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Stellen Sie sich dieses Bild vor: Ein großer, klarer und leuchtender Kristall zerbricht. Viele Splitter bedecken den Boden, jeder einzelne von der Klarheit und Helligkeit des Ganzen durchdrungen. Jedes Teilstück ist anders geformt und fordert das genauere Betrachten heraus. So ist es mit Irene Roys Buch "Gedankensplitter", das bereits im Sommer 2015 erschien.
Der Verlag merkt an: "Gedankensplitter" ist eine Artikelsammlung zu unterschiedlichen Teilbereichen. Dabei bezieht Irene Roy ihre Themen aus dem täglichen Leben – aus Beobachtung, Erzählung, Schlussfolgerung.
Die Autorin spricht Sie an, ja genau Sie. Und mich. Und fragt mit der Klarheit eines Kristallsplitters: "Wie schaffen Sie ein Problem?" Ja, wie geht man damit um, mit den Zweifeln an einem guten Leben? Wie wehrt man sich gegen die Zufriedenheit? Einige heikle Fragen.
Die in Wien lebende Autorin Irene Roy geht der Sache auf den Grund, fragt unverfroren – und man ist in der Defensive. Ja, wie schafft man sich jeweils ein Problem, das man eigentlich nicht hätte?
Die Texte in diesem Buch sind nicht durchaus fragende. Es sind Gedanken. Und vor allem solche Gedanken, die eigene Gedanken einfordern.
Fühlen Sie sich weitergetrieben und in Richtungen katapultiert, die Sie nicht einschlagen wollten? Ist Willenlosigkeit ein Schlagwort Ihres Daseins, dann lesen Sie "Billardkugel, Flipperkugel". Der Splitter mit dieser Überschrift tut, was ein Kristall im Allgemeinen tut: er erhellt.
Irene Roys Texte vermitteln den Eindruck, ein uns unbekannter Mensch würde sich vor uns hinstellen und Fragen stellen. Und zwar die richtigen Fragen. Oder ein Passant, den wir eigentlich nicht beachtet hatten, zupft uns am Ärmel und spricht ohne Umschweife genau den Punkt an, den wir als wund empfinden. Dringt wie ein Splitter direkt zu den wunden oder verdrängten Punkten vor. Zielgerichtet und ohne Schnörkel. Er könnte über "Selbstentwertung" sprechen oder Ihnen eine präzise "Anleitung zum Missverstehen" geben. Man hat sich vielleicht nie Gedanken darüber gemacht, wie man "Beziehungen künstlich beatmen" könnte, obwohl man es seit Jahren tut.
Irene Roy spielt das Spiel mit der Sprache auf sehr interessante Art. Sie versteht sich auf das Benennen, und das ist eigentlich selten. Damit macht sie Mechanismen sichtbar, die sonst verborgen laufen und ein sonderbares Mobile an Gewohnheiten und Ängsten antreiben.
Unsere Leseempfehlung: (Werbung) Trockenhumorig und eindringlich, sprachlich sehr gewandt und dazu kurzweilig zu lesen. Es macht Freude, Irene Roys "Gedankensplitter" aufzulesen. Die Taschenbuch-Ausgabe umfasst 196 Seiten und wurde im Westarp Verlag herausgegeben.
© "In der Defensive – Gedankensplitter": Rezension von Winfried Brumma (Pressenet), 04/2024. Foto des Buchcovers: Irene Roy.
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