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Auf der Suche nach dem Schatz ihrer Vorfahren finden drei Brüder, die jeder nur unter ihren Spitznamen Liptegei, Zeppelin und Mond kennt, eine mumifizierte Leiche im Keller. Kurz darauf verschwindet ein junges Mädchen spurlos, wodurch sich das Leben der Familie dramatisch ändert.
Viele Jahre später wird die Tochter eines der Brüder entführt. Zum Glück sind sie mit Lilly Höschen befreundet, die keine Ruhe gibt, bevor sie alle Zusammenhänge der zurückliegenden und der aktuellen Geschehnisse aufgedeckt hat.
Das Buch umfasst den Zeitraum von 1920 bis 2013. Es ist eine Familiengeschichte, die sich sowohl der Elemente eines Kriminalromans als auch denen einer Komödie bedient.
Der Roman ist gedruckt im Buchhandel (ISBN 978-3943403312) erhältlich. Auch eine E-Book-Version gibt es im Online-Buchhandel.
Weitere Bücher des Autors Helmut Exner sind beim EPV-Verlag erschienen.
Unter der Linde waren die drei Brüder nun in ein ernsthaftes Gespräch vertieft. Nach langer Zeit unterhielten sie sich mal wieder über den Silberschatz, der angeblich in ihrem Haus versteckt sein sollte. Als sie Kinder waren, hatte der Großvater sie ganz heiß damit gemacht. Und sie hatten nie verstanden, warum man nicht ernsthaft auf die Suche ging. Sie wussten, dass Großvater Albert schon mal damit begonnen hatte, eine Wand einzureißen. Aber die war dann wieder zugemauert worden.
Irgendwann, als Liptegei und Zeppelin etwa zehn, zwölf Jahre alt waren, hatten die beiden mit einem großen Vorschlaghammer angefangen, die Wand im Keller wieder aufzuschlagen. Das Ergebnis war eher kläglich gewesen. Und dann war der Vater gekommen und versohlte ihnen den Hosenboden. Seitdem war die Schatzsuche nicht mehr in Angriff genommen worden. Heute nun sprachen sie sehr ernsthaft darüber. Mond meinte: "Dieser ganze Zwergenquatsch hat sich wahrscheinlich nur im Kopf unseres Großvaters abgespielt."
Und Zeppelin konterte: "Na, wenn ich dich so ansehe, glaube ich schon, dass wir von Zwergen abstammen."
"Du Armleuchter! Lieber klein und was im Kopf als groß und doof."
Nach reiflicher Diskussion beschlossen sie schließlich, sich systematisch auf die Suche nach dem Schatz zu begeben. Als erstes sollte die Wand, die der Großvater schon einmal aufgebrochen hatte, eingeschlagen werden. Vielleicht war ja dahinter noch eine Wand. Oder es war etwas im Boden vergraben. Vielleicht gab es sogar einen geheimen Stollen. Sie konnten es nicht mehr aushalten und holten schließlich Werkzeug, gingen in den Keller und fingen an zu arbeiten. Als die Mutter das Bollern hörte, stieg sie schnell die Kellertreppe herunter und traute ihren Augen nicht: "Seid ihr jetzt völlig durchgedreht? Ihr bringt noch das ganze Haus zum Einsturz."
Aber sie hörten nicht auf. Stein für Stein wurde aus der Wand geschlagen. Lieschen konnte sich noch gut daran erinnern, wie vor vierzig Jahren ihr Karl diese Wand gemauert hatte. Und nun machten diese nichtsnutzigen Bengels alles wieder kaputt. Die Verrücktheit mussten sie von ihrem Großvater geerbt haben. Das lag offenbar in der Familie. Da konnte man nichts machen.
Als der völlig erschöpfte Mond den Vorschlaghammer an Liptegei weiterreichte, schlug dieser mit gewaltiger Kraft auf die Steine ein. Plötzlich brach alles zusammen. Es gab eine große Staubwolke im trüben Schein der Karbidlampen. Als sich der Staub allmählich setzte, erschien in der nun offenen Nische eine Gestalt. Lieschen schrie auf. Die drei Männer bekamen den Mund nicht mehr zu. Mond brüllte: "Ein Berggeist!"
Dann kippte dieser Berggeist erst langsam und dann mit einem Ruck nach vorn, drehte sich im Fall einmal um sich selbst und landete auf dem gestampften Boden. Lieschen schrie erneut auf. Es handelte sich um eine mumifizierte Leiche. Da sah Lieschen die silberne Taschenuhr und brüllte: "Lehmann! Das ist Herr Lehmann!"
Die Söhne schauten die Mutter verwundert an. Jetzt verließen sie erst einmal den Keller und setzten sich in die Küche, um sich zu beraten. Nun wollten die Söhne endlich eine Erklärung von ihrer Mutter. Diese goss erst mal Kaffee auf, setzte sich dann an den Tisch und begann zu erzählen: "Als ich jung war, wollte euer Großvater, dass ich einen Sohn seines alten Freundes Hermann Lehmann heirate. Hermann lebte in Franken und er war wohl der Meinung, dass sein jüngster Sohn Karl gut zu mir passen würde. Wir warteten auf Karl. Und dann kam auch ein Karl. Aber der hieß nicht Lehmann, sondern Lahmann. Und den habe ich auch geheiratet. Kurz vor der Hochzeit erschien dann doch noch dieser Karl Lehmann. Er war mir auf Anhieb unsympathisch. Meine Eltern waren gerade nicht da. Und euer Vater war damit beschäftigt, die Wand, die ihr gerade eingerissen habt, zuzumauern. Denn mein Vater hatte sie vorher eingerissen, um diesen bescheuerten Schatz zu suchen, den es wohl nur in seinem Hirn gab. Ich bin dann einkaufen gegangen und habe die beiden Karls allein gelassen. Als ich wiederkam, war Karl Lehmann nicht mehr da und die Mauer im Keller war fertig. Natürlich dachte ich, dass der Lehmann wieder abgereist war. Was sollte er denn hier? Ich war ja inzwischen verlobt."
Nun sagte Zeppelin ganz monoton: "Weit ist er aber nicht gekommen auf seiner Reise. Nur bis in den Keller."
Seine Brüder lachten kurz auf und Lieschen schaute sie streng an, um dann weiterzuerzählen: "Offenbar hat es einen Streit zwischen den beiden Männern gegeben. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass euer Vater an seinem Tod schuld sein soll. Er war doch so ein friedlicher Mensch. Vielleicht ist der Lehmann ja auch auf natürliche Weise gestorben."
Zeppelin konnte es sich nicht verkneifen, seiner Mutter zu entgegnen: "Ja, natürlich. Der Lehmann hat ganz plötzlich einen Herzinfarkt bekommen. Und um die Beerdigungskosten zu sparen, hat Vater ihn dann gleich im Keller eingemauert."
"Hör auf, so zu reden, du dummer Bengel! Was machen wir denn jetzt mit der Leiche?"
"Die Polizei holen?", schlug Mond vor.
"Einfach wieder einmauern", meinte Liptegei.
Und Zeppelin sagte: "Der ist ja sowieso auseinandergebrochen. Am besten wir packen ihn in ein paar Taschen und schmeißen ihn einfach weg. Im Wald."
Jetzt bekam Mond einen Lachkrampf, und Liptegei fragte seine Mutter: "Kann ich die silberne Taschenuhr haben? Die braucht er doch sowieso nicht mehr."
© Buchtipp "Lilly fährt mit dem Zeppelin zum Mond": Leseprobe sowie Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung des EPV-Verlages.
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