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Eines schönen Herbsttages im Jahre 6 nach Christus, es war um die Mittagszeit, ritt ein Mann in Rom ein. Sein Einritt wurde nur von den Gassenjungen bemerkt. Trotz seiner römischen Kleidung wurde er als Germane erkannt. Auch musste er sich gut auskennen, denn er ritt sofort zum Palast des Augustus. In barschem Ton verlangte er von den beiden wachestehenden Prätorianern, zu Augustus gebracht zu werden: "Ich habe ihm etwas Wichtiges mitzuteilen."
Die zwei Prätorianer stellten ihre Speere gekreuzt vor ihm auf.
"Wer bist du überhaupt und was willst du von ihm?", fragten sie arrogant zurück, ihre schlechte Meinung über die Germanen im Gesicht tragend. Der Germane bemerkte das wohl und wurde zornig ob des Hochmuts der Römer.
"Ich bin Arminius und römischer Bürger, lasst mich sofort durch!", befahl der Mann eisig und so herrisch, dass die Soldaten unbemerkt zusammenzuckten.
"Warte einen Moment, wir melden dich bei Augustus", meinte nun einer der beiden versöhnlich. "Titus, geh du und melde diesen Besuch!"
Der so Angesprochene machte eine Kehrtwendung und verschwand innerhalb der Palastmauern. Seinem Kameraden und Arminius schien es wie eine Ewigkeit vorzukommen, bis Titus endlich wieder auftauchte und herablassend äußerte: "Augustus ist bereit, dich zu empfangen. Weißt du, er hat schließlich noch mehr zu tun."
Arminius erwiderte darauf nichts und trabte mit mürrischem Gesicht hinter Titus her. Inzwischen waren sie über einen langen Gang im Gemach des Augustus angekommen. Augustus bot Arminius Platz und eine Erfrischung an, was von diesem erfreut angenommen wurde. Obwohl Augustus von Titus informiert worden war und wusste, wer der Mann war, fragte er sich doch, warum Arminius persönlich bei ihm auftauchte.
"Was führt dich nach Rom? Was gibt es so Wichtiges, dass du selbst hier auftauchst?"
"Ich bin Arminius, Fürst der Cherusker! Ich habe hier die militärische Ausbildung gemacht, bin römischer Bürger und im Offiziersrang wieder nach Hause gegangen. Ich möchte dir mitteilen, dass es im Norden Germaniens zu Unruhen kommt und Aufstände drohen. Dort sind Gerüchte über Steuererhöhungen und erhöhte Tributzahlungen im Umlauf."
"Arminius", sprach Augustus zu sich selbst, "ich kann mich nicht entsinnen, seinen Namen je einmal gehört zu haben. Aber im römischen Militär dienen viele Ausländer, da kann ich nicht jeden kennen."
Laut sagte er: "Wieso meldest du mir das? Du bist doch Germane und verrätst dein eigenes Volk?"
Arminius war auf diese Frage vorbereitet: "Von Geburt bin ich Germane, im Herzen bin ich Römer. Du weißt wohl, dass wir Cherusker uns vor zwei Jahren freiwillig Rom unterworfen haben und Verbündete sind und dass Freunde sich gegenseitig beizustehen haben. Auch wenn es sich um meine eigenen Leute handelt, hatte ich die Verpflichtung, dich zu unterrichten."
Der Germane und Augustus maßen sich. Jeder versuchte herauszubekommen, was für ein Mensch der andere war. Arminius konnte sicher sein, dass Augustus Erkundigungen über ihn einzog.
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© "Die List des Arminius (10. Kapitel)" ist eine Leseprobe von Autorin Ulla Schmid.
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