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Der Autor Roman Reischl hat Mitte Februar 2021 seinen zweiten Science-Fiction-Roman unter dem Gesamttitel "BIG PICTURE: Das große Ganze" veröffentlicht. Zur Erinnerung: Romans erstes SciFi-Werk hieß "ZEITREISE: Der Mandela-Effekt". Dieses Buch hatten wir Mitte 2020 vorgestellt (mit Klick auf den Link wird ein neues Fenster geöffnet).
Mit seinem neuen Science-Fiction-Spektakel verabschiedet sich der naturverbundene, alpenländische Schriftsteller aus dem denkwürdigen Jahr 2020 der Pandemie, das wahrscheinlich auch den Letzten zum Nachdenken gebracht hat.
Der Sinn des Lebens und des Universums ist für den Familienvater längst ein wenig ergründlicher. Mit diesem Buch will er aufzeigen, dass der Fantasie und der Liebe zur Existenz keine Grenzen gesetzt sind. Gewidmet ist das epische Werk seinem 2019 geborenen Sohn, dem "Geschenk Gottes" für Roman und seine Frau, der Illustratorin Monika Reischl.
Unser Buchtipp: Die Taschenbuch-Ausgabe von "BIG PICTURE: Das große Ganze" umfasst rund 320 Seiten und wurde via Bookmundo herausgegeben. Als E-Book ist dieser spannende Science-Fiction-Roman ebenfalls erhältlich.
14.04.3099 (menschlicher Zeitrechnung), Halen, Sternenbaum der Marciola.
Die Ebene war weit und unendlich. Ein beinahe wolkenloser Himmel spannte sich über ein wogendes Meer aus Gras, durch das sanft der Wind strich. Mogi blinzelte in die Sonne. Hier war alles ruhig, friedlich, doch es war nicht echt, mochte es noch so real wirken.
Der Bachei wusste, dass es nur eine Illusion war. In Wirklichkeit lag er zwischen den tiefen Wurzeln des Heimatbaumes, sein Körper wand sich in Krämpfen, während die Jäger und die Schamanin im Kreis um ihn herum saßen und sangen. Eine einzelne Trommel spiegelte seinen Herzschlag wider.
Nichts davon drang jedoch zu ihm durch. Er war durch das Auge von Ursula gegangen, um sein Geist-Tier zu finden. Hier war er allein mit der All-Mutter. Und wenn er zurückkehrte, würde er ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein. Gespannt sah Mogi sich um. Es gab viele Tiere in den Ebenen, doch welches würde wohl zu ihm, einem Marciola, passen, der sein bisheriges Leben im dichten Dschungel verbracht hatte? Ein Blacky konnte er sich vorstellen oder ein Alcazar.
Ein schwarzer Schatten am Horizont lenkte Mogis Aufmerksamkeit auf sich, er kam schnell näher. Es war ein Lucky! Instinktiv wollte der Bachei zu seinem Bogen greifen, doch da war nichts. Auch sein Messer war nicht da! Er war waffenlos! Dann fiel ihm auf: Jener jagte nicht, er floh vor etwas! Besagtes Ding war eine große, tiefschwarze, wabernde Wolke aus, ja, aus was? Mogi konnte es beim besten Willen nicht bestimmen. Vergleichbares hatte er noch nie gesehen oder davon gehört, doch die Gefahr, die von dieser Wolke ausging, war beinahe körperlich zu spüren.
Das größte und gefährlichste Raubtier des Dschungels rannte an dem Bachei vorbei und weiter über die Ebene, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Die schwarze Wolke folgte ihm mit ungeheurer Geschwindigkeit. Als sie an Mogi vorbeizog, war es ihm, als würde ihn ein eiskalter Hauch berühren. Er fröstelte unwillkürlich. Jenes Ding war gefährlich, wie es sonst nichts auf dieser Welt war. Über ihm erklang ein lautes Kreischen. Mogi hob den Blick und folgte dem blau-violett gestromten Alcazar auf dessen Gleitflug. Das Tier zog einen weiten Kreis um den Bachei und setzte zur Landung an. Seine mächtigen Flügel streiften das hohe Gras und wirbelten Staub auf.
Mit stolz erhobenem Kopf tappte es mit typisch unbeholfenen Schritten auf Mogi zu. Ihre Blicke trafen sich und auf einmal fühlte er sich, als wäre er der Alcazar. Mit kräftigen Flügelschlägen erhob er sich in die Luft und glitt auf den Winden über der Ebene dahin. Das Erstaunen von Mogi legte sich und wich dem euphorischen Gefühl eines Fluges, auch wenn er keinerlei Kontrolle darüber hatte, wohin sich sein Alcazar-Ich wandte. Er ließ sich führen, nun wieder völlig sicher in dem Wissen, dass Ursula ihren Grund haben musste, weshalb sie ihm dies alles zeigte. Mogi bemerkte, dass sie den Lucky und die schwarze Wolke einholten. Beide hetzten noch immer durch das Gras.
