traditionelle Kleidung, meist weiß und doppelreihig geknöpft, auf dem Kopf die hohe Mütze, die wie eine Wolke gebauscht ist.
Der Blaumann der Mechaniker und Handwerker ist ebenso eine Tracht – davon ausgenommen die Maler und Tapezierer, diese tragen auch weiß. Allerdings würde hier keinem einfallen, diese Kleidung auch zu besonderen Anlässen zu tragen, da heißt es nämlich: raus aus der Berufskleidung und rein in den besseren Zwirn – das kann dann auch ein schicker Lodenanzug sein, während die Liebste ein kostspieliges Dirndl aus Österreich trägt. Der Landstrich spielt keine Rolle, denn ein solch zünftiges Garn trägt sich auch gut in Baden-Württemberg oder in Berlin.
Erstaunlicherweise wissen die meisten Bewohner der jeweiligen Bundesländer kaum noch, wie ihre eigentliche Tracht aussieht – deshalb greifen sie wohl zur stark süddeutschen Variante – sprich der Bayerischen. Hauptsache Pfundig.
© "Alles Trachten gilt der Tracht": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Die Abbildung zeigt eine Schwarzwälderin in Gutacher Tracht (Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei).
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