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(Januar 2010) Man stößt beim Durchsehen der täglichen Nachrichten auf so manche Schweinerei, und manchmal ist es das im wahrsten Sinne des Wortes. So glaubten Innsbrucker Wissenschaftler, neue Erkenntnisse bezüglich der Behandlung von Lawinenopfern zu gewinnen, indem sie 29 lebende Schweine im Schnee begruben.
Ziel der Aktion war der Tod der Tiere, durch Ersticken, Erfrieren oder eine Injektion. Man beeilte sich zwar zu sagen, dass die Schweine betäubt gewesen seien, aber das brachte nicht viel – die Protestwelle gewann sehr rasch an Höhe und auch an Kraft.
Bei einer solchen Angelegenheit teilen sich die interessierten Beobachter meist in zwei große Gruppen. Konträr zu den empörten Tierschützern und Tierfreunden gibt es auch andere Stimmen. Beliebt in diesem Zusammenhang ist der Spruch einiger Wissenschaftler in der Vergangenheit – und leider immer noch in der Gegenwart – der von einigen nicht-informierten Bürgern gerne nachgeplappert wird: "Besser Tiere als Kinder, oder?"
Wenn sich die Nackenhaare angesichts dieser Frage wieder langsam gelegt haben, fragt man sich dann, ob irgendwann irgendwer diese beiden Optionen zur Wahl gestellt hat. Dem Bürger soll hier suggeriert werden, dass er seine Kinder beim nächsten medizinischen Dienst abliefern muss, damit sie vivisektioniert werden können. Das ist natürlich Unsinn, aber irgendwie greift es. Schließlich, so denkt der ängstliche Mensch, muss es doch Tierversuche geben – das nützt doch den Menschen.
Genau da kann man mit gutem Gewissen einhaken und sagen: Nein, muss es nicht – und: Tierversuche nützen gar nichts. Außer der Geldbeschaffung natürlich, und da nützen sie erstaunlich viel. In hanebüchene Forschungsaufgaben wurden in der Vergangenheit nicht anders als heute horrende Summen gesteckt. Der begeisterte Arzt kann für sein Projekt große Summen bekommen, und er poliert seinen Ruf mächtig auf.
Auf dem Forschungsauge sind Regierungen oft etwas blind. Wie kann so erklärt werden, dass Gelder in ein Experiment flossen, das Aufschlüsse über das Sexualleben von Katzen geben sollte? Und zwar nachdem man sie geblendet und ihr Gehör zerstört hatte. Jeder Laie hätte einiges dazu sagen können, die Katzen wurden nicht gefragt (diesen authentischen Fall hat der Autor Hans Ruesch in seinem Buch "Die nackte Herrscherin" beschrieben). Der Leser kann sich vermutlich in etwa vorstellen, wie die Einwirkung von großer Hitze, Kälte oder Elektrizität auf Organismen erforscht wird.
Aber was genau nutzt nun die Vivisektion, das Experiment am lebenden Tier? Nun, es nutzt eigentlich gar nichts. Jedenfalls nicht, wenn man die Ergebnisse auf Menschen übertragen will. Immer wieder haben große Chirurgen erklärt, dass es in keinem Verhältnis stehe und man nur am Menschen lernen kann. Entweder durch das Studieren von Patienten und Krankheitsgeschichten, oder beim Sezieren von Leichen. Nicht einmal ein toter Hund ist für die Humanmedizin brauchbar – höchstens für die Veterinäre.
Manche werden sich noch an den Fall "Contergan" erinnern. Dieses Mittel wurde lange Zeit an Tieren getestet, und für unbedenklich erklärt, da es keinerlei Beeinträchtigungen gab. Die betroffenen Menschenbabys hingegen waren sehr beeinträchtigt. Wo also lag der Nutzen der Versuche mit Tieren? Wir hätten heute wohl kein Penicillin, wären Fleming damals nicht die Labortiere ausgegangen. Entweder waren es Meerschweinchen oder Hasen, jedenfalls musste er andere Tiere nehmen als geplant, und das war gut so – denn für die von ihm favorisierten Tiere ist Penicillin tödlich. Er hätte das Zeug wohl in den Mülleimer geschüttet, und wir wären arm dran.
Zwei Beispiele von Hunderten, aber sie belegen wohl, dass die Ergebnisse meist eine Art Lotteriespiel sind, und keineswegs der Weisheit letzter Schluss.
Wo liegt der Gewinn, wenn immer noch täglich armen Viechern permanent Haarwaschmittel in die Augen geträufelt wird? Mittlerweile sind die Rezepturen abrufbar und jedem Laboranten bekannt. Das gilt auch für alle möglichen Kosmetika und Seifen. Hervorragende Simulationsprogramme machen das Froschabschlachten völlig überflüssig. Wie man nachlesen kann, scheiterten viele angehende Medizinstudenten an dieser Übung. Sie brachten es einfach nicht über sich. Und ich sage, dass auf diese Weise die wirklich guten Ärzte im Vorfeld ausscheiden.
Mir wäre ein Arzt und Chirurg, der keinen Sinn darin sieht, ein grausames und nutzloses Experiment durchzuführen, sehr viel lieber. Vielleicht würde die Menschlichkeit in der Humanmedizin dann nicht so rapide abnehmen. Es handelt sich oft um nichts weiter als dumme und grausame Traditionen, von denen die Götter in Weiß nicht lassen wollen. Notwendig sind sie durch die Erfahrungen und das Computerzeitalter nicht mehr – wobei die meisten es niemals waren, wohlgemerkt.
Was nun die Versuche an Kindern betrifft, die hat es immer gegeben. Im Dritten Reich im großen Stil, und in Kinderheimen und Kliniken wurden immer wieder Skandale aufgedeckt, die Testläufe von Medikamenten zum Gegenstand hatten. Behinderte oder elternlose Kinder haben nun einmal keine große Lobby, und normalerweise ist das Risiko gering, dass so etwas bekannt wird. Für Altenheime gilt dies genauso.
Davon abgesehen, dass jedem Menschen so etwas gründlich zuwider sein sollte, wäre es an der Zeit, den blinden Glauben an die Wissenschaft zu verlieren. Informationen sind leicht zu bekommen, wenn man sich die Mühe macht – im Fall der Tierversuche hilft schon der gesunde Menschenverstand, um ins Zweifeln zu geraten.
© Textbeitrag "Die fehlende Menschlichkeit in der Humanmedizin": Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Experiment mit Maus, CC0 (Public Domain Lizenz).
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