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Stellen Sie sich vor, Sie haben von einem Menschen geträumt, den Sie noch nie in Ihrem Leben gesehen haben – und am nächsten Tag lernen Sie diesen kennen ...
Beim 1. Mal glauben Sie noch an einen Zufall.
Beim 2. Mal werden Sie unsicher.
Beim 3. Mal zweifeln Sie an Ihrem Geisteszustand.
Doch Sie erfahren von diesen drei Menschen, dass alles der Realität entspricht! Die Parallelwelt Soma ist mit der Erde durch "Traumtunnel" verbunden, die nur magiebegabte Wesen durchschreiten können.
Alena ist ein solch magiebegabter Mensch.
Als sie vor der schweren Entscheidung steht zwischen den Welten zu wandeln, um ihre neu gewonnenen Freunde zu retten, entschließt sie sich für diesen Schritt, der sie schnurstracks in die Hände des Feindes führt. Alena nimmt den Kampf gegen den Tyrannen auf und erfährt ihre wahre Bestimmung.
Die vergangenen Stunden hatten ihren Tribut gefordert – ich schlief tief und traumlos.
Als ich unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde, hob ich orientierungslos den Kopf.
Wo war ich? Träumte ich? Immer noch?
Plötzlich fiel mir alles im Bruchteil einer Sekunde wieder ein und Angst schlich sich in meine Eingeweide, die ich als bittere Galle auf meiner Zunge schmeckte. Vor mir ragten zwei Soldaten und befahlen mir aufzustehen. Ich gehorchte und während mir die Arme wieder auf den Rücken gefesselt wurden, machte ich mir Gedanken. Jetzt musste von Seiten meiner Freunde etwas geschehen – oder nie wieder!
Vor meinem Schlaf war noch alles in weiter Ferne gewesen, jetzt war die Gefahr in unmittelbarer Nähe! Und ich konnte nichts mehr tun.
Ich musste mich ergeben die Steinstufen herunter schleppen lassen. Als wir unter dem Torbogen ins Freie traten, stach mir die Sonne schmerzhaft in die Augen und die Hitze überfiel mich derart, dass ich fast blind zusammen gebrochen wäre, wenn mich die Soldaten nicht grob an meinen Oberarmen gehalten hätten. Sie zerrten mich weiter voran und ich stolperte so gut ich konnte mit. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die neuen Lichtverhältnisse, ich blinzelte der Sonne entgegen und schätzte, dass sie ihren höchsten Stand erreicht hatte.
Der Platz um die Holzplattform war umringt von hunderten Somanern, die auf ein brutales Schauspiel harrten. Meine Hoffnung sank gegen Null, denn in einer solchen Menge konnte ich keinen einzigen meiner Freunde ausmachen, wenn sie sich je nochmals hierher trauen sollten. Erstaunt spürte ich, wie eine Woge von Zorn und Mitleid von der Menge ausging.
Ja, sie hatten alle Mitleid mit mir und wünschten mir im Stillen einen schnellen, quallosen Tod. Doch insgeheim dankten sie dafür, dass es niemand ihrer Lieben war, der dort oben den Tod finden sollte – ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich las die Gefühle der Somaner wie Gedanken und Angst packte mich mit ihren gierigen Krallen, sodass ich mich gegen die Soldaten und die Fesseln zu wehren begann. Ich riss meinen Körper mit zusammen gebissenen Zähnen hin und her, keuchte vor Schmerz, als mir die Fesseln noch tiefer in mein Fleisch an den Handgelenken einschnitten und die Soldaten meine Befreiungsversuche erfolgreich unterbanden, mir dabei fast die Arme brachen. Ich war zu schwach, aber ich wollte einfach nicht aufgeben. Ich wollte um mein Leben kämpfen, das noch ganz neu auf Soma war!
Die Somaner beobachteten mein letztes Aufbäumen, ein Raunen ging durch die Menge – sie begann zu toben. Wüste Beschimpfungen gegen Parim erreichten mein Ohr, konnten mir aber keine Linderung verschaffen. Das Gebrummel und einige Aufschreie, wie "Stürzt den König", wurde immer größer. Nur hier, in der Menge konnte sich die Bevölkerung Luft über ihren Missstand machen. Es war ein geschickter Schachzug von Parim, immer wieder öffentliche Hinrichtungen durchzuführen, denn in der Menge fühlten sich die Somaner sicher und konnten ihren Unmut laut äußern – keine Einzelperson wurde ausgemacht und hielt die Bevölkerung für weitere Wochen, vielleicht Monate im Zaum – bis zur nächsten Hinrichtung.
Doch es war auch ein Spiel mit dem Feuer, denn einmal, ein einziges Mal genügte, da würde der Bogen überspannt werden – dann wäre Parim verloren.
Noch war es nicht soweit.
Ich wurde auf die Plattform gezerrt und wehrte mich immer noch heftig, ungeachtet der Schmerzen, die mir Fesseln und Soldaten zufügten. Beinahe wäre es mir gelungen einen Soldaten aus dem Gleichgewicht zu bringen, die Menge begann zu toben und zu jubeln, doch der Soldat fing sich wieder und als hätte Parim auf diesen Augenblick gewartet, tauchte er auf der anderen Seite der Plattform auf und die Menge verstummte augenblicklich.
