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Am 20. November jedes Jahres begeht die UNO den Weltkindertag. Zwischen verschiedenen Staaten variiert sowohl das Datum dieses Gedenktages als auch die Bezeichnung – der Kindertag in Deutschland wird z. B. bereits am 20. September festlich begangen – aber der Gedanke ist überall der Gleiche.
Bereits im September 1924 wurde die "Genfer Erklärung" zum Schutze der Kinder von der Generalversammlung des Völkerbundes verabschiedet. Es war höchste Zeit, dass sich die Regierungen der Kinderrechte annahmen. Kinderarbeit gab es zur damaligen Zeit z. B. im Bergbau, in der Textilindustrie oder sogar bis etwa 1950 auf Bauernhöfen – dort wurden die sogenannten Verdingkinder (dies sind Waisen- und Scheidungskinder) wie Leibeigene für Zwangsarbeit eingesetzt, meist ohne Lohn und Taschengeld. Aber auch heutzutage werden in vielen nichteuropäischen Ländern immer noch Kinder in Fronarbeit verschlissen – nicht aus Gleichgültigkeit der Eltern heraus, sondern aus purer Not.
So gesehen hat sich vieles zum Besseren gewendet – das Züchtigungsrecht wurde abgeschafft und Kinderarbeit ist strikt verboten. Man nimmt die Kinder als das wahr, was sie sind – als junge Menschen mit Rechten, denen gegenüber wir eine Sorgfaltspflicht haben. Das ist weit entfernt von dem nicht einmal böse gemeinten Spruch der alten Zeit: "Kinder soll man sehen, aber nicht hören". Sie sind, da sie eigene Bedürfnisse in vielerlei Hinsicht haben – vor allem, was das Konsumieren angeht – zu einem riesigen Wirtschaftsfaktor geworden.
In den frühen Jahren des Fernsehens wandte sich die Werbung ausschließlich an die Erwachsenen, da diese bestimmten, was in den Einkaufstaschen landete und was nicht. Die Eltern bestimmten im Großen und Ganzen auch über Kleidung und Haarschnitt, ebenso wie über die Einrichtung der Kinderzimmer. Heute fiele es keinem Zwölfjährigen ein, am Morgen das anzuziehen, was man ihm herausgelegt hat. Außerdem richtet sich der Inhalt des Einkaufswagens in sehr großem Maße nach den Wünschen der Kinder, weswegen die Werbung gezielt auf diese Konsumgruppe abgestimmt ist. Das alles ist keine neue Erkenntnis, sondern die Realität. Die Frage wäre, sollte man die Kinder nicht ebenso vor der rücksichtslosen Konsum-Manipulation schützen wie vor der Ausbeutung in Fabriken?
Künstlich erzeugte Wünsche greifen nahtlos in die Mechanismen des Gruppenzwangs und verbinden sich zu einem ungeheuren Machtfaktor. Selbst wenn manchen Jugendlichen nicht wirklich etwas an dem neuesten Handy liegt – um im sozialen Gefüge des Umfeldes nicht auf den unteren Stufen zu vegetieren, muss sich dem Zwang mehr oder weniger gebeugt werden. Eltern sind da kaum eine Hilfe – entweder leben sie diese Weise des Interagierens durch vertretende Symbole vor ... oder sie sind machtlos dagegen.
Diese Gedanken zum Weltkindertag gehen dahin, dass die vermeintliche Einfachheit jeder durch Klick oder Tastendruck zu initiierender Aktion die Kinder auf Dauer von der Realität entfremdet und zunehmend asozialer agieren lässt. Dieses Wort wird hier in seiner ursprünglichen Bedeutung verwendet, nämlich als Unfähigkeit zum sozialen Agieren, ohne sich dieses Mangels bewusst zu sein. Diese Mechanismen greifen nicht erst in der Pubertät, sondern lange vorher. Es gibt kaum ein zehnjähriges Kind, das nicht über ein Handy oder einen internetfähigen PC verfügt, den es zumindest teilweise nutzen kann – somit wird die eigentliche Kindheit drastisch verkürzt.
Sieht man die Kindheit als eine Phase des Lernens und des Behütet-Seins, so kann man diese bei den heutigen Gegebenheiten als beendet betrachten, lange bevor die Pubertät einsetzt. Nicht, dass die Eltern nicht schützen und behüten wollten – sie werden darin behindert, wo immer es möglich ist. Wir sorgen dafür, dass die Kinder weder an Tabakwaren noch an Alkohol leicht herankommen können, aber wir können nichts gegen die Übersättigung und den daraus resultierenden Zynismus tun, der nicht ausbleibt, wenn Heranwachsende Millionen von Internetseiten frei öffnen können.
Bedenkliches bzw. Schädliches wird nicht wahrgenommen – es macht keinen Unterschied mehr, ob der gezeigte Tod in einem Spiel mit täuschend realer Grafik oder in einem Video eintritt – die virtuelle Welt überlagert völlig die reale. Wenn es so ist, dass die Kinder unsere Zukunft sein sollen und diese Welt einmal aus unseren Händen übernehmen werden, dann besteht großer Handlungsbedarf. Gleichgültigkeit und Unwissenheit – das sind Themen, die uns an diesem Tag beschäftigen sollten.
© "Gedanken zum Weltkindertag am 20. November": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Grafik: Welthungerhilfe, Lizenz: gemeinfrei.
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