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Die Nachrichtenflut, die täglich, bzw. stündlich auf uns eindrischt, scheint eine gigantische Flut zu sein – eine Art Informations-Tsunami. Die Rede ist von Nachrichten, oder neudeutsch "News". Wir hören sie im Radio – zumindest beim Autofahren – wir sehen sie im TV und lesen sie im Internet. Wer es darauf anlegt, kann praktisch 24 Stunden am Tag an der News-Pipeline hängen. Das tun die Wenigsten, aber auch diejenigen, die nebenbei auch etwas anderes hören/lesen/sehen, entkommen dem ständigen Input-Strom nicht wirklich. Es scheint sich um unzählige verschiedene Meldungen zu handeln, was sich aber bei näherer Betrachtung als Täuschung herausstellt.
Jede Zeitung, jeder Fernsehsender und jede Plattform behandelt im Grunde die gleichen Nachrichten – davon ausgenommen sind Lokalberichte, die sich auf das eigene, noch überschaubare Umfeld beziehen. So gesehen verringert sich die Flut spürbar. Wenn wir dann noch die für uns wichtigen Inhalte herausfiltern, wirkt die ganze Nachrichtenlandschaft schon weniger turbulent, aber ... und das ist eine Tatsache: krank macht uns das, was wir da mitbekommen, manchmal eben doch.
Gute News sind seltener als schlechte ...
... jedenfalls wirkt es so. Wie ein Mensch das sieht, liegt an seiner momentanen Stimmung und seiner Weltanschauung – hier arbeiten die Filter sehr effizient. Nach vorsichtiger Einschätzung der allgemeinen Situation kann davon ausgegangen werden, dass Angst ein allgemeiner Volkszustand geworden ist. Die Angst vor Terrorismus, vor Kriminalität, Arbeitslosigkeit, Armut, Überwachung ... das alles wird durch die Nachrichten geradezu gepuscht – und so gerät der interessierte Mensch in eine Spirale.
Die Angst des Wachsamen bringt uns dazu, sich der Gefahren zu versichern. Man will den "Feind" kommen sehen, dadurch fühlt man sich sicher. Dieser Reflex, diese "Habachtstellung" des Gehirns ist eigentlich notwendig, um uns zu schützen. Als Menschen von anderen Menschen oder gefährlichen Tieren bedroht wurden, machte so eine Sicherung auch Sinn – man konnte etwas tun. Flucht oder effektive Gegenwehr waren Optionen. Wenn wir heute lesen, dass irgendein Staatsoberhaupt eine Atombombe zünden will, können wir nichts dagegen tun. Die steigende Arbeitslosenrate liegt ebenfalls außerhalb unserer Aktionsmöglichkeiten – also greift die instinktbedingte Reaktion auf Bedrohungen (real oder vermeintlich) ins Leere. Wir haben also Angst, der Adrenalinspiegel fährt hoch und ... das war es erst einmal. Magenschmerzen – Depressionen – Schlaflosigkeit und Reizbarkeit können neben vielen anderen Symptomen die Folge sein.
Was also könnte man tun?
Es gibt Menschen, die den Entschluss gefasst haben, völlig auf Nachrichten zu verzichten, soweit sie es irgend können. Außer Haus wird das sehr schwierig sein, außer man besorgt sich passende Scheuklappen. Daheim kann man die "News" natürlich meiden, so wie auch weitgehend im Internet. Durch das Verlassen dieser Pipeline verschiebt sich die Wichtigkeit der Dinge ungemein: die Konzentration auf das Machbare – also das reale Leben aus erster Hand – wird nach und nach wieder den Alltag bestimmen.
Ein völliges Ausklinken aus dem Nachrichtenstrom ist aber wahrscheinlich übertrieben – informiert zu sein ist durchaus wichtig. Aber informiert sein bedeutet nicht, sich von Meldungen überschütten zu lassen. Jeder sollte für sich das beste "Modell" finden, das zwar Informationen zulässt, ihn aber nicht den Informationen überlässt. Einige Stunden pro Woche, vielleicht an einem bestimmten Tag, sollten zum Beispiel reichen, um über das, was man für wichtig ansieht, gut informiert zu sein. Man muss eine Nachricht nicht auf zehn verschiedenen Plattformen und bei allen TV-Sendern lesen/hören/sehen. Es ist anzunehmen, dass man mit der Zeit sehr geübt wird darin, das wirklich Wichtige von Unwichtigem zu unterscheiden. Das wird sich im persönlichen Zeitrahmen ebenso bemerkbar machen wie beim Schlaf – je nach Natur und Einstellung.
Die Möglichkeit, Nachrichten aus aller Welt praktisch in Echtzeit zu bekommen, war noch nie so erstaunlich wie heute, und das mit steigender Tendenz. Es ist gut und richtig, diese Möglichkeit zu nutzen – vor allem als mündiger Bürger. Aber wie bei allem kommt es auf die Dosierung an – und natürlich auf die Auswahl.
© "Wenn Informationsflut krank macht": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Illustration: Thomas Alwin Müller, littleART.
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