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Eines Tages war es dann soweit. Der Stau war komplett. Alle, aber auch wirklich alle Straßen waren dicht. Niemand konnte mehr weiter, weder vorwärts noch rückwärts. Auf keiner Straße, nicht einmal in der kleinsten Nebenstraße. Am Anfang kamen im Autoradio noch Witze darüber. Derjenige, der die erste freie Straße meldete, sollte einen Preis gewinnen. Die Meldung kam aber nie, zumindest nicht solange die Tanks noch halbwegs voll waren und die Batterien noch für Strom sorgen konnten.
Die ersten Stunden waren noch sehr hektisch, die Fahrer stiegen aus, wieder ein, schalteten den Motor aus und dann doch wieder ein. Vor allen Dingen auf den Autobahnen gab es keinen Kontakt zur Außenwelt, außer Handys und Radios. Die Rettungsdienste steckten genauso im Stau. Und es wurde reichlich telefoniert. Mit zuhause, mit dem Büro, mit den Kunden, mit dem Zahnarzt, mit Freunden. Zur Polizei und zum Technischen Hilfswerk kam man nicht durch. Die Leitungen waren hoffnungslos überlastet. Obwohl es im Stau selbst keine nennenswerten Zwischenfälle gab.
Als der Abend kam, wurden die Fahrer ruhiger. Irgendwie wusste jeder, dass er sich auf eine unbequeme Nacht einrichten musste. Inzwischen wussten alle Bescheid, die Lieben zuhause waren einigermaßen beruhigt. Im Autoradio wurde weiterhin gemeldet, dass man die Ruhe bewahren, zuhause bleiben oder, wenn man im Stau stand, abwarten solle. Hilfe sei unterwegs.
Der Morgen danach war kein schönes Erwachen. Die meisten hatten inzwischen ziemlich Durst und auch Hunger. Wer in Dörfern oder Städten auf der Straße stand, hatte es noch einigermaßen gut. Obwohl viele Ansässige etwas dagegen hatten, dass mehr als 200 Personen ihre Toilette benutzen wollten, konnte man sich auch da einigen. Das größere Problem war, dass die Bäckereien, Metzgereien und Supermärkte sehr schnell leer gekauft waren.
Von überall strömten die Menschen, nicht wie sonst mit dem Wagen, sondern zu Fuß, mit Fahrrädern und sogar zu Pferde, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen. Aber die Supermärkte bekamen selbst keinen Nachschub mehr. Der stand im Stau. Erste private Hilfsaktionen liefen an. Spontan wurden behelfsmäßige Kindergärten gegründet, um die Kleinsten zu unterhalten und zu versorgen. Butterbrote und Tee wurde organisiert und verteilt, solange noch etwas da war. Wer konnte, nahm Menschen von der Straße auf, mehr als 24 Stunden im Auto sitzen wollte niemand seinen Mitmenschen zumuten.
Am späten Nachmittag des zweiten Tages wurde bekannt, dass es um 17.00 Uhr eine Regierungserklärung geben würde. Wer in den Wagen noch Strom hatte, lud seine Stau-Nachbarn ein, die keinen mehr hatten, und man wartete gespannt darauf zu hören, was die Regierung zu dieser Situation zu sage habe und was man zu tun gedenke. ...
Wie diese Geschichte weitergeht, lesen Sie im Buch der Autoren Wilfried Rottler und Thomas Bierling: "Sinneswandel: Kurze Kurzgeschichten. Gedachte Gedanken". Auf 144 Seiten lesen Sie scharfsinnig pointierte und herrlich böse Texte der beiden Autoren. Bitte beachten Sie auch unsere Rezension zu diesem Buch. Das Buch ist via Amazon erhältlich.
© "Der letzte Stau – Hilfe ist unterwegs": Leseprobe und Abbildung des Buchcovers mit freundlicher Genehmigung von Wilfried Rottler
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