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Menschen brauchen Spiele, und das in jedem Alter – denn Spielen macht nicht einfach kreativ, es IST kreativ. Und da man den Wert des Spielens schon früh erkannt hat, wurden Dinge dafür bereitgestellt oder hergestellt: Spielzeug.
Wir wissen durch viele archäologischen Funde, dass einfache Spielsachen – wie Tiere zum Nachziehen oder Figuren, die Menschen darstellen – schon immer sehr beliebt waren. Man nahm an Materialien, was zugänglich war – so entstanden Puppen oder Tiere aus Ton, Leder, Holz und sogar aus Stein. Schon in den Anfängen der Menschheit gab es für Kinder Gegenstände, die ihrer Größe angepasst waren und die sie in irgendeiner Weise auf das Erwachsenendasein vorbereiteten, also funktionelle Spielsachen. So wie man später Puppenherde oder Eisenbahnen verschenkte, waren es wohl damals Waffen und Sachen, die der Herstellung von lebensrelevanten Gegenständen dienten.
Kinder ahmen die Großen gerne nach – und basteln sich das Werkzeug dafür selber. Wo es an einem elektrischen Herd in der Puppenküche mit allen Schikanen fehlte, übernahm ein Karton oder ein Holzklotz diese Rolle. Aus diesem Material konnte allerdings auch ein Zug oder ein Flugzeug werden – je nachdem, welches Kind gerade etwas brauchte.
Spielsachen sind natürlich auch Trends unterworfen – die richten sich zum großen Teil nach der Verfügbarkeit von Materialien. So gab es in früheren Zeiten kaum einen Jungen, der nicht mit Holzkreisel und der dazugehörigen Peitsche umgehen konnte. Die Peitschenschnur diente dazu, einen Kreisel anzutreiben, indem die Schnur sich um das Teil legte und abgerollt wurde. Wer das schon einmal versucht hat, kann vor der Geschicklichkeit der Kinder nur den Hut ziehen. Ein Schlager war auch der große Holzreifen, der mit einem Stöckchen am Drehen gehalten wurde. Überall sah man Kinder, die ihre Reifen neben sich herlaufen ließen und sie sehr präzise steuern konnten. Viele alte Abbildungen zeugen von dieser Mode.
Holz war ein sehr beliebter Werkstoff, um Spielzeuge herzustellen. Die berühmten Steckenpferde waren daraus gemacht, ebenso wie die Schaukeltiere für die Kleinen. Wo Kunststoff noch unbekannt war, nahm Holz als warmes, angenehmes Material den Hauptrohstoff für solche Dinge ein. Rasseln für Babys waren daraus gemacht, ebenso wie die Baukästen für Mädchen und Jungen. Puppenwagen aus Span und mit Holzrahmen und Rollen waren sehr in Mode. Soldatenfiguren und Pferdchen für die Jungs, und sogar die kleinen Roller, die Vorläufer der Skateboards, und deren Rädchen waren aus Holz.
Im Mittelalter gab es einen ganzen Berufsstand, der Spielzeuge aus Holz fertigte: die Dockenmacher. Gedrechselte Puppen und andere Kunstwerke wurden für Kinder hergestellt – der Begriff "Docke", der eigentlich Spielzeug im Allgemeinen bezeichnete, wurde zum Wort für Puppe. Für Kinder ebenso wie für Erwachsene wurden Brettspiele gemacht – und wie das Wort "Brett" schon ahnen lässt, ebenfalls aus Holz. Spielfiguren sind schnell geschnitzt, mit ein wenig Geschick und einigermaßen weichem Holz konnte schnell etwas gefertigt werden, denn solche Dinge vom Händler waren nicht billig in früheren Zeiten.
Bevor der Kunststoff den Markt eroberte als vergleichsweise billiges Material, waren Spiele wie "Mensch ärgere Dich nicht" oder andere Gesellschaftsspiele zum größten Teil noch aus dem natürlichen Stoff. Der Trend geht allerdings wieder dahin, denn natürliches Material hat eine eigene Qualität. Es wirkt nicht kalt und ist angenehm zum Anfassen – und Kinder mögen es. Die gute alte Holzeisenbahn für die Kleinsten findet sich wieder in manchen Kinderzimmern, ebenso wie die Baukästen oder Zusammensteckspiele. Für Erwachsene kommt so manches Solitär-Spiel edel daher in Birke oder Linde, und Marionetten sind immer noch beliebt – entweder zum Spielen oder als Blickfang. Nicht zu vergessen das gute alte Kasperle-Theater mit den Handpuppen – einfacher geht es kaum: eine Art Handschuh und ein geschnitzter Kopf.
Bevor Gummi für die Charakterfiguren in Mode kam, waren Seppl, Oma und das Krokodil aus Holz geschnitzt – und für Sammler heute sehr wertvoll. Ein solches Minitheater war ein echtes Kreativspielzeug: interaktiv – phantasieanregend – lustig. Und jedes Kind war sein eigener Programmdirektor. Spielzeuge sind ganz wichtige Lernmittel – sie lehren schon die Babys das Sehen, Greifen, Einordnen und Fühlen. Später sind sie die Bausteine für die kindlichen Phantasiewelten, und für die Großen das Ticket für einen Kurzurlaub in Richtung Entspannung.
Dabei kommt es nicht auf durchgestylte Produkte an – wer schon einmal beobachtet hat, was ein Kind alles aus ein paar Holzstücken "machen" kann, weiß, dass es nicht unbedingt Batterien zum kreativen Spielen braucht.
© "Spielen mit Holz ist kreatives Leben": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Foto des Kindes mit Holzreifen, Quelle: Andreas Praefcke, Lizenz: gemeinfrei.
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