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Freitags gibt es Fisch. Das ist noch in vielen Familien so, rein traditionell gesehen. Aber am Karfreitag gibt es in fast jeder Familie Fisch. Fragt man wieso, dann kommen Antworten, die meistens keine sind.
Wie man erfährt, hat diese Freitagstradition in diffuser Weise etwas mit dem Tod von Jesus Christus zu tun. Um diesen zu ehren, bzw. sein Opfer, wird bei gläubigen Christen auf das Essen von Fleisch verzichtet. Wieso die Kommunion der "Leib Christi" genannt wird, gehört nicht hierher, wenn es auch einen Bezug zu geben scheint.
Zurück zum Fisch. Nun besteht so ein Tier ja aus nichts anderem als Muskelgewebe, so wie ein Rind oder Schwein auch. Fisch ist also kein drittes Nahrungsmittel zu Fleisch und Pflanzen oder ihrer Bestandteile. Wie kommt nun irgendjemand auf die sonderbare Idee, dass Fisch etwas anderes ist als Fleisch?
Die Antwort darauf ist verblüffend einfach. Sie hat etwas mit dem Klerus zu tun. In früheren Zeiten hatte eben dieser sehr viel Macht. Klöster beherbergten unter anderem Gelehrte, begabte Pflanzenkundler und Heiler, und auch sehr viele Feinschmecker. Die klerikalen Tafelfreuden der reicheren und berühmteren Klausen waren vielleicht nicht gemäß des Armutsgelübdes, galten aber als Vorrecht der höheren geistlichen Herren.
Es gab wohl auch kaum jemanden, der ihnen dieses Recht streitig machen konnte. Nun war man sich darüber einig, dass der Genuss von Fleisch an Freitagen aus Respekt vor dem Herrn Jesus Christus zu unterbleiben hatte und der Mäßigung gefrönt werden solle, doch der Geist war womöglich willig, der Fisch – pardon – das Fleisch jedoch war schwach.
Brot und Feldfrüchte waren die Sache der hochgestellten Geistlichkeit und den Äbten verschiedener reicher Kloster eher nicht. Aber da jeder weiß, wie hervorragend gut zubereiteter Edelfisch schmecken kann, fand man einen Ausweg aus der lukullischen Misere: man bestimmte, dass Fische kein Fleisch und somit als Fastenspeise an Freitagen und hohen Feiertagen erlaubt seien.
So war jeder zufrieden. Das Volk war es so sehr, dass es noch heute diesen Kniff der klerikalen Schlemmer schluckt und nachplappert, wo es kann. So kommt es dann zu diesem Ausspruch in Zeiten, in denen Biologie Pflichtfach ist.
Wohl bekomms!
© "Tradition: Und am Freitag dann Fisch": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2015.
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