Die Angst vor Parim war größer, als mein Elend sie dauerte.
Ich hörte auf mich zu wehren und starrte Parim erstaunt an, wie er sich elegant auf mich zubewegte. Ich hatte immer gedacht, dass die Herrscher die Hinrichtungen aus sicherer Entfernung beobachten würden – besonders Parim, der in jedem Moment ein Attentat befürchten musste.
Hier stand ich also meinem Scharfrichter persönlich gegenüber.
Er hatte mir vor Stunden versprochen, dass er sich an meiner Angst weiden würde, aber dass er dies so meinen würde, hatte ich nicht erwartet. Er erschien im Tageslicht ganz anders, als in seinem schummrigen Gemach: eine große, herrschaftliche Gestalt, die in einem königsroten Gewand gekleidet war, das perfekt im Gegensatz zu seinem schwarzen Haar leuchtete. Sein Haar war gerade so lang, dass es ihm leicht über die Schultern hing und seine Haut war braun gebrannt, was mir in dem dämmrigen Licht gar nicht aufgefallen war. Ich wollte nicht glauben, dass ein so gutaussehender Mann so grausam sein konnte! Doch seine schwarzen Augen versprühten die Grausamkeit, die in seiner Seele herrschte, sodass sein Aussehen mich nicht täuschen konnte.
Der zweite Schock traf mich härter, als der, Parim hier zu sehen: Rason betrat, gekleidet wie sein Vater, die Plattform!
"Rason!", rief ich zornig.
Seine Augen suchten die meinen und er besaß die Unverschämtheit überheblich zu lächeln! Er flüsterte seinem Vater etwas zu, dieser nickte und er schlenderte gemütlich zu mir. Die Menge hielt den Atem an.
Ich auch.
"Alena! Ich hätte nie gedacht, dass ich dich so schnell wieder sehen würde."
Meine Angst wurde von Wut verdrängt: "Ich dachte auch nicht, dass ich den Verräter jemals wieder sehen würde, der seine Freunde umbringen lassen würde. Du hast uns nur ausgenutzt. Schade, dass Yyro'ha und Dar'sal wieder frei sind. Diesen Triumph kannst du nicht genießen."
Rason lachte kalt: "Wir haben dich. Von den beiden droht uns keine Gefahr. Es wäre aber sehr gut möglich, dass du uns gefährlich werden könntest. Ich hätte nie gedacht, dass ich ausgerechnet durch dich in meine Heimat zurück kehren könnte. Schade. Ich hätte dich auf der Erde gern behalten, aber du musstest dich einmischen und hierher kommen. Hier gelten andere Gesetze – hier bist du eine Gefahr, die wir beseitigen müssen."
Ich kochte innerlich, wehrte mich wieder gegen Soldaten und Fesseln, aber da meinem Drang, Rason zu treten, nicht nachgeben konnte, weil er zu weit weg von mir stand, tat ich etwas, was ich noch nie getan und bisher immer verachtet hatte, was mir in diesem speziellen Fall aber ein wenig Genugtuung bereitete: Ich spuckte ihm direkt ins Gesicht!
Rason unternahm nicht einmal den Versuch sich über das Gesicht zu wischen, als hätte er diese Reaktion erwartet und enttäuscht gewesen wäre, wenn ich es nicht getan hätte. Er lachte, trat aufreizend langsam ganz nah an mich heran und schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht, sodass ich rückwärts gegen die Soldaten geschleudert wurde.
Die Menge hatte wie aus einer Kehle aufgeschrien und hielt danach ängstlich den Atem an.
Rasons Ring hatte auf meiner linken Wange eine tiefe, blutige Spur hinterlassen. Das Blut lief mir die Wange herab und die Haut meiner Wange brannte, das Fleisch darunter begann anzuschwellen. Ich fühlte die Schmerzen wie durch einen leichten Nebel – es machte mir nichts aus.
Meine Angst wurde von Wut, Rachegedanken und Scham überlagert. Ich blickte Rason tapfer in die Augen, bis dieser den Blick als erster abwandte. Ich hatte einen kleinen Sieg errungen, denn die Überraschung in Rasons Augen, bevor er seinen Blick senkte, war ein Trost für mich, der in mir den Wunsch weckte, dass ich in Würde sterben wollte.
Die Soldaten zerrten mich zu dem Holzpfahl in der Mitte des Podestes, banden mich mit einem langen Seil um die Hüfte daran, und ich hörte, dass die ganze Zeit die Menge um uns herum protestierte. ...
Wie es in "Wandlerin zwischen den Welten" weitergeht, lesen Sie im Fantasy-Roman der Autorin Bianca Wörter.
Bianca Wörter, die als gelernte Reiseverkehrskauffrau arbeitete, wechselte nach zehn Jahren in die Telekommunikationsbranche. Ihre Liebe zum Schreiben, die sie von Kindesbeinen an gepackt hatte, konnte sie nie verleugnen. Bianca Wörter veröffentlicht Bücher aus den Bereichen Lyrik, Satire und heroische Fantasy.
© "Wandlerin zwischen den Welten": Leseprobe und Buchcover-Abbildung von Autorin Bianca Wörter.
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