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Da Tamara immer noch keine Idee gekommen war, beschloss sie, am Nachmittag noch einmal hierher zurück zu kommen, wenn die Urlauber sich am Strand tummelten. Sie liebte es, den Menschen zuzuschauen, ihre Charaktere zu studieren und unheimlicherweise konnte sie immer genau vorhersagen, was als nächstes passieren würde, was die Leute sagen, wie sie reagieren würden und was sie absolut nicht mögen.
Diese Gabe brachte ihr viel Bewunderung ein, vor allem von einem ihrer Freunde, Thorben, der als Polizist im nahe gelegenen Wismar arbeitete. Wie oft schon hatte er den einen oder anderen Fall mit ihr besprochen, wenn er und seine Kollegen absolut im Dunklen tappten. Des Öfteren schon wurde sie von der Polizei offiziell als Beraterin hinzugezogen, wenn sie sich gar zu sehr und zu lange im Kreise drehten. Sie bewunderten die Frau für ihre Gabe, Verbindungen zu sehen, die im Grunde genommen offensichtlich waren und doch im Verborgenen lagen.
Natürlich zog die junge Frau auch hierbei ihren Nutzen, denn so bekam sie unzählige Inspirationen für ihre Geschichten und alle ihre Werke enthielten irgendwo ein Stück der hiesigen Polizeiarbeit. Oft saß sie nächtelang mit Thorben am Strand und sie sprachen über Fälle, über Verbrecher im Allgemeinen und ihre Figuren im Besonderen.
Tamara war bereits an der letzten Kurve vor dem unteren Strand angekommen, Finja trottete wie immer brav neben ihr her, als sie in der Ferne das Heulen von Sirenen vernahm. Sie blieb stehen und lauschte angespannt. Es war definitiv ein Polizeifahrzeug und es fuhr unverkennbar mit hohem Tempo in ihre Richtung. Sie ging weiter und als sie die Kurve hinter sich hatte, sah sie am Strand das kleine Fischerboot, welches vorher noch so weit vor der Küste lag.
Sie wunderte sich, warum sie so schnell wieder zurückgekehrt waren, schließlich lief dieses Boot normalerweise frühestens in einer Stunde ein, um dann den frischen Fisch direkt vom Boot aus an die Touristen zu verkaufen. Das Boot gehörte einem alten Freund von ihr, Henning. Er war ein Fischer wie aus dem Märchenbuch, seine feste Gestalt und sein zerzauster Bart passten perfekt zu seinem wettergegerbten und vernarbten Gesicht. Henning hatte ihr schon oft geholfen, vor allem nach dem Tod ihrer Eltern war er ihr eine große Hilfe. Ihm hatte sie ihr Häuschen zu verdanken und ihm hatte sie es auch zu verdanken, dass sie mit dem Schreiben begonnen hatte.
Wie oft schon war sie mit ihm hinausgefahren, wenn ihr jede Inspiration fehlte oder sie einfach nur mal komplett abschalten und zur Ruhe kommen wollte. Normalerweise konnte diesen alten Seebären nichts aus der Ruhe bringen, doch nun herrschte hektisches Treiben auf und vor dem Boot und allen stand irgendwie die Angst ins Gesicht geschrieben. Sie sah, wie Henning sich am Bug abstützen musste, um vom Boot zu kommen, er zitterte und sein sonst so braunes Gesicht wirkte weiß.
Tamara begann zu laufen, quer über die Salzwiesen, die eigentlich Naturschutzgebiet waren und nicht betreten werden durften. Sie hastete über die Wiesen, nur noch wenige Meter und sie war am Strand. Sie stürmte die letzten Meter bis zum Boot. ...
Wie es in "Der Leichenfang" weitergeht, lesen Sie im Kriminalroman der Autorin July Johnson, der im Sommer 2016 veröffentlicht wurde.
© Bei der Autorin July Johnson bedanken wir uns für die Bereitstellung der Leseprobe zu "Der Leichenfang".
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