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Wegzudenken sind sie nicht aus der Literatur und auch nicht aus zahlreichen Filmen: die Detektive. Vor allem die Variante der privaten Ermittler war und ist immer noch für jede Menge spannender Geschichten gut.
Philip Marlowe, die berühmte Detektivfigur, die von Raymond Chandler geschaffen wurde, und die den Prototyp des grüblerischen und harten Einzelgängers in einer unmoralischen Welt darstellt, gehört zu den bekanntesten Detektiven überhaupt. Chandler hat mit diesem Charakter ein ganzes Genre begründet. Düstere Seitenstraßen in nächtlichen Metropolen, das leise Klicken, das man hört, wenn der Hahn eines Revolvers gespannt wird, und immer eine zwielichtige und hinreißende Frau gehören zu den Zutaten dieser Storys.
Eine andere Art von Privatdetektiven setzt weniger auf das Finstere und auf die Gewalt als auf die geistigen Fähigkeiten. Diese Ermittler brauchen in den seltensten Fällen eine Waffe oder auch nur eine Lizenz zum "Schnüffeln", sondern nur ihren brillanten Verstand. Die berühmte Miss Marple nutzt ihre hervorragende Menschenkenntnis, die sie sich durch ihr langes Leben angeeignet hat, um gedankliche Verbindungen herzustellen und liegt immer richtig damit. Ihr "Kollege", der Belgier Hercule Poirot nutzt seine "kleinen grauen Zellen", wie er das nennt, um mit rasiermesserscharfer Logik seine Fälle zu lösen.
Und wer kennt nicht die schon fast unheimliche Fähigkeit eines gewissen Mr. Holmes aus der Londoner Baker Street, die allerkleinsten Einzelheiten aufzunehmen und durch seine legendäre Beobachtungsgabe Fakten zusammenzustellen. Sherlock Holmes ist eine Figur mit einigem Tiefgang, die nicht nur als Sympathieträger gelten kann – trotz seiner bewunderungswürdigen Fähigkeiten. Diesen Part übernimmt sein Partner, der zuweilen etwas naiv wirkende Doktor Watson, der als treuer Freund immer zur Stelle ist.
Naivität ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Dummheit, wie das Beispiel des äußerst netten Father Brown zeigt – er ist ein Geistlicher mit gewissen Ambitionen, was die Verbrechensbekämpfung betrifft. Der gute Pater ist ein absoluter Menschenfreund, doch ist sein Spürsinn und seine Kombinationsgabe ein wahres Unglück für die "Bösen". Sein Erschaffer ist der Brite Gilbert Keith Chesterton, der seine Geschichten mit meisterhaft dargestelltem psychologischem Tiefgang erzählt. Der etwas verträumt wirkende Priester mit dem sonnigen Lächeln wird von den Verbrechern meist unterschätzt, was sich grundsätzlich als Fehler herausstellt – denn die blauen Kinderaugen hinter den Brillengläsern sehen mehr als den äußeren Schein.
Father Brown bekam in neuerer Zeit einen Kollegen aus dem Mittelalter, einen Mönch mit Namen Brother Cadfael, der in einer englischen Abtei des zwölften Jahrhunderts lebt und dem Stadtsheriff mit seinem kriminalistischen Spürsinn zur Seite steht. Der weltkluge Mönch, der früher einmal Kreuzfahrer war, verbindet bodenständige Frömmigkeit mit einer guten Portion gesunden Menschenverstands.
Bei all diesen Geschichten ist das Ende meist überraschend, doch die Faszination liegt im Weg dorthin – in der eigentlichen Fallgeschichte, die sich mit der Zeit durch viele kleine Hinweise entwickelt und niemals der Logik widerspricht. Sir Arthur Conan Doyle, der Schöpfer des Sherlock Holmes, ließ seine Figur einmal sagen: "Hat man das Unmögliche eliminiert, so muss, was übrig bleibt, mag es noch so unwahrscheinlich erscheinen, die Wahrheit sein." Dem kann kaum widersprochen werden, doch ist ein gutes Stück Geduld und viel Ermittlungsarbeit nötig, um die Wahrheit letztendlich herauszufiltern.
Die heutigen Privatdetektive sind keine glamourösen Erscheinungen – das dürfen sie eigentlich nicht sein, denn der Erfolg ihrer Arbeit liegt zu einem nicht geringen Teil in der Unauffälligkeit. Schließlich gehört zum Aufgabengebiet auch die Personen- oder Mitarbeiterüberwachung sowie Einschleusung, die notwendig wird, um Missstände in Firmen aufzudecken. Das sind Gebiete, in denen psychologische Kenntnisse ebenso gefragt sind wie Souveränität. Weiterhin gehören Begleitschutz zu den Aufgaben, ebenso wie Schuldnerermittlung oder das Suchen von Personen. Wer von anonymen Anrufern belästigt wird, ist gut beraten, sich an eine Detektei zu wenden, denn hier kann unbürokratisch und effektiv geholfen werden.
Zwar sind die "kleinen grauen Zellen", hervorragende Beobachtungsgabe und Flexibilität nach wie vor das wichtigste Handwerkszeug für einen Privatermittler, doch können die Erben von Sherlock Holmes heutzutage auf die Hilfe der modernen Technik zurückgreifen. Das Auswerten von Fingerabdrücken ist längst kein Monopol der Polizei mehr, sondern daktyloskopische Untersuchungen gehören zur Routine. Langfinger oder Saboteure in der Firma haben da schlechte Chancen.
Wenn man sich rechtzeitig entschließt, ein gutes Ermittlerbüro einzuschalten, kann dies Tausende von Euro ersparen – zum einen, wenn Diebstähle aufgeklärt und mutwilligen Schadensverursachern der Riegel vorgeschoben wird, zum anderen, wenn die Bonität der neuen Geschäftspartner im Vorfeld bekannt ist. Hat man den begründeten Verdacht, ein Ziel unsauberer Machenschaften zu sein und hat außer diesem Gefühl "nichts auf der Hand", kann man sich kaum schützen. Das ist der Punkt, an dem man eine Detektei einschalten sollte. Denn die Fachleute sind überaus versiert im Beschaffen gerichtsrelevanter Beweise. Stellt sich der Verdacht als haltlos heraus, umso besser – denn die Gewissheit wirkt überaus beruhigend.
Detektive verfügen über technische Möglichkeiten, die durchgehend auf dem neuesten Stand gehalten werden. Ein großer Teil von Betrugsdelikten oder anderer unsauberer Machenschaften spielt sich praktisch auf dem Computer ab. Der normale Bürger kennt kaum die Möglichkeiten, die man hat, um sogar vermeintlich verlorene Daten zu retten – die Nachkommen des Sherlock Holmes aber schon, denn sie bedienen sich der Computer-Forensik ebenso wie der Kamera. Sie sind auch behilflich, die Daten sicherer zu machen und tragen somit auch zum Verhüten von Schwierigkeiten bei.
Natürlich sind Ermittlungen privater Natur immer noch ein Thema, allerdings eines, das diskret und schnell bearbeitet wird. Modernste Technik und versierte Fachleute haben die Stelle vom lupenzückenden Detektiv eingenommen. Das ist vielleicht nicht mehr ganz so romantisch und abenteuerlich, dafür in höchstem Maße zuverlässig – und interessant ist die Welt der Ermittler mit Sicherheit allemal.
© "Die modernen Erben von Sherlock Holmes": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Mann flüchtet (Illustration), CC0 (Public Domain Lizenz).
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