|
Macht das Essen von Fleisch aggressiv? Eine auf diese Frage bezogene Suche im Internet fördert sehr viel konträre Beiträge, Meinungen und tatsächlich auch starke Emotionen, denen Ausdruck gegeben wird, hervor. Fleischesser seien in ihrer Grundhaltung aggressiver, heißt es da zum Beispiel. Das im Fleisch der Schlachttiere gespeicherte Adrenalin mache gewaltbereiter.
Grob gesagt wird behauptet, dass durch die Haltung und die Tötung ein Stresshormonausstoß im Fleisch verbleibt und somit vom Endverbraucher aufgenommen wird. Die gegensätzliche Meinung tut solche Aussagen als völlig blödsinnig ab.
Erstaunliche Informationen aus der Biologie werden da weitergegeben. Und es klingt völlig beruhigend logisch. Fleisch – so erfährt der Interessierte – kann so etwas gar nicht speichern und damit an denjenigen, der es verzehrt, weitergeben. Nachweisbar wäre das auch nicht.
Nicht jeder von uns ist Biologe oder Nahrungsmittelchemiker und muss sich auf das verlassen, das er hört und liest. Oder auf seine Wahrnehmung dieser Thematik, die eine gewisse Tendenz forciert. Wer leidenschaftlicher Steakliebhaber ist, filtert die Informationen mit Sicherheit anders als ein Veganer.
Was verrät uns das Bauchgefühl? Das Wortspiel sei verziehen. "Du bist, was du isst", sagt der Volksmund und legt die Serviette bereit. Denn Nahrungsmittel sind so viel mehr als reiner Treibstoff für den Körper. Nahrung ist auch Medizin, wie jeder weiß, der sich damit befasst. Der eine reagiert schlecht auf gewisse Dinge, der andere verträgt sie ohne weiteres. Man kann mit dem, was man isst, dem Körper helfen oder ihn schwächen, je nach Befindlichkeit des eigenen Systems. Wir wissen, dass ein zu wenig an Vitaminen oder anderen wichtigen Dingen ebenso schädlich ist wie ein zu viel. Die meisten von uns wissen, dass Äpfel eine kleine Vitaminbombe sind und Sauerkraut schon viele Seefahrer vor dem Skorbut bewahrt hatte in der Vergangenheit. Das lag am hohen Vitamin-C-Gehalt.
Generationen von Müttern und Vätern priesen – oft mit mäßigem Erfolg – Obst und Gemüse an, was die Adressaten dieser Werbefeldzüge, die Kinder, nur wenig interessierte. Fleisch wurde im Allgemeinen weniger als gesund angepriesen. Der Verzehr hatte viel mehr etwas mit Stärke und Kraft zu tun. "Ein Mann braucht ein Stück Fleisch, wenn er hart arbeiten soll", hieß es dann auch. Dass das eine Fehleinschätzung war, zeigen vegane Spitzensportler. Es läuft letztendlich wieder darauf hinaus, dass der archetypische Hang zum Einverleiben von Kraft und Fähigkeit des Unterlegenen hier greift. Was man sich aber mit einem Schnitzel so einverleibt, hat eher etwas mit der Pharmazie zu tun. Von Beruhigungsmitteln bis zu Bakteriziden ist alles im Programm.
Bei der Frage nach den gespeicherten Stresshormonen geht es aber um etwas anderes. Machen sie den Konsumenten aggressiv? Bei einer Debatte um diese Frage brachte auf einer Diskussionsplattform ein User doch tatsächlich Adolf Hitler ins Spiel. Denn der war Vegetarier. Und keineswegs ein friedliebender Mensch. Man könnte hier Mahatma Gandhi anführen, der ebenfalls Vegetarier war und tatsächlich ein Pazifist. Er brachte es immerhin fertig, sein Land mit Hilfe von sehr vielen meist vegetarisch lebenden Menschen von einer Besatzungsmacht zu befreien, und das fast völlig gewaltlos. Es gibt also immer ein Gegenbeispiel und weitere Möglichkeiten zum endlosen Debattieren.
Aber macht das Essen von Fleisch nun aggressiv oder nicht?
Was geschieht mit dem Tier im Schlachthaus? Mit seinen überaus sensiblen Sinnen, die denen des Menschen weit überlegen sind, weiß das Rind, Schwein, Pferd oder Federvieh sehr lange vorher, dass etwas Schreckliches geschieht. Was dann geschieht, ist ein Abtauchen in einen Ozean von Angst. Die Angst begleitet die letzten Stunden der Kreatur bis zum oft qualvollen Tod. Sie sterben nicht schnell und sie sterben nicht schmerzlos. Denn der Tod beginnt mit dem Transport. Diese vielen Stunden unter entsetzlicher Angst und entsetzlichen Schmerzen sind ein Adrenalin-Supergau. Es durchdringt das ganze Wesen, den ganzen Körper. Und es wird sich ebenso festsetzen in der Materie, wie die vielen pharmazeutischen Mittel das tun.
Aber somit wäre das Gefühl, das auf den Fleischverzehr folgt, Angst. Und es ist die Angst, die Menschen gewalttätig werden lässt. In den meisten Fällen jedenfalls. Angst ist ein ungeheurer Faktor, wenn es um unser Verhalten geht. Wer Angst hat, neigt zu aggressivem Verhalten. Somit wäre auch das Beispiel mit Adolf Hitler erklärt. Auch Vegetarier haben Ängste, die sie allerdings nicht durch den Verzehr von Fleisch potenzieren. Bei Hitler greifen wohl noch andere Thesen.
Wer Angst isst, fügt seiner eigenen Angst eine völlig neue Dimension hinzu, und muss irgendetwas tun, damit er nicht selber aufgefressen wird. Das ist natürlich nur eine Hypothese. Genau wie die, dass Fleisch keine Emotionen speichert.
© "Macht das Essen von Fleisch aggressiv?": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2016. Bildnachweis: oben: Spanferkel, mitte: Hausschwein, unten: Kuh (Pressenet), alle Bilder CC0 (Public Domain Lizenz).
Archive:
Jahrgänge:
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
2018 |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
2013 |
2012 |
2011 |
2010 |
2009
Themen:
Rezensionen |
Krimi Thriller |
Ratgeber |
Sagen Legenden |
Fantasy Mythologie
Noch mehr Bücher lesen (Werbung):
Fantasy & Science Fiction
| Krimis & Thriller
| Ratgeber
| Reise & Abenteuer
Sie schreiben anspruchsvolle Romane und Erzählungen? Wir suchen neue Autorinnen und Autoren. Melden Sie sich!
Wenn Sie die Informationen auf diesen Seiten interessant fanden, freuen wir uns über einen Förderbeitrag. Empfehlen Sie uns auch gerne in Ihren Netzwerken. Herzlichen Dank!
Sitemap Impressum Datenschutz RSS Feed