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Verflixt, es hatte sich doch so gut angelassen, als er das Auto auf dem Supermarktparkplatz aufgebrochen hatte. Niemand hatte ihn gesehen. Es ist unglaublich, was manche Menschen in ihren Autos alles liegenlassen und das zumeist noch gut sichtbar. Bei diesem hier, es war ein Mercedes der neueren Klasse, gab es nichts zu holen, außer dem Autoradio und einem Navigationsgerät. Beides konnte er gut und billig verscherbeln. Die Käufer dieser Artikel fragten zumeist nicht viel und wenn, konnte er ihnen glaubwürdig versichern, über einen seriösen Händler, der sein Freund war, an diese Artikel gekommen zu sein.
Mit seinen Kumpels hatte Edgar B. Wetten abgeschlossen, wer am schnellsten ein Auto knacken könnte. Er war tatsächlich der Schnellste und das brachte ihm den Spitznamen "Schneller Eddy" ein. Nun konnte seine Freunde das natürlich schon wurmen, aber noch mehr wurmte sie das Benehmen Eddys. Durch sein gutes Aussehen war Eddy in Frauenkreisen sehr beliebt und er ließ diesbezüglich nichts anbrennen. Es geschah nicht nur einmal, dass Eddy seinen Freunden die Freundinnen ausspannte und die erstgenannten daher nicht mehr seine Freunde waren. Und diese Mädchen waren es auch, die Eddy immer wieder Alibis gaben.
Bei der Polizei war Eddy zwar bekannt, aber sie kam einfach nicht an ihn heran. Sie wusste, dass die Alibis nicht stimmten, aber sie konnten ihm einfach nichts beweisen und die Mädchen konnten sie sich auch nicht so ohne weiteres vorknöpfen. Die Polizei indessen hoffte inständig, dass Eddy irgendwann einmal einen groben Fehler machen oder eines der Mädchen, die er zugunsten einer neuen Favoritin aufgegeben hatte, gegen ihn aussagen würde. Aber irgendwie schaffte Eddy es, es sich nicht mit seinen Verflossenen zu verderben.
Mit der Zeit dachte er über eine größere Sache nach. Er wollte sich nicht mehr mit solchen Kinkerlitzchen wie Autos knacken befassen. Seine Gedanken kreisten um das Ausrauben eines Juweliergeschäftes, natürlich nur, wenn niemand da war. Gewalt war ihm total zuwider, was dann auch für ihn sprach. Er hatte schon ein passendes Juweliergeschäft ausgekundschaftet und durchführbare Pläne geschmiedet. Er wollte diese Sache auch alleine durchführen, aber so weit sollte es nicht mehr kommen.
Nun saß er in Untersuchungshaft und seine Kumpels und die Polizei lachten sich dumm und dämlich über ihn.
Ein Alfred K. suchte ein Autoradio. Nach seinem letzten Coup bot Edgar diesem das Autoradio an; vom Navigationsgerät war nicht die Rede. In einem Café trafen sich Edgar und der eventuelle Käufer. Wie auch immer, Edgar hatte schon beim Betreten des Cafés ein komisches Gefühl, aber er brauchte dringend Geld. Hatte er doch erst vor kurzem seinem bis dahin besten Freund dessen Freundin Ilona ausgespannt und er wollte doch Ilona groß ausführen.
Nach dem Erkennungsmerkmal erkannte Edgar diesen Alfred sofort und nachdem sie sich gegenseitig vorgestellt hatten, kamen sie sehr bald zum "Geschäftlichen". Edgars ungutes Gefühl verstärkte sich, als dieser Alfred das ihm angebotene Autoradio so seltsam musterte. Spätestens als Alfred vorgab aufs Klo zu müssen und dafür ungewöhnlich lange brauchte, hätte Edgar türmen müssen, aber es hätte ihm nichts genützt, da er als Dieb des Autoradios erkannt war. Edgar hatte ausgerechnet dem Bestohlenen dessen Autoradio unter die Nase gehalten und Alfred hatte sein Eigentum erkannt. Auf dem Klo hatte er die Polizei verständigt und diese grinste hämisch, als die Handschellen um Edgars Handgelenke klickten.
© "Der tiefe Sturz des Edgar B.": Eine Kurzgeschichte der Autorin Ulla Schmid; 12/2019. Bildnachweis: Alarmgesichertes Auto wird aufgebrochen, CC0 (Public Domain Lizenz).
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