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Schuld daran soll eine Londoner Theateraufführung gewesen sein, bei der auch Schlittschuhlaufen zu sehen sein sollte. Nur – wie stellt man so etwas auf der Bühne dar? Da soll ein findiger Mensch namens Jean-Joseph Merlin, seines Zeichens Belgier und Violinist, eine zündige Idee gehabt haben. Er brachte unter den Sohlen eines Schuhpaares einfach Rollen an, jeweils ein Paar vorne und hinten. Et voilà – eine runde Sache war da gelungen. Und zwar eine, die das Gestalten der Freizeit geradezu revolutionieren sollte. Das war so etwa um das Jahr 1760 herum.
Erst einmal aber geriet das Laufen auf Röllchen wieder in Vergessenheit, nur hin und wieder wurde es für das Theater wiederentdeckt, bis 1863 ein Amerikaner namens James L. Plimpton einen Rollschuh patentieren ließ. Von da an ging es rund, sozusagen. Die Rollschuhe wurden ständig verbessert, und sie wurden auch immer beliebter. Es gab Turniere, Tänze, Akrobatik und alles erdenkliche auf Rollschuhen – vor allem aber die Kinder liebten das Rollschuhlaufen. Noch im letzten Jahrhundert – so etwa einige Jahre vor Erfindung der Homecomputer – gehörte das Rattern der Rollschuhe zur ganz normalen Geräuschkulisse in den Städten und Dörfern. Wo es Kinder gab, war dieser Krach Normalität. In den warmen Monaten des Jahres kriegten sie die Schienen mit Rädchen kaum noch von den Füßen – nur Schule und Bett natürlich ausgenommen.
Die schweren Metallrollen donnerten über Kopfsteinpflaster ebenso wie über Bohlen und Bretter – die Eltern wussten meist nichts von den Eskapaden der Sprösslinge. War wohl auch besser so – denn ganz ungefährlich war der Spaß nicht immer. Man konnte die Rollschuhe unter den meisten Schuhen befestigen, nur wo das Gelände wenig rollenfreundlich war, trug man sie über der Schulter. Später gab es Vollgummirollen und Rollschuhe, die "mitwachsen" konnten, weil eine ausziehbare Schiene das Mittelteil bildete. Sie entwickelten sich weiter – bessere Kugellager und strapazierfähigere Materialien – sie wurden leichter und schneller, und vorne bekamen sie einen Stopp für Bremsungen.
Irgendwann gab es dann etwas völlig Neues: die Inline-Skates. Diese Dinger waren den Schlittschuhkufen nachempfunden, da die Rollen in der Mitte der Fußsohle verliefen. Außerdem waren sie am Stiefel fest installiert – tatsächlich eben wie die Teile für das Eis. Mit Skates fährt man nicht, man fliegt – zuweilen auch hart auf den Asphalt. Jedenfalls war die Jugend immer noch auf Rollen unterwegs und ist das bis heute.
Mittlerweile gibt es sehr viele Variationen der wendigen "Schuhe", wenn das Prinzip auch gleich bleibt. So ziemlich das Neueste sind Fersenroller – dabei werden Rollen mit einem starken Gummiband praktisch unter der Ferse am Schuh befestigt. Das Fahren damit erfordert einige Übung, bereitet aber riesiges Vergnügen. Aus der Mode kommen dürfte das "Asphaltfliegen" wohl kaum mehr – dafür sorgen schon weitere Innovationen. Und die Gaudi, die man draußen haben kann, hält ein wenig vom "Drinnensitzen" ab – das tut immer gut.
© "Der Tag als der Schlittschuh ins Rollen kam": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2013. Die Abbildung zeigt das deutsche Zusatzzeichen "Inlineskater frei", Lizenz: Public domain.
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