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Die denkwürdige Übertragung der ersten Mondlandung im Jahre 1969 ließ Millionen von Menschen vor dem Bildschirm verharren, auch diejenigen, die am nächsten Tag zur Arbeit mussten. Dieses unerhörte Ereignis, dass tatsächlich ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte, war der absolute Durchbruch in Sachen Raumfahrt.
Natürlich hatte es schon vorher bemannte Raumflüge gegeben. Die ersten wurden allerdings nicht von Menschen, sondern von Tieren absolviert, welche das Unglück hatten, dafür auserwählt zu sein. Es hatte außer Äffchen auch die berühmte Hündin Laika getroffen, die immerhin als erste einen Flug in den Orbit machte. Es ist anzunehmen, dass es ihr nicht besonders gefiel, denn sie starb einige Stunden nach dem Start an Stress und Überhitzung.
Trotzdem war dieser erste Hüpfer sozusagen ein Erfolg bzw. ein Durchbruch, was die Raumfahrt betraf. Aber nichts, auch nicht die erfolgreichen Flüge der amerikanischen und russischen Raumflieger, war so bedeutsam wie die Landung auf dem Mond. Der Erdtrabant war seit jeher ein Symbol für die Menschen gewesen. In fast allen Sprachen galt der Himmelskörper als weiblich und als sichtbares Zeichen von Göttinnen. Die Kinder kannten hierzulande alle die Geschichte vom Mann im Mond, der dort oben hin strafversetzt worden war, weil er an einem Sonntag arbeitete.
Viele Geschichten hatten den geheimnisvollen Erdbegleiter zum Gegenstand, er hatte eine wichtige Rolle in vielen Märchen. So war Peterchens Mondfahrt ein heißgeliebtes und vielgelesenes Abenteuer, das seinen Weg vom Weltraum auf die Filmleinwand fand. Die Literatur nahm sich des Mondes an, von Jules Verne bis hin zu den Autoren der Groschenheftchen, und verlegte die Abenteuer ihrer Helden dorthin. Eine Reise zum Mond war der Gipfel der Abenteuerlichkeit, und die Schriftsteller konnten ihrer Fantasie freiesten Lauf lassen. Nebenbei bemerkt gibt es den Ausdruck "mondsüchtig" immer noch in unserer Sprache, er bezeichnet entweder einen Schlafwandler oder einen liebenswerten Spinner.
Auch die meisten Gruselgeschichten kamen ohne diesen Himmelskörper nicht aus, schließlich wusste jeder Werwolf, dass es wieder einmal Zeit für eine Verwandlung war, wenn es auf Vollmond ging, und Vampire waren ein gutes Objekt als Riesenfledermaus beim Anflug vor der Mondscheibe.
Unserem Nachtgestirn haftete immer ein etwas zweifelhafter Ruf an – die Weisheit der Kräuterkundigen, die verschiedene Mondphasenzeiten beim Sammeln einhielten, machten das nicht besser. In vielen Kinderbüchern für die Allerjüngsten prangte der "gute Mond" bezipfelmützt im Kreise seiner begleitenden Sternchen ... manchmal hielt er gar eine Laterne. Meist wurde er als Sichel dargestellt, die ihre Mütze auf der oberen Spitze trug. Diese Sichel fand auch ihre Verwendung in der klerikalen Kunst – manche Madonnen haben eine zu ihren Füßen – vermutlich hat diese Beigabe ihre Wurzeln in der vorchristlichen Zeit, in der eine Göttin für den Mond zuständig war.
Diese erste Mondlandung nun entzauberte den liebgewordenen romantischen Nachtbegleiter gründlichst. Er bestand tatsächlich aus nichts anderem als Fels und Sand und wurde umgehendst kartographiert. Es wurden auch keine Mondkälber oder sonstigen Bewohner gesichtet, er stellte sich als völlig unbewohnt heraus – leider auch auf seiner dunklen, der Erde abgewandten Seite.
Aber die Märchen von Feen und anderen vortechnischen Weltraumreisenden waren schon längst durch neuere Geschichten ersetzt worden. Die Weltraumforschung, der die Kinderschuhe eben anfingen, an den Zehen zu drücken, war auf der Leinwand schon längst erwachsen geworden. Angenehmes Schaudern bei Invasionen außerirdischer Fieslinge erhöhte den Popcorn-Bedarf in den Kinos und versammelte die Familien vor den Fernsehern. Und da gab es sowieso keine Grenzen mehr.
