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Menschen, denen man eine gewisse Naivität bescheinigt, könnten fragen, was es damit auf sich hat: "Rente mit 67". Man könnte antworten, dass es einfach bedeutet, dass alle nur einige Jahre länger arbeiten müssen, um in den Genuss der wohlverdienten Rente zu kommen. Früher konnte man das ja schon, wenn man die sechzig gerade überschritten hatte.
Nun könnten die Leute nachhaken und wissen wollen, was genau damit erreicht werden soll, mit dem hinausgezögerten Ruhestand. Nach einigem Nachdenken kommt dann vielleicht folgende Antwort: "Wenn die Leute länger im Arbeitsleben stehen, kommt es zu einer Einsparung. Schließlich steigern sie durch ihre Arbeit einige Jahre länger das Bruttosozialprodukt. Sie tun also etwas für ihr Geld – anstatt in Rente zu gehen und nur noch kosten."
Ewige Miesmacher kontern da vielleicht folgendermaßen: "Ja, aber auch Rentner, die nicht arbeiten, müssen ja kaufen und tragen so auch etwas zur Wirtschaft bei." Diese Kleckersummen darf man aber nicht rechnen, will man den Sozialstaat am Leben erhalten. Da muss nämlich jeder Opfer bringen.
Manche können es nun immer noch nicht lassen und kommen mit den sonderbarsten Argumenten wie dem hier: "Ja, aber wenn die Stellen länger von denen besetzt sind, die eigentlich schon längst im Ruhestand sein sollten, müssen dann die Nachrückenden nicht mehrere Jahre in der Warteschleife verbringen? Kommt es dann nicht zur Stagnation auf dem Arbeitsmarkt?" Wirklich, es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden und denen man es nicht recht machen kann. Wir müssen eben alle mit anpacken, auch die Rentner – die Lebenserwartung ist schließlich unglaublich gestiegen in den letzten Jahren. Und wieso sollen die Alten schon so früh die Hände in den Schoß legen?
Und da führt auch schon wieder jemand den eigentlich zu Tode gerittenen Gaul in die Arena und meint: "Ja, aber wo soll denn nun überall angepackt werden? Es gibt doch gar nicht genug, um die Hände anzulegen. Und es ist doch so, dass immer weniger Menschen tatsächlich bis zur Rente in Arbeit stehen – die fallen doch meist schon Jahre vorher irgendwelchen Sparmaßnahmen und Streichungen zum Opfer. Außer natürlich diejenigen im öffentlichen Dienst. Und wenn man auch mit siebzig als einer der 'flotten Alten' gilt – die Zeitrechnung auf dem Arbeitsmarkt ist anders, da wird man ab 40 schon eher als Greis gehandelt."
Ja ist es denn zu fassen! Da erholt sich die Wirtschaft gerade und verzeichnet die niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit Jahren – dann kommt so ein Schwarzseher und macht wieder alles madig. Es geht eben darum, dass jeder Opfer zu bringen hat. "Ja aber", kommt da schon wieder so ein Einwurf, "wenn die Leute mit fünfzig auf der Straße sitzen und keine Anstellung mehr finden, sind sie mit sechzig längst bei dem Bezug von Hartz IV angekommen und kriegen gar keine Rente, sondern weiter nichts als den Regelsatz. Ist das vielleicht die angestrebte Einsparung?"
Nun ja, wer einzahlt, wird auch herausbekommen, so ist das nun mal. Es ist natürlich Pech für den Einzelnen, wenn er aus dem Arbeitsmarkt herausfällt, sicherlich – aber wir können ja keine Privatkredite mit unbestimmter Laufzeit vergeben, was die Rente dann nämlich wäre.
"Ich denke, ich verstehe", meinen diese Nervensägen dann, "durch das erhöhte Rentenalter werden zwar die Jobs für die Jüngeren knapper, aber dafür muss auch sehr viel weniger Rente gezahlt werden im Endeffekt. Weil nämlich der Gedanke, dass jemand so lange einen festen Job hat, nicht allzu realistisch ist. Raffiniert!"
Also manche Möchtegernversteher können einem den letzten Nerv rauben, oder nicht?
© "Opfer bringen: Rente mit 67. Wer dumme Fragen stellt": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010.
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