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Ernährung ist ein wichtiges Thema, und das zu Recht, denn sogar oder gerade heute ist die optimale Ernährung nicht so einfach, wie man sich das denken könnte. Die Nahrungsmittel sind weit davon entfernt, "natürlich" zu sein. Die Hersteller sind gezwungen, so viel wie möglich und so schnell wie möglich zu produzieren – ob es nun um Fleisch oder Gemüse und Obst geht. Da wird mit Pestiziden bzw. Medikamenten nicht gerade zimperlich umgegangen, wie Stichproben immer wieder zeigen. Das betrifft vor allem die sehr günstigen Importwaren – was aber nicht heißen soll, dass teurere Produkte grundsätzlich sehr viel besser wären. Information ist da sehr wichtig.
Dass wir eigentlich eher ungesund leben, ist den allermeisten Menschen durchaus bewusst – und da wir nun einmal dazu neigen, den bequemsten Weg zu gehen, wird nach einfachen Lösungen gesucht. Da kann es durchaus passieren, dass ein bisher kaum beachtetes Pflänzlein oder Wässerlein zu einem Wundermittel avanciert. Vor vielen Jahren gelangte so der Knoblauch zu Ruhm. Das Knollengewächs, das sonst eher naserümpfend betrachtet wurde, galt auf einmal als moderates Mittel gegen so ziemlich alles, was Angst macht. Sogar das Altern sollte er hinauszögern können, der Knoblauch.
Vieles von dem, was in den Werbebroschüren stand, stimmt allerdings. Da man aber nicht pausenlos Knoblauchzehen knabbern kann – vor allem dann nicht, wenn man ein sozialer Mensch ist – verfielen die Konsumenten auf die Einnahme der praktischen Dragees. Man tat nun den Arterien, dem Blutdruck und überhaupt dem Körper etwas Gutes und schluckte brav die zum Teil überteuerten Dinger. Über den Nutzen kann gestritten werden – denn Knoblauch entfaltet seine zugegeben große Wirkung immer noch am besten, wenn er frisch genossen wird.
Irgendwann entdeckte jemand das Wasser des Lebens, oder zumindest einen sehr guten Ersatz dafür: der Apfelessig betrat die Bühne. Ob nun im Badewasser, als Einreibung – oder mit Sprudel verdünnt schon am Morgen genossen – es gibt kaum etwas, worauf er nicht positiv einwirken sollte. Ganze Bücher wurden geschrieben (wie auch über den Knoblauch), wie man sich jung, schön und vor allem gesund erhält mit Apfelessig. Und die Flaschen fehlten in keinem Haushalt mehr. Über das Zeug, das man über den Salat goss, hatte man sich jedoch nie so richtig Gedanken gemacht – jetzt lernte man so einiges darüber. Tatsächlich ist Apfelessig ein moderates Hausmittel für oder gegen eine ganze Menge Dinge, die für uns gut bzw. schlecht sind. Nur – übertreiben sollte man das nicht.
Es ist wie mit den leidenschaftlichen Arztgängern der Jahre vor der Gesundheitsreform. Da hörte man tatsächlich mehr als einmal Sachen wie "Was, du hast Nierenprobleme? Da nimm doch mal die hier, hat mir mein Arzt verschrieben, als ich es mit den Nieren hatte. Die helfen dir." Ein Kommentar ist da nicht nötig. Aber so weit entfernt davon sind die Jünger der modernen Wundermittel nicht – ohne dass man sich erst einmal wirklich informiert, plötzlich alles, was irgendwie als "gesund" propagiert wird, kritiklos anzunehmen, ist unverantwortlich. Dieses vage "etwas für die Gesundheit tun" kann sogar das Gegenteil bewirken.
Von Knoblauch und Apfelessig ist nicht mehr allzu viel die Rede – es gab immer wieder Neues. Schwarzkümmel führte zum Beispiel die Hitliste der Wundermittel an – und wurde begeistert begrüßt. Asiatische Pilze waren der letzte Schrei der medizinischen Küche – und verschwanden wieder. Grüner Tee war auch ein Star – vor allem bei Menschen, die Gewicht verlieren wollten. Tatsächlich kann er dabei helfen – aber, wohlgemerkt, helfen. Wenn die Nahrung nicht umgestellt wird, nützt er nichts, auch wenn man ihn kannenweise trinken würde. Es reicht niemals, so weiterzumachen wie bisher – nur eben mehr hiervon oder davon zu nehmen. Oft waren das Weglassen von einigen Sachen sowieso die bessere Lösung. Die Zeiten, in denen man einfach essen konnte, was die Natur gibt, sind lange vorbei. Grüner Tee nützt kaum, wenn er aus einem Anbaugebiet stammt, das belastet ist. Das Bewusstsein in Sachen Ernährung muss da geändert werden.
Nahrungsmittel können Heilmittel sein, aber auch Gifte, die langsam wirken. Es kommt auf die Beschaffenheit an, und vor allem auf den eigenen Körper – wenn die Freundin so aufgeblüht ist wegen den Schwarzkümmeldragees, bedeutet es nicht, dass es uns ebenso gut bekommt. Vielleicht verträgt so mancher genau das nicht, was gerade im Trend liegt. Körper sind nun einmal Individualisten – genau wie ihre Besitzer. Trends sollten sich auf Mode beschränken – das schädigt im Extremfall nur das Schönheitsempfinden.
© Text und Abbildung zu "Modetrends in der Ernährung: Pillen und Wässerchen": Winfried Brumma (Pressenet), 2013.
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