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Neulich auf einer großen Internetplattform postet jemand ein kleines Video, das eine kleine Katze zeigt, der man Söckchen über die Pfoten gezogen hat. Das Tier ist desorientiert und verängstigt, kann kaum die Balance halten und macht einen unglücklichen Eindruck.
Der kleine Film sollte lustig sein – aber es entwickelte sich eine rege Diskussion. Einige wenige Kommentatoren fanden die verwirrt umherstolpernde Katze "süß" oder "lustig", die große Mehrheit aber fand das eben nicht sehr komisch. "Grausam", hieß es da – und: "Tierquälerei".
Ein Kommentar fiel mir besonders auf. Sinngemäß lautete der: "Ihr seid hoffentlich alle Veganer, die ihr euch hier so aufregt. Wenn nicht, habt ihr nicht das Recht, euch so aufzuregen."
Eine einfache Frage, auf die keine einfache Antwort möglich ist. Jeder entsetzt sich über China, ein Land in dem Hunde auf der Speisekarte stehen (wie im Übrigen auch in der Schweiz, wenn auch nicht in diesem großen Stil). Die Hunde werden gefangen, zusammengepfercht, grausam gequält und schrecklich getötet. Die Bilder, die man hin und wieder in Filmen und Videos sieht, entsetzen die Betrachter.
Die gleichen Szenen kann man allerdings in jedem Mastbetrieb und jedem Schlachthof hier in Europa sehen. Kälbchen, Kühe, Schweine und Geflügel leiden ebenso wie die Hunde in Asien. Ein so großer Aufschrei ist deswegen allerdings nicht zu hören. Und hier muss man fragen, warum das so ist.
Wer Hunde gern hat, den überkommt das kalte Grausen bei dem Gedanken, diese zu essen. Man kennt diese Tiere, lebt auch mit ihnen zusammen und akzeptiert sie in den meisten Fällen als Freund und Familienmitglied. Ein Kalb ist zwar süß, sieht man es auf einer Postkarte oder auf einer Weide, was einen Glücksfall darstellt – vor allem für das Kalb – aber man kennt es nicht näher und macht sich über die Zukunft des Tieres keine Gedanken. Die hübschen Osterküken aus allen möglichen Materialien und auch auf Bildern sind ebenfalls niedlich. An die Fließbänder, auf denen sie zu Tausenden täglich zum Henker transportiert werden, mag man nicht denken. So ein Küken steht vielleicht als Salzstreuer auf dem Tisch, während man ein gebratenes Hühnchen verspeist. Der Fokus nimmt solche Widersprüche nicht wirklich wahr.
Die Frage stellt sich vor diesem Hintergrund immer dringender. Man sieht, wie jemand auf der Straße einen Hund schlägt und greift ein, holt die Polizei. Man kauft keinen Rassehund vom Züchter, sondern adoptiert einen Mischling aus einem Tierheim. Die Feuerwehr wird alarmiert, wenn Nachbars Katze auf einem Baum sitzt und sich nicht heruntertraut. Man spendet hier und da und trägt keinen Pelz. Und dann werden die Bratwürste in die Pfanne gelegt, weil es Zeit für das Mittagessen ist. Für diese Würstchen war sehr viel Leid, waren große Schmerzen nötig – ebenso wie für das Glas Milch zum Essen.
Ist die Liebe zum Tier glaubhaft, wenn eine Spezies schützenswert ist und die andere nicht? Und: Hatte der Kommentator, der eigentlich nur biestig sein wollte, am Ende recht? Sind denn nur Vegetarier oder Veganer "gute" Tierschützer?
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© "Fleischesser und Tierschutz – geht das?": Textbeitrag und Abbildung von Winfried Brumma (Pressenet), 2015.
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