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Die Welt trägt grün am 17. März – denn es ist der Tag des heiligen Patrick von Irland, der St. Patrick's Day. Die Vorliebe für diese Farbe geht soweit, dass zum aktuellen Anlass mancherorts – wie zum Beispiel in Chicago – die Flüsse grün gefärbt werden. Es gibt auch eingefärbtes Bier an diesem Tag, und natürlich ist jede Krawatte, jedes Hemd und jeder Hut grün. Das riesige und weltweit gefeierte Spektakel geht auf den ersten Missionar Irlands, eben St. Patrick, zurück. Eigentlich ein irischer Feiertag, wird er doch heute auch von immer mehr Nicht-Iren in aller Welt begangen.
Wie bei allen beliebten Heiligen gibt es viele Legenden um deren Leben und Wirken, bei denen die tatsächlichen Ereignisse mit fiktiven zusammenfließen. Um Patrick von Irland gibt es gleich zwei Legenden, gewissermaßen zwei Geschichten um ein und denselben Mann. Was man über den Hl. Patrick weiß, stammt vor allem aus seinen eigenen Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass er ursprünglich Patricius genannt wurde und der Sohn eines römischen Offiziers war, der in Britannien Dienst tat. Interessanterweise war der Vater Christ und verrichtete neben seinen militärischen Aufgaben auch den Dienst eines Diakons, und seinem Sohn Bildung und christliche Erziehung mit auf den Lebensweg gab. Der junge Patrick wurde von Sklavenjägern geraubt und in die irische Provinz Ulster gebracht, wo er fliehen konnte und sein Leben als Verkünder des Christentums begann.
Aus späterer Zeit stammt die andere Geschichte, die eine deutlich romantisierte Fassung darstellt und walisisch-irischen Ursprungs ist. Hiernach nämlich wurde der Heilige als Heide geboren, und zwar unter dem Namen Patrick Maewyn in Wales. Als er etwa sechzehn Jahre alt war, wurde er von plündernden Iren entführt und nach Irland gebracht, wo er als Leibeigener Schafe hüten musste. Es heißt, dass er trotz seines Loses als Gefangener begann, das Land zu lieben und sich ihm verbunden zu fühlen. Er kam mit dem christlichen Glauben in Berührung, der ihm Trost spendete und die Kraft, seine Gefangenschaft zu ertragen. Nach Jahren der Knechtschaft erschien ihm ein Engel, der ihn zur Flucht mahnte, die er auch wagte und tatsächlich entkam.
Weiter berichtet die Legende, dass er sich nach Frankreich durchschlagen konnte, nach Auxerre, wo er in einem Kloster unterkommen konnte. Patrick trat vollends zum Christentum über und erreichte die Priesterwürde. Seine Gedanken kreisten immer um Irland, das ihm zur Heimat geworden war, und er sah sich als Auserwählten, der die Heiden dort zum Christentum bekehren sollte. Und tatsächlich riefen ihn in seinen Träumen Stimmen zur Rückkehr – Stimmen, die ihm irisch vorkamen und in seiner Vorstellung um die Gnade Gottes baten. Vom Papst Coelestin I. auf die grüne Insel gesandt, entfaltete Patrick nun seine charismatischen Kräfte, um das Volk zu bekehren. Eine Legende erzählt davon, dass der Missionar kraft seiner Gebete das Land von den giftigen Schlangen befreit habe – was wohl als Gleichnis in Bezug auf das Heidentum und seine Priester zu deuten ist, denn giftige Reptilien gab es in Irland nicht.
Durch ganz Irland soll er gereist sein, viele Klostergründungen vorgenommen und tausende Iren bekehrt haben, so heißt es. Als nicht nur frommer, sondern auch gebildeter Mensch regte er das Niederschreiben von Geschichten an, welche bis dahin nur mündlich weitergegeben wurden – was im Übrigen auch für jede Art von Wissen galt. Wie bei anderen Heiligen auch rankten sich immer mehr Legenden um ihn, seine Person wurde in einer Art verklärt, dass sie in gewisser Weise für das christliche Irland stand und auch heute noch steht. Sein Grab befindet sich in Downpatrick in Irland, seine Statue auf dem heiligen Berg Irlands, der darüber liegt, dem Croagh Patrick. Tausende von Menschen pilgern jährlich dahin.
Man hat Irland immer die grüne Insel genannt, und nichts ist irischer als St. Patrick – der nationale Heilige des Landes. Deswegen ist der St. Patrick's Day nicht nur eine Hommage an diesen Heiligen, sondern eine Liebeserklärung an Irland, besonders für die Iren, die anderswo in der Welt leben. Sie feiern damit ihre Heimat und das tiefe Gefühl dafür – und wenn Nicht-Iren diesen Tag festlich begehen, dann hängt es wohl auch mit ihrem Zuhause zusammen: der Mutter Erde, die in vielen Weltgegenden frisches Grün trägt zu dieser Jahreszeit. Es ist ein erdiges Fest, eines für Frohsinn und Ausgelassenheit – mag der Anlass nun der Tod eines frommen Mannes sein oder nicht. Vielleicht steht Patrick von Irland für die Liebe jedes Menschen zu seinem Land, der Erde.
© "St. Patrick's Day – Die Welt feiert in Grün": Textbeitrag von Winfried Brumma (Pressenet), 2011. Bildnachweis: Chicago River, CC0 (Public Domain Lizenz).
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