Einer der Jäger, einer der Gejagte. Plötzlich stolperte der Lucky und stürzte. Augenblicklich war die Wolke über ihm und verbarg den mächtigen Körper vor allen Blicken. Mogi hörte und fühlte sein Alcazar-Ich aufschreien. Schnell kamen sie heran und der fliegende Jäger ging in den Sturzflug über. Er streifte die Wolke mit seinen Klauen und erneut spürte er diese eisige Kälte. Kreischend landeten sie in der Nähe. Mit schlagenden Flügeln und drohendem Schreien und Fauchen bewegte sich sein Alcazar-Ich auf die Wolke zu. Sie schien zu zögern, doch schließlich wich sie zurück und ließ von ihrer Beute ab. Je weiter sie darauf zukamen, desto entfernter wich die Wolke. Der Lucky lebte, doch er hatte zahlreiche seltsame Wunden davongetragen, die nicht von Klauen oder Zähnen stammen konnten. Schwer atmend lag er da, und schien es noch gar nicht begriffen zu haben, dass er nicht mehr eingeschlossen war.
Die Wolke schien aufzugeben. Sie zerfaserte im Wind wie Nebel und löste sich schließlich ganz auf. Friedlich und ruhig wie zuvor lag die Ebene da, als ob hier nie etwas derartig Böses existiert hätte. Mogis Alcazar-Ich wandte sich zu dem Lucky um, der sich langsam und vorsichtig aufrichtete. Bebend saß er da, sah sich um und witterte nach der Gefahr, die ihn bedroht hatte. Doch sie war fort. Offensichtlich zufrieden damit sah er zu Mogi und beugte sein mächtiges Haupt vor dem Alcazar.
Mit einem Keuchen erwachte Mogi aus dem Traum und fuhr hoch. Für einen Augenblick fühlte er sich fremd in seinem Bachei-Körper, doch das verging schnell. Natale kam zu ihm und sah ihm forschend in die Augen. Offen begegnete Mogi dem durchdringenden Blick. Sie war Schamanin, sie deutete den Willen von Ursula. Bestimmt würde sie auch seine seltsame Vision deuten können. Sie nickte.
"Was ist mit dir?", meinte sie und fügte zu allen gewandt hinzu: "Lasst uns hinaufgehen."
Das war eigentlich nicht das, was Mogi gerade im Sinn hatte. Er musste wissen, was die seltsamen Bilder seiner Traumjagd zu bedeuten hatten. Dennoch folgte er Natale widerspruchslos. Als Jäger hatte er Geduld erlernt. Er würde warten, bis die Schamanin bereit war, mit ihm zu sprechen. Gemeinsam schritten sie den gewundenen Pfad im inneren des Heimatbaumes hinauf. Der gesamte Clan erwartete sie bereits.
Mogi sah in bekannte, lächelnde Gesichter. Er trat vor den Romeo und feierlich sprach jener: "Du bist jetzt ein Weazel, ein wahrer Sohn der Marciola. Du bist ein Teil des Volkes."
Nach diesen Worten legte er Mogi beide Hände auf die Schultern. Die Schamanin tat es ihm gleich und nach und nach hoben alle anwesenden Bachei ihre Pranken ebenso und gaben sie auf die Schulter eines ihrer Nebenleute, so dass der ganze Clan miteinander und mit Mogi verbunden war. Nach einem feierlichen Moment der Stille hob die Schamanin beide Arme.
"Lasst uns feiern!", rief sie.
Diese Worte ließen die Bachei jubeln. In Windeseile wurden die Trommeln und Flöten hervorgeholt und das vorbereitete Festmahl gebracht. Mogi aß und tanzte mit den anderen, nur das Bürgerbrau, das berauschende Getränk aus Rawp-Pflanzen, lehnte er ab. Zu präsent waren die verwirrenden Bilder seiner Traumjagd und die Fragen nach deren Bedeutung. Auch wenn er versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen.
"Ursula hat dir wohl geraten, kein Bürgerbrau mehr zu trinken", frotzelte Vitus und Rossi fügte in einem ganz ähnlichen Tonfall hinzu: "Oder hast du Angst, dass du morgen von deinem Alcazar fällst?"
Ohne zu zögern, konterte Mogi: "Na, irgendjemand wird euch später wohl in eure Schlafhöhlen tragen müssen. Oder ihr versucht es mit fliegen, wenn ihr genug getrunken habt!" ...
© Für die Textprobe aus dem Science Fiction "BIG PICTURE: Das große Ganze" danken wir dem Autor Roman Reischl sehr herzlich, 04/2021.
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