Auch hierzulande flog ein smarter und recht rebellischer Kapitän mehrere Raumschiffe zu Bruch, was ihm eine Strafversetzung nach der anderen eintrug. Major Cliff Allister McLane und seine Crew waren ein absolutes Novum und sind heute Kult. Die Serie in Schwarz-Weiß wurde mit einfachsten Mitteln gedreht, aber die Illusion war trotzdem perfekt. Es gab alles, was man brauchte in der unterhaltsamen Zukunft: Böse Aliens und durchdrehende Roboter, die sich gegen ihre Erbauer wandten. Asimovs Robotergesetze fanden bei Raumschiff Orion noch keine Anwendung. Interessanterweise gab es auch weibliche Crewmitglieder, und vor allem den legendären Sicherheitsoffizier Tamara Jagellovsk, die sich mit dem Commander so manches Duell lieferte.
Was vorher ungewöhnlich war, füllte auf einmal die Fernsehabende, denn ausländische Serien wurden importiert. Mondbasis Alpha zum Beispiel oder die Endlos-Serie Invasion von der Wega. Es waren immer Invasoren mit äußerst fragwürdigen Absichten im Spiel, bis auf einmal ein hochgewachsener Extraterrestrier mit spitzen Ohren und ironischen Brauen auftauchte. Mr. Spock war Offizier auf einem Raumschiff, das sich Enterprise nannte, und er machte Außerirdische ein für allemal salonfähig. Die Abenteuer des Schiffes mit seiner bunt zusammengewürfelten Besatzung waren ein absoluter Meilenstein in der Geschichte der Science-Fiction-Serien.
Der Vater der Serie, Gene Roddenberry, brach nebenbei mit so manchem Tabu. Der Kuss zwischen der Funkoffizierin Uhura und Captain Kirk trat Ende der 1960er eine Lawine an Protesten los – denn Lieutenant Uhura war farbig. So gesehen ebnete die Enterprise tatsächlich den Weg in eine menschlichere Zukunft. Die Serie wurde in wohl alle Länder der Welt verkauft und war ein absoluter Erfolg, an den weitere Star Trek Produktionen anknüpfen konnten. Und immer wurde eine Lanze für das Außergewöhnliche gebrochen, sozusagen ein Lerneffekt nebst bester Unterhaltung.
Ein Höhepunkt war der Gastauftritt von Professor Stephen Hawking, der sich als Trekkie outete. Ein Schiff wie die Enterprise ist fähig, sich der Raumkrümmungen zu bedienen und so etwas wie den Hyperraumsprung zu machen. Der Warp-Antrieb sorgt für eine zumutbare Reisedauer, denn es würde tatsächlich in den meisten Fällen mehrere Generationen dauern, um die Entfernungen zu überwinden. Nun ist die tatsächliche Raumfahrt noch weit entfernt von solchen Schiffen, aber faszinierend ist sie trotzdem.
Noch nie wussten wir so viel über die Sterne unseres Sonnensystems und weit darüber hinaus über die angrenzenden Galaxien. Das Hubble-Weltraumteleskop sendet unglaublich schöne und detaillierte Bilder, die weit entfernt davon sind, langweilig zu sein. Es wird noch lange dauern, bis eine Reise zum Mond vergleichbar ist mit einem Transatlantikflug – aber in Sicht ist es tatsächlich. Schließlich sind die bemannten Raumstationen auch Wirklichkeit geworden, und niemand haut sich mehr die Nacht um die Ohren, weil die Ablösung für die "Mir" oder sonst eine Basis startet – meist geht das in den Nachrichten unter und niemand bekommt es mehr mit.
Inwieweit die Raumfahrtprogramme tatsächlich notwendig sind, ist ein Punkt, an dem sich nach wie vor die Gemüter erhitzen. Die Kosten dafür sind natürlich "astronomisch" und mancher denkt, dass diese Unsummen besser für den Planeten verwendet werden sollten, der im Moment der aktuellste ist – unsere Erde. Das hat sicherlich seine Berechtigung, aber niemand wird die Forschung jetzt noch stoppen können. Wir stehen wohl auf der Schwelle zu neuen Welten, allerdings wäre es schön, wenn die gute alte Erde trotzdem heil bliebe.
© "Zum Tag der Weltraumforschung am 20. Juli – Von Jules Verne zum Hyperraumsprung": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2010. Bildnachweis: Raumschiff auf Fantasy-Planet, CC0 (Public Domain Lizenz).
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