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Eigentlich ist die Theresienwiese ein als Sonderfreifläche ausgewiesener 42 Hektar großer Platz in einem Münchner Vorort. Aber das ist nur eine geographische Beschreibung, denn dieses Areal ist weit mehr. Einmal im Jahr ist sie für die Münchner und Millionen von Besuchern aus aller Welt der Mittelpunkt des Universums, denn auf der Theresienwiese findet das Oktoberfest statt, oder auch die "Wiesn", wie es liebevoll genannt wird.
Dieses Ereignis ist nationaler Kult und eines der weltgrößten Volksfeste, zu dessen Anlass ein spezielles Bier gebraut wird, das über einen höheren Alkoholgehalt verfügt. Die Tracht ist eindeutig der modische Trend, und so kommen die meisten Besucher dieser ultimativen Gaudi zünftig in Dirndl und Lederhosen – sogar die Einheimischen. Was in den 16 bis 18 Tagen Festdauer in Sachen Spaß und Unterhaltung geboten wird, sucht seinesgleichen auf der Welt. Ca. 60.000 Hektoliter Bier gehen über die Theken der Festzelte und gut 500.000 Brathendl. Der gesamte Umsatz, der auf dem Oktoberfest gemacht wird, liegt bei fast 500 Millionen Euro.
Dabei hatte alles eher klein angefangen, vergleicht man die ersten Veranstaltungen mit den heutigen. Die Karriere der Theresienwiese begann am 12. Oktober 1810, denn an diesem Tage wurde hier ein Pferderennen veranstaltet. Dies bildete den Abschluss der tagelangen Hochzeitsfeierlichkeiten eines königlichen Paares, nämlich der Prinzessin Therese von Sachsen- Hildburghausen und dem bayerischen Kronprinzen Ludwig, dem späteren Ludwig I. Ein Bankier hatte das Ereignis hervorragend inszeniert – ein Pavillon war aufgebaut worden, in dem das königliche Paar Hof hielt und unter anderem die Ehrerbietungen von 16 Kinderpaaren entgegennahm.
Das Pferderennen geriet zu einem sehr erfolgreichen Ereignis, das Brautpaar unterhielt sich königlich und badete sozusagen in der Menge, denn ganze Scharen von Besuchern und Bewunderern lagerten auf einem Hang oberhalb der Wiese. Überliefert ist der Name des Mannes, der dieses Rennen gewann – es war der Kutscher Franz Baumgartner. Mit königlicher Erlaubnis wurde die Aue, die damals außerhalb der Stadt lag, fortan Theresiens Wiese genannt und behielt diesen Namen bis heute.
Da das Rennen so großen Anklang gefunden hatte, entschied man sich dafür, es im nächsten Jahr zu wiederholen. Das Oktoberfest war in seinen Grundzügen geboren, denn in den folgenden Jahren weitete sich das Ereignis aus. So wurde im Jahre 1811 zusätzlich zum Rennen ein landwirtschaftliches Fest abgehalten. Nicht lange und andere Attraktionen folgten, so wie Karussells und Buden. Ausschank gehörte natürlich dazu, und große Bier- und Festzelte gab es ab 1896.
Die Theresienwiese wird heute für vielerlei Feste genutzt, so gibt es seit 40 Jahren das Münchner Frühlingsfest. Es ist so etwas wie die "kleine Schwester" des Oktoberfestes und wird auch tatsächlich so genannt: "Die kleine Wiesn". Alle vier Jahre findet die Landwirtschaftsausstellung statt und in den Sommern und Wintern zieht das "Tollwood-Festival" viele Besucher an. Dieses Musikfestival bot in seinen Anfängen einheimischen Künstlern eine Plattform, hier traten Gruppen wie "Biermösl Blosn" auf oder auch Konstantin Wecker. Mittlerweile ist "Tollwood" auch ein angesagtes Ereignis für internationale Künstler, und Zirkusunternehmen schlagen hier ebenfalls ihre Zelte auf, wenn ein Gastspiel in der bayerischen Landeshauptstadt ansteht.
Die Theresienwiese ist auch wegen anderer Anziehungspunkte berühmt, denn im Westen des Geländes steht die Bavaria. Der Ausdruck bedeutet eigentlich "Bayern" und ist der Name der Patronin des Landes. Die mehrfach überlebensgroße Statue ist in ihrer Ausführung sehr bemerkenswert, denn sie besteht aus einem Bronzeguss und ist technisch eine Meisterleistung, die auch heute noch ihresgleichen sucht. Die Statue ist begehbar und verfügt in ihrem Haupt über zwei Sitzbänke für Besucher, die durch die vier Luken den Ausblick auf die Wiese und Teile der Stadt genießen wollen.
Das Standbild gilt als die monumentalste Darstellung der Bavaria überhaupt. Und ihrer Bedeutung gemäß ist ihr Standort auch vor der Ruhmeshalle, einer dorischen Säulenhalle, die im Auftrag Ludwig I. von Bayern entworfen und erbaut wurde. Der König hatte einen Wettbewerb ausgeschrieben, denn der Bau eines patriotischen Denkmals war ihm ein wichtiges Anliegen seit seiner Jugend. Vorgabe war zum Beispiel, dass Platz für etwa 200 Büsten vorhanden sein sollte und der Standort stand ebenfalls fest: etwas oberhalb der Theresienwiese. Ein bestimmter Baustil war nicht vorgegeben.
Nach einigen stilistischen Auseinandersetzungen der Konkurrenten trug Leo von Klenze den Sieg davon. Es kann durchaus vermutet werden, dass die von ihm einbezogene Kolossalstatue der Bavaria den König begeisterte, denn ein solches Vorhaben zu verwirklichen, schien ihm wohl so etwas wie die Nähe zu den großen Herrschern der Antike. Ein Ausspruch von ihm lautet: "Nur Nero und ich können solche Kolosse erbauen."
Die Büsten im Innern der Ruhmeshalle stellen so etwas wie einen "Walk of Fame" dar, denn nur äußerst verdiente Menschen erfahren die Ehre, hier einen Platz zu finden. Besondere Menschen wie Carl Orff, Sebastian Kneipp, Bertold Brecht, Georg von Reichenbach und viele andere, die der Literatur, der Kunst, der Humanität verhaftet sind oder in anderen Bereichen Großes geleistet haben, sind hier vertreten, wie unter anderem auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Die Theresienwiese bedeutet nicht nur denkwürdige Feste, sie ist auch ein Symbol für Bayern und alle, die es sympathisch finden.
© "Die Münchner Theresienwiese und das Oktoberfest": Textbeitrag von Pressenet und Mobihexer, 2010. Bildnachweis: Menschenmenge auf Oktoberfest, CC0 (Public Domain Lizenz).
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